Weltweite Bestürzung
Große Trauer um Václav Havel
19.12.2011
Tausende Menschen gedachten in Tschechien des verstorbenen Dichters.
Tiefe Trauer herrscht in Tschechien nach dem Tod von Ex-Präsident Václav Havel
. In vielen
tschechischen Städten kamen am Sonntagabend die Menschen zu spontanen
Trauerumzügen zusammen, auf dem Prager Wenzelsplatz und den anderen
Hauptplätzen des Landes brennen Tausende Kerzen. Auch vor Havels
Wochenendhaus im entlegenen nordostdböhmischen Dorf Hrádeček (Silberstein)
haben die Menschen Blumen niedergelegt und Kerzen
angezündet.
International herrscht ebenfalls große Bestürzung über den Tod der Ikone der Samtenen Revolution: Alle namhaften Staats- und Regierungschefs würdigten Václav Havels Verdienste um Freiheit und Demokratie. Tief betroffen zeigt sich die weltweite Schriftstellergemeinde, die mit Václav Havel einen bedeutenden Dramatiker und Essayisten verliert.
Sondersitzung der Regierung
In Prag kommt am
Montagnachmittag die tschechische Regierung unter Premierminister Petr Nečas
zu einer Sondersitzung zusammen: Dabei soll zu Ehren von Václav Havel
Staatstrauer verhängt werden, außerdem plant die Regierung den tschechischen
Ex-Präsidenten und führenden Kämpfer für Freiheit und Demokratie mit einem
eigenen Gesetz zu würdigen - die höchste Ehre, die in Tschechien nur
herausragenden Persönlichkeiten gewährt wird.
Ganz
Tschechien trauert um Václav Havel
Quelle: iDnes.cz
Der Sarg mit den sterblichen Überresten von Václav Havel wird am Montag und Dienstag im Kulturzentrum "Prager Kreuzung", für dessen Errichtung sich Havel eingesetzt hatte, öffentlich aufgebahrt. Über dem Sarg hängt ein großes oranges Herz: Es war das Lieblingssymbol von Václav Havel; die meisten seiner Signaturen verzierte er mit einen schwungvollen Herz. Am Sarg des Dichterpräsidenten halten seine engsten Freunde und Mitarbeiter Ehrenwache.
Vor dem Eingang zum in der ehemaligen Anna-Kirche eingerichteten
Kulturzentrum steht eine lange Menschenschlange. Als erste von ihrem am
Sonntag verstorbenen Ehemann verabschiedet hat sich Dagmar Havlová: Die in
Tränen aufgelöste Witwe legte einen großen Strauß roter Rosen am Sarg Václav
Havels nieder.
Staatsbegräbnis vermutlich am
Freitag
Auf der Prager Burg, dem Amtssitz des
tschechischen Staatspräsidenten, liegen seit Montagfrüh Kondolenzbücher aus,
die Burggarde hält am Porträt von Václav Havel Ehrenwache. Am Mittwoch und
Donnerstag wird der Sarg Havels schließlich im historischen Wladislaw-Saal
der Prager Burg aufgebahrt. Am Freitag soll der beliebte Schriftsteller,
ehmalige Dissident und langjährige Staatspräsident Václav Havel dann mit
einem Staatsbegräbnis zur letzten Ruhe geleitet werden. Die Details dazu
will Staatspräsident Václav Klaus am Montag mit Havels Witwe Dagmar
besprechen.
Zu Havels Beerdigung werden zahlreiche namhafte Gäste aus dem Ausland erwartet, unter anderem die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright, die aus Tschechien stammt. Auch die amtierende Außenministerin der USA, Hillary Clinton und ihr Ehemann, Ex-US-Präsident Bill Clinton haben ihr Kommen angekündigt. Am Begräbnis teilnehmen wird nach tschechischen Medienberichten auch der deutsche Bundespräsident Christian Wulff, der polnische Präsident Bronisław Komorowski und Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer.
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Die Reaktionen auf den Tod von Václav Havel
Bundespräsident Heinz Fischer: "Václav Havel hat sich in
der Diktatur als deren Gegner und in der Demokratie als deren Unterstützer
bewährt."
Bundeskanzler Werner Faymann:
"Wegbereiter und Vorkämpfer der Demokratisierung in Osteuropa und damit der
politischen und wirtschaftlichen Integration des
Kontinents."
Außenminister Michael Spindelegger:
"Václav Havel war eine Galionsfigur der
Demokratie"
Deutschlands Bundespräsident Christian
Wulff: "Wir Deutsche verneigen uns vor Václav Havel, der sich
immer für Vertrauen und gute Nachbarschaft in den deutsch-tschechischen
Beziehungen eingesetzt hat."
Deutschlands Bundeskanzlerin
Angela Merkel: "Sein Einsatz für Freiheit und Demokratie bleibt
ebenso unvergessen wie seine große Menschlichkeit. Gerade auch wir Deutsche
haben ihm viel zu verdanken."
EU-Kommissionspräsident
José Manuel Barroso: "Der Mensch ist gestorben, aber das Erbe
seiner Gedichte, Theaterstücke und vor allem seiner Ideen und sein
persönliches Beispiel werden auch in kommenden Generationen lebendig
bleiben."
Finnlands Präsidentin Tarja Halonen:
"Zentrale Figur für den Demokratisierungsprozess in
Europa"
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy:
"Seine Wahl zum Präsidenten nach der Samtenen Revolution von 1989 war die
Krönung eines Lebens, das ganz dem Kampf gegen den Totalitarismus gewidmet
war."
Großbritanniens Premier David Cameron:
"Havel widmete sein Leben der Freiheit des Menschen. Der Kommunismus
versuchte über Jahre, seine Stimme zu erwürgen. Aber Havel, Autor und
Dissident, ließ sich nicht zum Schweigen
bringen."
Kroatiens geschäftsführende Regierungschefin
Jadranka Kosor: "Havel hinterließ unauslöschliche Spuren in der
jüngsten Geschichte der Tschechischen Republik und anderen europäischen
Ländern, die sich in den 80er und 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts
gegen die kommunistischen Regime erhoben."
Litauens
Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite: "Havel hat all jene zum
Widerstand inspiriert, die keine Wahl hatten, als innerhalb eines
totalitären Systems zu leben."
NATO-Generalsekretär
Anders Fogh Rasmussen: "Er war ein außergewöhnlicher Mann, der
sein Land durch außergewöhnliche Zeiten
führte."
Norwegens Regierungschef Jens
Stoltenberg: "Europa hat einen Kämpfer im Einsatz für
Humanismus und Demokratie verloren."
Die russische
Menschenrechtsaktivistin Ljudmila Alexejewa: "Er war ein
Mensch, wie es ihn auf dieser Welt selten gibt. Wir hatten Andrej Sacharow,
die Tschechen hatten Václav Havel."
Polens Präsident
Bronisław Komorowski: "Er drückte dem modernen
Europa einen wunderschönen Stempel auf. Sein Tod ist ein Riesenverlust,
speziell jetzt, wo Europa gerade entscheidet, wie Globalisierung aussehen
soll."
Portugals Präsident Anibal Cavaco Silva:
"Václav Havel hinterlässt uns ein riesiges Vermächtnis von Menschlichkeit,
politischem Mut und intellektuellem Glanz."
Prags
Erzbischof Dominik Duka: "Mit ihm ist ein Mann gestorben, dem
unser Volk die Rückkehr zur Souveränität und Freiheit in unserer Heimat
verdankt. (...) Ich bin überzeugt, dass wir alle ungeachtet unserer
politischen Überzeugungen und Religion verpflichtet sind, ihm Dank und Ehre
zu erweisen." Duka saß in den Achtzigerjahren gemeinsam mit Havel aus
politischen Gründen im Gefängnis.
Serbiens Präsident
Boris Tadić: "Havel war ein großer
Kämpfer für Demokratie, Frieden und Freiheit."
Der
slowakische Staatspräsident Ivan Gašparovič : "In unserer
Erinnerung bleibt er für immer als charismatische und menschliche
Persönlichkeit mit einem unverwechselbaren Stil der
Politikführung."
US-Präsident Barack Obama:
"Sein friedlicher Widerstand erschütterte die Grundfesten eines Imperiums,
entblößte die Leere einer Ideologie der Unterdrückung und bewies, dass
moralische Führungskraft mächtiger ist als jede Waffe."