Hintergrund
Wie es die Opposition Prodi schwer machte
24.01.2008
Hier finden Sie eine Chronik der turbulenten 20 Monate der zweiten Regierung Prodi.
April 2006:
Prodi, der bereits von 1996 bis 1998
Ministerpräsident war, gewinnt die Parlamentswahl mit der denkbar knappen
Mehrheit von zwei Senatssitzen. Damit wird jede wichtige Abstimmung zum Test
für die Geschlossenheit der Koalition, deren Spektrum von Katholiken bis zu
Kommunisten reicht.
Februar 2007:
Prodi tritt zurück, weil linke Koalitionspartner
ihm vor allem wegen der Präsenz italienischer Truppen in Afghanistan die
Gefolgschaft verweigern. Auf Bitten von Präsident Giorgio Napolitano kehrt
Prodi ins Amt zurück und gewinnt später eine Vertrauensabstimmung.
Oktober 2007:
Die beiden größten Koalitionsparteien schließen
sich zur Demokratischen Partei (PD) zusammen. Für den früheren
EU-Kommissionspräsidenten Prodi ein zweischneidiges Schwert: Zwar hat Prodi
immer wieder für eine Einheit der Linken plädiert, doch erwächst dem spröde
wirkenden Regierungschef im populären PD-Chef und römischen Bürgermeister
Walter Veltroni ein potenzieller Nachfolger.
Im selben Monat fordern Hunderttausende linke Demonstranten in Rom höhere Sozialleistungen und Renten. Justizminister Clemente Mastella gibt der Mitte-Links-Koalition nur noch wenige Monate.
November 2007:
Oppositionsführer und Ex-Premier Silvio
Berlusconi fordert Neuwahlen. Dafür hätten acht bis zehn Millionen Menschen
in einer Unterschriftenaktion plädiert. Im oppositionellen
Mitte-Rechts-Bündnis treten Risse zutage, weil Berlusconi das Bündnis "Haus
der Freiheiten" auflöst und Mitglieder anderer Parteien aufruft, sich seiner
Partei "Volk der Freiheit" anzuschließen.
Dezember 2007:
Der liberale Senator und frühere
Ministerpräsident Lamberto Dini beklagt einen aus seiner Sicht zu großen
politischen Einfluss der Linken und fordert eine große Koalition. Prodi
könne nicht länger auf die Unterstützung der drei Senatoren der
Liberal-Demokraten zählen.
Jänner 2008:
Mastella tritt zurück, nachdem gegen seine
Frau wegen Korruptionsvorwürfen Haftbefehl erlassen wurde. Mastellas kleine
christliche Udeur-Partei mit ihren drei Senatoren will Prodi zunächst die
Treue halten, ändert dann jedoch ihre Meinung und fordert Neuwahlen.