LIVE aus den USA
Wolfgang Fellner: „So erlebte ich in den USA das Attentat auf Donald Trump“
14.07.2024LIVE aus den USA - Wolfgang Fellner: „So erlebte ich in den USA das Attentat auf Donald Trump“
Es ist Samstag kurz nach 18 Uhr an der Ostküste in den USA. Ich warte gerade auf Fox-TV auf den letzten Wahlkampf-Auftritt von Donald Trump vor dem großen Partei-Kongress der Republikaner, der Montag starten, bei dem Trump von seiner republikanischen Partei viel bejubelt zum Kandidaten für die Präsidenten-Wahl gekürt werden soll.
Die Trump-Rede im kleinen Ort Butler in Pennsylvania wurde mit großer Spannung erwartet.
Erstens weil Pennsylvania der vielleicht am härtesten umkämpfte US-Bundesstaat im US-Wahlkampf ist. Es heißt: Wer Pennsylvania gewinnt, wird die US-Wahl gewinnen.
Zweitens, weil der US-Wahlkampf in den letzten Tagen extrem dramatisch und emotional geworden ist.
Und drittens weil allgemein erwartet wurde, dass Donald Trump am Ende der Rede das Geheimnis um seinen "Running Mate" lüften und seinen "Vice President" ansagen würde.
Über 20.000 Trump-Fans standen vor
der Rede stundenlang an den Detektoren an
Die Rede, die eigentlich um 17 Uhr beginnen sollte, verzögerte sich immer wieder, weil Tausende Trump-Anhänger vor den Metall-Detektoren zur Waffenkontrolle anstanden - mehr als 20.000 schafften es dann auf das riesige Football-Feld, auf dem drei Tribünen, Tausende Sitze und große "Standing Rooms" aufgebaut waren. In der Mitte stand ein Rednerpult mit einem großen Trump-Schriftzug auf einer Bühne, dekoriert mit zahlreichen Flaggen und US-Girlanden.
Über dem Gelände kreisten Hubschrauber und Drohnen, auf umliegenden Dächern und Tribünen standen Polizei-Scharfschützen. Die Stimmung war angespannt.
Kurz nach 18 Uhr kam Trump schließlich auf die Bühne - unter enormem Jubel und "USA"-Sprechchören.
Wenige Augenblicke, nachdem Donald Trump zu sprechen begonnen hatte und gerade sagen wollte "Ich sage euch was das Schlimmste ist, was ihr je erlebt habt"...
...griff sich der Ex-Präsident plötzlich ans Ohr, ging sofort zu Boden und hinter seinem Rednerpult in Deckung.
Man hörte im Fernsehen genau drei Schüsse - bum - bum - bum - danach ganze Salven von Gewehrfeuer. Trump lag am Boden, sofort stürmten vier Secret Service-Beamte in Zivil auf die Bühne um ihn vor weiteren Schüssen zu schützen.
Danach stürmten schwer bewaffnete Scharfschützen die Bühne um den potentiellen Attentäter zu erschießen.
Ein Sniper hatte von einem Fabrik-Dach
aus 200 Metern Entfernung das Feuer eröffnet
Doch zu diesem Zeitpunkt war der Attentäter bereits tot.
Er hatte sich am Dach einer Lagerhalle direkt außerhalb der Umzäunung des Veranstaltungsgeländes postiert - 120 Meter links von der Bühne und von Trumps Rednerpult entfernt stand er mit gezücktem R 15-Gewehr samt Fernrohr, zielte genau auf das Rednerpult und wartete in aller Ruhe den geeigneten Moment ab.
Mittlerweile gibt es einen ersten Zeugen, der folgendes zu Protokoll gibt: "Kurz bevor Donald Trump auf die Bühne kam, sah ich am Dach der benachbarten Lagerhalle einen weißen Mann stehen, der ein Scharfschützen-Gewehr in der Hand hielt und genau auf die Bühne zielte. Ich habe den Secret Service- und Polizeibeamten, die sehr zahlreich rund um uns standen, sofort laut zugerufen: "Da oben steht ein Schütze mit Gewehr, ein Attentäter! Tut was! Holt ihn runter: Stoppt ihn!"
Der Zeuge: "Doch die Polizisten haben nur zugeschaut, zwei oder drei Minuten nur geschaut - sie haben nichts unternommen. Erst als die ersten drei Schüsse gefallen sind, haben sie das Feuer eröffnet und den Schützen sofort am Kopf getroffen. Er ist sofort zusammengebrochen!"
Wenn das stimmt, ist das Attentat ein Polizei-Skandal. Wie es dem bestens geschulten Secret Service passieren konnte, einen Schützen, der am Dach einer nur 120 Meter entfernten Lagerhalle Trump minutenlang ins Visier nahm, zu übersehen, und nicht einzugreifen, ist unverständlich.
"Das war ein Wunder. Gott hat Trump
gerettet - der Schuss hat ihn um Millimeter verfehlt"
Donald Trump hatte das Glück seines Lebens. Der Scharfschütze zielte genau auf seinen Kopf und hätte ihn im Stil eines Profi-Snipers genau in den Kopf getroffen.
Doch Trump drehte sich genau in der Sekunde, als der Schuss fiel, nach rechts - und die Kugel traf ihn nur am Ohr. Zwei weitere Schüsse gingen daneben und trafen zwei Zuhörer, die hinter Trump standen - einer ist tot, eine schwer verletzt.
Trump ging - stark aus dem Ohr blutend - zu Boden. Als er, umringt von Secret Service Bewachern, nach etwa zwei Minuten wieder aufstand, lief ihm das Blut über die Wange.
Trump ballte seine Faust in den Himmel. Das Publikum skandierte nach dem ersten Schock "USA - USA - USA".
Trump wurde dann von seinen Secret Service-Leuten zum in der Nähe parkenden SUV geführt - bevor er einstieg, ballte er noch mal die Faust in den Himmel und wurde dann direkt ins nächste Spital geführt.
Dort wurde er verarztet und ist offenbar nur leicht am rechten Ohr und an der rechten Wange verletzt.
Alle aus dem Trump-Lager sprechen von einem "Wunder".
Eine Trump-Sprecherin: "Wir haben heute ein Wunder erlebt. Gott hat Trump beschützt, er hat ihn gerettet - Trump steht unter Gottes Schutz!"
Die Trump-Kampagne ersuchte noch in der Nacht alle Anhänger, für Trump zu beten. Überall in den USA fanden in der Nacht noch Gottesdienste statt.
Das Attentat wird die Trump-Kampagne für die Wahl nun enorm emotional befeuern. Erste Experten sagen (wohl etwas vorschnell): "Jetzt ist er unschlagbar!"
Trump wird Montag einen ersten Auftritt auf seinem Nominierungs-Parteitag in Milwaukee haben. Alle Partei-Delegierten - es sind Tausende - werden dort versammelt sein.
Mittwoch und Donnerstag wird er dort dann seinen viel bejubelten Triumph-Auftritt haben. Milwaukee wird einer Festung gleichen.
Dieser Wahlkampf wird immer emotionaler -
die Hardcore-Anhänger geraten außer Kontrolle
Schon in den letzten Tagen hat sich der US-Wahlkampf zu einer extrem emotionalen "Schlacht" entwickelt.
Trump hatte den alternden Joe Biden rund um das TV-Duell heftig angegriffen und an den Rand des Rücktritt getrieben.
In den letzten Tagen attackierte der schwer angeschlagene US-Präsident Biden immer heftiger zurück. Vor ein paar Tagen soll er bei einer Veranstaltung sogar gesagt haben: "Es wird Zeit Donald Trump ins "Bullseye" zu nehmen" - darunter versteht man in den USA den Mittelpunkt einer Zielscheibe beim Schießen.
Jetzt machen die Republikaner Biden für das Trump-Attentat und die aufgeheizte Stimmung persönlich verantwortlich.
Fast verzweifelt wendete sich der US-Präsident bereits eine Stunde nach dem Attentat über alle TV-Sender an die Nation: "Was hier passiert ist, ist krank. Sick! Es wird Zeit, dieses Land wieder zu einigen. Schluss mit dem Hass. Wir müssen Amerika wieder versöhnen!"
Doch der Wahlkampf scheint völlig außer Kontrolle zu geraten...