In seiner Rede sprach der Papst auch Spannungen in der arabisch geprägten Stadt an. Weiters hob er die Bedeutung der Familie hervor. Rund 8.000 Sicherheitskräfte beschützten den heiligen Vater.
Papst Benedikt XVI. hat vor den Toren des biblischen Ortes Nazareth in Galiläa mit mehr als 40.000 Christen die größte Messe seiner achttägigen Nahostreise gefeiert. Die Pilger aus aller Welt hatten sich am Donnerstag früh für die Messe mit dem Oberhaupt der Katholiken auf einem Berg versammelt, von dem nach biblischer Überlieferung der aus einer Synagoge vertriebene Jesus hinabgestoßen werden sollte. Die Besucher der Messe feierten Benedikt mit Slogans wie "Viva il Papa" und "So wie wir Johannes Paul II. liebten, so lieben wird auch dich."
Papst spricht Spannungen an
In seiner Predigt ging der Papst auf
Spannungen in der arabisch geprägten Stadt Nazareth ein, die in den
vergangenen Jahren schädlich für die Beziehungen zwischen Christen und
Muslimen gewesen seien. "Ich dränge alle Menschen guten Willens in beiden
Religionsgemeinschaften, den angerichteten Schaden auszubessern", sagte er.
Alle sollten die zerstörerische Kraft von Hass und Vorurteil abwehren, "die
die Seele des Menschen tötet, bevor sie seinen Körper tötet". Stattdessen
müssten Brücken für ein friedliches Zusammenleben gebaut werden. Die
Bevölkerung um Nazareth besteht zu 35 Prozent aus Christen, der höchste
Anteil in Israel.
Rolle der Familie hervorgehoben
Joseph Ratzinger würdigte
ausführlich den Wert und die Rolle der Familie, die "erster Baustein einer
wohlgeordneten und offenen Gesellschaft" sei. Die einst in Nazareth
beheimatete Heilige Familie sei ein Vorbild für jedes christliche
Familienleben, sagte Benedikt. Das gelte vor allem für die heutige Zeit, in
der viele doch erst wieder neu lernen müssten, "dass die Familie nach Gottes
Plan auf der lebenslangen Treue von Mann und Frau in einer geweihten Ehe
beruht".
Der Staat hat Benedikt zufolge die Pflicht, die Familien zu unterstützen, wenn es um die Bildung der Kinder geht, die Institution Familie und ihre Rechte zu schützen sowie sicherzustellen, dass alle Familien unter würdevollen Bedingungen "leben und gedeihen" können. Mit der Rede in der Heimatstadt von Jesus, Maria und Josef beendete der Papst das von den Katholiken im Heiligen Land gefeierte Jahr der Familie.
Gläubige aus aller Welt
Die Menschenmenge hatte sich am
Donnerstag bereits in den frühen Morgenstunden auf den Weg zu dem Berg
gemacht, von dem aus man über Galiläa blicken kann. Die Gläubigen kamen von
mehreren Kontinenten, sie sangen Lieder und schwenkten die Flaggen ihrer
Länder.
8.000 Sicherheitskräfte aufgeboten
Etwa 8000
Sicherheitskräfte waren aufgeboten, um einen ungestörten Ablauf der Messe
sicherzustellen und mögliche Demonstrationen gegen den Papst zu unterbinden.
Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. hatte 2000 in der nordisraelischen
Stadt ebenfalls eine Messe gefeiert.
Später am Nachmittag wollte Benedikt im Franziskaner-Kloster von Nazareth mit Regierungschef Benjamin Netanyahu zusammentreffen. Zudem stand an diesem vorletzten Tag der einwöchigen Reise des Papstes ins Heilige Land ein Besuch der Verkündigungsgrotte und eine Vesper in der Oberkirche der Verkündigungsbasilika auf seinem Programm.