Bilawal Bhutto
"Zu unreif für Benazir-Nachfolge"
08.01.2008
Bhuttos Sohn will lieber weiterstudieren. Nun ermittelt ein renommierter pakistanischer Ermittler im Bhutto-Mord.
Der Sohn der ermordeten pakistanischen Oppositionsführerin Benazir Bhutto und neue Chef der Pakistanischen Volkspartei, Bilawal Bhutto Zardari, sieht sich noch nicht bereit für das politische Amt. Seine jetzige Priorität sei, sein Studium in Oxford fortzusetzen, sagte der 19-Jährige am Dienstag bei seiner ersten eigenen Pressekonferenz in London. "So lange ich meine Ausbildung nicht beendet und ausreichend Reife erlangt habe, werde ich niemals weise genug sein, um die politische Arena zu betreten."
"Hoffe, ich werde allein gelassen"
Bhutto forderte von
den Medien Zurückhaltung. "Ich hoffe, ich werde in Oxford alleine gelassen",
sagte der junge Mann. "Auch wenn meine Erfahrungen derzeit noch begrenzt
sind - ich will lernen". Er werde "Schritt für Schritt" in die Position des
Parteivorsitzenden wachsen, verlas Bhutto Zardari etwas nervös eine
Stellungnahme. "Ich habe auch Politik im Blut."
Zu jung für ein politisches Amt
Der 19-Jährige war kurz nach
dem Mord an seiner Mutter am 27. Dezember als ihr Nachfolger an der Spitze
der Volkspartei PPP ernannt worden. Bhutto Zardari kehrte vergangene Woche
nach England zurück, um sein Jura-Studium an der renommierten Universität zu
beenden. Bis dahin, bleibt sein Vater Asif Ali Zardari für die täglichen
Amtsgeschäfte zuständig. Kandidaten für ein offizielles politisches Amt in
Pakistan müssen mindestens 25 Jahre alt sein.
UN soll Aufsicht über Untersuchung übernehmen
Bhutto
Zardari forderte zudem eine Untersuchung unter Aufsicht der Vereinten
Nationen zu dem Anschlag auf seine Mutter. "Wir glauben nicht, dass eine
Untersuchung der pakistanischen Regierung die nötige Transparenz hat." Wenn
die richtige Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden wären, wäre seine
Mutter heute noch am Leben. Der Tod Bhuttos habe ihn "abgehärtet". "Ich will
jetzt Demokratie in Pakistan sehen." Pakistan werde "zerfallen", wenn keine
freien Wahlen stattfinden. Es sei wichtig, einer "neuen Generation in
Pakistan Hoffnung geben".
"Facebook"-Streich
Er sei "erschüttert" über gefälschte
Einträge in dem Internetnetzwerk Facebook gewesen, die von Journalisten
aufgegriffen wurden. Auf der Plattform waren mehrere falsche Profile von ihm
aufgetaucht. Britische Zeitungen hatten zudem von Party-Ausschweifungen des
Jura-Studenten berichtet.
Prominenter Ermittler schaltet sich ein
Das zur Aufklärung des
Bhutto-Mordes eingesetzte britische Expertenteam soll indes Verstärkung von
einem bekannten einheimischen Ermittler bekommen. Zubair Mahmood, der den
2002 begangenen Mord an dem US-Journalisten Daniel Pearl vom "Wallstreet
Journal" aufklärte, werde mit den Polizisten von Scotland Yard
zusammenarbeiten, sagte ein pakistanischer Regierungsvertreter am Dienstag
in Islamabad. Zubairs Mahmoods Erfahrung bei Aufsehen erregenden Fällen
werde bei den Untersuchungen des Bhutto-Mordes sehr hilfreich sein, fügte
ein Beamter des Innenministeriums hinzu.
Bereits so manchen schwierigen Fall geknackt
Zubair Mahmood
leitete die Untersuchungen, nachdem der US-Journalist Pearl vor sechs Jahren
in der südpakistanischen Stadt Karachi von radikalen Islamisten entführt und
schließlich enthauptet worden war. Dem Polizisten gelang es, die
Verantwortlichen der Tat zu finden.