Vukovar-Troika

Zwei Haftstrafen und Freispruch für Radic

27.09.2007

Das UNO-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) hat am Donnerstag das Urteil gegen drei ehemalige jugoslawische Offiziere ausgesprochen, die des Mordes an kroatischen Kriegsgefangenen im November 1991 beschuldigt wurden.

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Die Angeklagten Mile Mrksic und Veselin Sljivancanin wurden zu 20 bzw. fünf Jahren Haft verurteilt, während der dritte Angeklagte, Miroslav Radic, freigesprochen wurde. Ebenfalls am Donnerstag bestätigte das UNO-Tribunal das Urteil gegen drei Ex-Angehörige der albanischen "Kosovo-Befreiungsarmee" (UCK): Fatmir Llimaj und Isak Musliu wurden freigesprochen, Haradin Bala zu 13 Jahren Haft verurteilt.

Befehlshaber schuldig gesprochen
Mrksic (60), der ehemaligen Befehlshaber einer jugoslawischen Elite-Einheit, wurde als Verantwortlicher für die Ermordung von 196 gefangenen Kroaten auf dem Landgut Ovcara als schuldig befunden. Sljivancanin (54), ein ehemaliger Sicherheitsoffizier, hatte als Befehlshaber der Militärpolizei nach Meinung des Gerichtes die Folterung von Gefangenen in Ovcara nicht verhindert. Radic (45), ein Ex-Kommandant einer Brigade-Einheit, trägt nach Ansicht des Tribunalssenats keine Verantwortung für die in Ovcara begangenen Kriegsverbrechen. Die Anklage hatte für die sogenannte Vukovar-Troika lebenslang verlangt. Die Verteidigung plädierte auf Freispruch. Das Tribunal ließ sich bei der Strafverkündung auch von dem in Ex-Jugoslawien geltenden Strafgesetz leiten, das 20 Jahre Haft als höchste Gefängnisstrafe kannte.

Rund 200 kroatische Kriegsgefangene wurden nach der Einnahme der ostkroatischen Stadt Vukovar durch die damalige jugoslawische Armee aus dem örtlichen Krankenhaus abgeführt und auf dem Landgut Ovcara in der Nähe der Stadt der serbischen Territorialverteidigung übergeben. In der darauffolgenden Nacht, als sich das Militär zurückzog, wurden die Gefangenen von den Angehörigen der Territorialverteidigung ermordet.

Mrksic, Radic und Sljivancanin wurden wegen Vertreibung, Ausrottung, Mord, Folter, unmenschlicher Taten sowie grausamer Behandlung angeklagt. Sie wurden außerdem der Teilnahme an einem "gemeinsamen verbrecherischen Vorhaben" beschuldigt. Der Prozess gegen drei Offiziere, im dessen Verlauf 88 Zeugen gehört und mehr als 800 Beweisunterlagen präsentiert wurden, begann im Oktober 2005. Das Beweisverfahren wurde im heurigen März abgeschlossen.

Das UNO-Kriegsverbrechertribunal bestätigte am Donnerstag im Berufungsverfahren sein früheres Urteil gegen drei angeklagte Kosovo-Albaner bestätigt. Den Ex-Angehörigen der extremistischen "Kosovo-Befreiungsarmee" (UCK), Fatmir Llimaj (36), Isak Musliu (36) und Haradin Bala (50), waren in acht Anklagepunkten Morde, Misshandlungen, Folter und unmenschliches Verhalten vorgeworfen worden. Das Tribunal sprach Llimaj und Musliu im November 2005 in erster Instanz frei. Bala wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt.

Fehlende Beweise
Der Tribunalssenat wiederholte die Ansicht, dass es der Anklage nicht gelungen sei, die Verantwortung von Llimaj und Musliu für die angelasteten Kriegsverbrechen zu beweisen. Der frühere UCK-Befehlshaber Llimaj ist derzeit Vize-Vorsitzender der Demokratischen Partei von Hashim Thaci. Er, Musliu und Bala wurden der Ermordung von 24 Kriegsgefangenen im UCK-Gefangenenlager Lapushnik in Glogovac (Zentralkosovo) im Sommer 1998 angeklagt. Unter den Opfern waren laut Anklage zehn Serben, zwei Roma und zwölf Albaner, die der Zusammenarbeit mit serbischen Behörden verdächtigt waren. Nachdem die Region um Lapushnik Ende Juli 1998 wieder unter Kontrolle der serbischen Streitkräfte gekommen war, wurde das UCK-Gefangenenlager aufgegeben. Beim Abzug wurden mehrere Gefangene erschossen.

Die Anklage hatte nach dem Abschluss des Beweisverfahrens 20 Jahre Haft für Llimaj gefordert, 15 Jahre für Musliu und 18 Jahre für Bala, einen ehemaligen Wächter im Gefangenenlager. Llimaj und Musliu wurden gleich nach der Urteilsverkündung in erster Instanz freigelassen. Bala blieb im Tribunalsgefängnis.

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