Ein Selbstmordattentäter dürfte zwei Menschen mit in den Tod gerissen haben. Unterdessen verzeichnete das Militär einen Erfolg gegen die Rebellen.
Bei einer Explosion in Sri Lankas Hauptstadt Colombo sind am Freitag nach Militärangaben mindestens zwei Menschen getötet worden. Wie es hieß, soll es sich bei den Todesopfern um Armeeoffiziere handeln. Man ging zunächst von einem Selbstmordanschlag aus. Nach Krankenhaus- und Polizeiangaben wurden bei der Explosion in der Nähe des Hauptquartiers der Luftstreitkräfte zudem mindestens 30 Personen verletzt.
Der mutmaßliche Anschlag ereignete sich vor dem Hauptquartier der Luftwaffe, wie die Polizei mitteilte. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Dabei sei auch ein Bus getroffen worden.
Einmarsch in Rebellen-Hochburg
Sri Lankas Streitkräfte stehen
nach eigenen Angaben kurz vor der Einnahme einer Hochburg der tamilischen
Rebellen im Norden des Landes. Wie das Verteidigungsministerium am Freitag
mitteilte, rücken Regierungstruppen von zwei Seiten in die rund 300
Kilometer nördlich von Colombo gelegen Großstadt Kilinochchi ein, die den "Befreiungstigern
von Tamil Eelam" (LTTE) als Hauptquartier dient. Von der LTTE war
zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. "Der Fall Kilinochchis
steht unmittelbar bevor", sagte eine Armeesprecher in Colombo.
Strategisch wichtige Punkte wie der Bahnhof befänden sich bereits unter der
Kontrolle der Armee, hieß es in einer Erklärung des
Verteidigungsministeriums.
Erst am Neujahrstag hatten die Sicherheitskräfte eine strategisch wichtige Stadt wenige Kilometer nördlich von Kilinochchi eingenommen. Das Militär hatte nach Aufkündigung eines Waffenstillstands mit der LTTE im vergangenen Jänner eine Großoffensive im Norden der Insel gestartet, um die Rebellen militärisch zu zerschlagen, und seitdem erhebliche Geländegewinne erzielt.
Umstellt
Das Staatsfernsehen berichtete, das Militär habe die
Stadt Kilinochchi umstellt, und viele Rebellen seien geflohen. Präsident
Mahinda Rajapaksa wollte nach Angaben aus Militärkreisen im Tagesverlauf
eine Erklärung abgeben. "Dies ist eine schwere Niederlage für die
LTTE. Der Fall von Kilinochchi würde bedeuten, dass sie nur ein Gebiet in
Mullaitivu (im Nordosten des Landes) halten", sagte der Militärexperte
Iqbal Athas. Damit sei der Krieg zwar nicht beendet, aber die
Hauptrückzugsgebiete der LTTE würden weiter verkleinert werden.
Die "Befreiungstiger" kämpfen seit 1983 gegen die Armee des Inselstaates, Zehntausende Menschen wurden seither getötet. Vor einem Jahr endete offiziell ein 2002 ausgehandelter Waffenstillstand, der jedoch schon seit Ende 2005 faktisch nicht mehr eingehalten wurde. Die Armee versucht seitdem, die Separatisten militärisch zu besiegen. Diese fordern einen eigenen tamilischen Staat im Norden und Osten der Insel.
Geschichte Sri Lankas
Im früheren Ceylon, das zunächst von den
Portugiesen, dann von den Niederländern und ab Ende des 18. Jahrhunderts von
den Briten kolonisiert wurde, stellen die großteils buddhistischen
Singhalesen mit mehr als 70 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe. Die
mehrheitlich hinduistischen Tamilen sind mit 18 Prozent Bevölkerungsanteil
die größte Minderheit. Die im 19. Jahrhundert zugewanderten Indien- oder
Kandy-Tamilen wurden von den britischen Kolonialherren als Arbeitskräfte auf
den Teeplantagen beschäftigt, während die Ceylon-Tamilen von der
Kolonialmacht vor allem in der Verwaltung eingesetzt und dabei gegenüber den
Singhalesen bevorzugt wurden. Nach der Unabhängigkeit des Landes von
Großbritannien 1948 führte dies zu starken Antipathien zwischen den
Bevölkerungsgruppen.