Neuer EU-Bericht

Zahl der Drogentoten steigt in Österreich

22.11.2007

In Brüssel hat die EU den neuen Drogenbericht vorgelegt. Demnach ist die Zahl der Rauschgift-Toten in Österreich gestiegen.

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© APA/GUENTER R. ARTINGER
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Europa und die EU wollen an sich die Zahl der Todesopfer durch Drogen reduzieren. Doch noch immer kommt es durch Überdosierungen pro Jahr zu 7.000 und 8.000 Todesfällen (EU plus Norwegen). Eine in den vergangenen Jahren eher rückläufige Tendenz hat sich im vergangenen Jahr abgeflacht.

Österreich
Hier wird auch Österreich genannt: In der Alpenrepublik (2003 bis 2005), in Griechenland (2003 bis 2005) in Portugal (2003 bis 2005) und in Finnland (2002 bis 2004) kam es zu einem Anstieg der Zahl der Drogentoten um mehr als 30 Prozent. Bemerkenswert: In Österreich, Malta, Rumänien und Litauen standen in den vergangenen Jahren 98 bis 100 Prozent dieser Todesfälle in nachgewiesener Verbindung mit Opiaten.

Jahr

Drogentote

1996

195

1997

141

1998

117

1999

136

2000

167

2001

139

2002

139

2003

163

2004

185

2005

191

Kritik an Österreich
Für Österreich - so Roland Simon von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) in Brüssel, sei zu überlegen, ob man nicht einen nationalen Aktionsplan in Sachen Drogen formulieren und umsetzen sollte. "Ich denke, die Kräfte zu bündeln, wäre gut", es mache mehr Sinn, koordiniert vorzugehen, als Angelegenheit Bundesländer-unterschiedlich anzugehen. Natürlich müssten die Bundesländer eingebunden sein, doch die Bereitstellung von größeren Finanzmitteln und die Überwachung der Effektivität der Maßnahmen gegen den Drogenkonsum sei üblicherweise national leichter zu bewerkstelligen.

Positiver Trend
Insgesamt gibt es positive Tendenzen in der EU: "Nach einem mehr als zehnjährigen Anstieg des Drogenkonsums scheint sich die Lage in Europa jetzt zu stabilisieren", heißt es laut dem Jahresbericht der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) in Lissabon, der am Donnerstag in Brüssel präsentiert wurde.

  • Die Positiva gemäß den Experten: "Es gibt Anzeichen dafür, dass der Heroinkonsum und der injizierende Drogenkonsum im Allgemeinen an Popularität verloren haben. Des Weiteren weisen neue Daten darauf hin, dass der Cannabiskonsum sich jetzt nach einer Zeit der kontinuierlichen Zunahme stabilisiert."
  • Die Negativa: " Nichtsdestoweniger stehen den positiven Tendenzen eine hohe Zahl an drogenbedingten Todesfällen und ein steigender Kokainkonsum gegenüber."

Die Drogenproblematik ist immer stark lokal, kulturell und nach den einzelnen verwendeten Substanzen "gefärbt". Deshalb kann der Report nur einen Überblick bieten. Hier die Anmerkungen zu den verschiedenen Drogen für Europa:

  • Cannabis: Der Konsum stabilisiert sich, und es gibt Anzeichen für eine sinkende Popularität unter jüngeren Menschen. Es gibt aber gesundheitliche Bedenken bezüglich des intensiven Gebrauchs - rund drei Millionen Menschen konsumieren Cannabis möglicherweise täglich oder fast täglich. Bei der jüngeren Generation (zwischen 16 und 24 Jahren) in Großbritannien sank allerdings der Konsum von 28,2 im Jahr 1998 auf 21,4 Prozent im Jahr 2006. Laut einer Umfrage unter Schülern reduzierte sich der die Häufigkeit des Konsums (im jeweils vorangegangenen Jahr) unter den 14- bis 18-Jährigen von 36,6 Prozent im Jahr 2004 auf 29,8 Prozent im Jahr 2006. In Ungarn, der Slowakei und in Norwegen dürfte die Verwendung allerdings noch etwas steigen. Rund ein Fünftel der Erwachsenen in Europa haben zumindest schon einmal Cannabis konsumiert. Wenn auch die Gefahren dieser Droge im Vergleich zu den Opiaten deutlich geringer sind, macht doch zunehmend der massive Gebrauch Probleme
  • Kokain: Die Schätzungen zum Konsum steigen wieder. Rund 4,5 Millionen Europäer geben an, sie hätten im vergangenen Jahr Kokain genommen. Rekordzahlen gab es bei den Sicherstellungen der Droge in Europa: 107 Tonnen Kokain im Jahr 2005, das waren rund 45 Prozent mehr mehr als 2004.
  • Opiate: Offenbar verwenden etwas weniger Drogenkonsumenten Heroin etc. zum Injizieren. Allerdings sind die meisten Todesfälle durch Suchtgift auf Opiate zurückzuführen. Aus diesem Bereich kommen auch die meisten Personen, die sich einer Therapie unterziehen. Fast 600.000 Abhängige sind bereits in Substitutionsbehandlung. Einen deutlichen Mangel gibt es hier in Europa unter den Häftlingen. Ungebremst ist die Opium-Produktion. Im Jahr 2006 waren das weltweit 6.610 Tonnen, wovon 92 Prozent aus Afghanistan kamen.
  • HIV: Insgesamt ist eine positive Entwicklung zu verzeichnen, jedoch belegen 3.500 Neuinfektionen unter injizierenden Drogenkonsumenten im Jahr 2005 die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen. Bis zu 200.000 injizierende Drogenkonsumenten sind in Europa mit HIV infiziert. Bis zu eine Million Menschen lebt mit HCV (Hepatitis C), Europas verborgene Epidemie.
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