Biblischer Ort

Zehntausende bei Papst-Messe in Nazareth

14.05.2009

In seiner Rede sprach der Papst auch Spannungen in der arabisch geprägten Stadt an. Weiters hob er die Bedeutung der Familie hervor. Rund 8.000 Sicherheitskräfte beschützten den heiligen Vater.

Zur Vollversion des Artikels
© AP
Zur Vollversion des Artikels

Papst Benedikt XVI. hat vor den Toren des biblischen Ortes Nazareth in Galiläa mit mehr als 40.000 Christen die größte Messe seiner achttägigen Nahostreise gefeiert. Die Pilger aus aller Welt hatten sich am Donnerstag früh für die Messe mit dem Oberhaupt der Katholiken auf einem Berg versammelt, von dem nach biblischer Überlieferung der aus einer Synagoge vertriebene Jesus hinabgestoßen werden sollte. Die Besucher der Messe feierten Benedikt mit Slogans wie "Viva il Papa" und "So wie wir Johannes Paul II. liebten, so lieben wird auch dich."

Papst spricht Spannungen an
In seiner Predigt ging der Papst auf Spannungen in der arabisch geprägten Stadt Nazareth ein, die in den vergangenen Jahren schädlich für die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen gewesen seien. "Ich dränge alle Menschen guten Willens in beiden Religionsgemeinschaften, den angerichteten Schaden auszubessern", sagte er. Alle sollten die zerstörerische Kraft von Hass und Vorurteil abwehren, "die die Seele des Menschen tötet, bevor sie seinen Körper tötet". Stattdessen müssten Brücken für ein friedliches Zusammenleben gebaut werden. Die Bevölkerung um Nazareth besteht zu 35 Prozent aus Christen, der höchste Anteil in Israel.

Rolle der Familie hervorgehoben
Joseph Ratzinger würdigte ausführlich den Wert und die Rolle der Familie, die "erster Baustein einer wohlgeordneten und offenen Gesellschaft" sei. Die einst in Nazareth beheimatete Heilige Familie sei ein Vorbild für jedes christliche Familienleben, sagte Benedikt. Das gelte vor allem für die heutige Zeit, in der viele doch erst wieder neu lernen müssten, "dass die Familie nach Gottes Plan auf der lebenslangen Treue von Mann und Frau in einer geweihten Ehe beruht".

Der Staat hat Benedikt zufolge die Pflicht, die Familien zu unterstützen, wenn es um die Bildung der Kinder geht, die Institution Familie und ihre Rechte zu schützen sowie sicherzustellen, dass alle Familien unter würdevollen Bedingungen "leben und gedeihen" können. Mit der Rede in der Heimatstadt von Jesus, Maria und Josef beendete der Papst das von den Katholiken im Heiligen Land gefeierte Jahr der Familie.

Gläubige aus aller Welt
Die Menschenmenge hatte sich am Donnerstag bereits in den frühen Morgenstunden auf den Weg zu dem Berg gemacht, von dem aus man über Galiläa blicken kann. Die Gläubigen kamen von mehreren Kontinenten, sie sangen Lieder und schwenkten die Flaggen ihrer Länder.

8.000 Sicherheitskräfte aufgeboten
Etwa 8000 Sicherheitskräfte waren aufgeboten, um einen ungestörten Ablauf der Messe sicherzustellen und mögliche Demonstrationen gegen den Papst zu unterbinden. Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. hatte 2000 in der nordisraelischen Stadt ebenfalls eine Messe gefeiert.

Später am Nachmittag wollte Benedikt im Franziskaner-Kloster von Nazareth mit Regierungschef Benjamin Netanyahu zusammentreffen. Zudem stand an diesem vorletzten Tag der einwöchigen Reise des Papstes ins Heilige Land ein Besuch der Verkündigungsgrotte und eine Vesper in der Oberkirche der Verkündigungsbasilika auf seinem Programm.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel