Afghanistan
Weniger Schminke für TV-Sprecherinnen
14.02.2012
"Respekt vor Kultur": Ministerium gibt neue Anweisung an Fernseh-Sender.
Afghanische Fernsehjournalistinnen müssen vor der Kamera wenig Schminke und immer ein Kopftuch tragen. Eine entsprechende Anweisung gab das afghanische Ministerium für Kultur und Information mehreren Fernsehsendern, wie ein Ministeriumssprecher am Dienstag sagte. Begründet wird dies mit dem "Respekt vor der islamischen und afghanischen Kultur".
"Alle Fernsehsender werden strikt dazu aufgefordert, es nicht mehr zuzulassen, dass Moderatorinnen ohne Kopftuch und zu stark geschminkt auf dem Bildschirm erscheinen", hieß es dem Sprecher zufolge in dem Brief an die Sender. Der Sprecher sagte, den im Afghanistan herrschenden islamischen Gesetzen zufolge dürften Frauen nur mit Kopftuch in der Öffentlichkeit erscheinen, ihre Ohren müssten bedeckt sein. Diese Regel gelte auch für Frauen, die im Fernsehen arbeiteten. Der Brief folgte demnach auf eine Beschwerde des Ulema-Rates, des höchsten religiösen Gremiums in Afghanistan.
Seit dem Sturz der radikalislamischen Taliban vor zehn Jahren hat sich die Lage der Frauen in Afghanistan vor allem in den großen Städten spürbar verbessert. In ländlichen Gebieten dagegen werden Frauen häufig noch grundlegende Rechte verweigert. Erst Ende Jänner hatte ein Afghane seine Ehefrau zu Tode geprügelt, weil diese ein drittes Mädchen auf die Welt gebracht hatte, er sich aber einen Sohn wünschte.
Die unabhängige afghanische Menschenrechtskommission hat allein für das erste Halbjahr 2011 mehr als 1.000 Fälle von Gewalt gegen Frauen gezählt. Laut einer im Oktober veröffentlichten Studie der Hilfsorganisation Oxfam geben 87 Prozent der befragten Frauen an, bereits körperliche, sexuelle oder psychische Gewalt erlitten zu haben oder zwangsverheiratet worden zu sein.