Libyen

Westliche Bürger sollen Benghazi verlassen

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Offenbar haben Berlin und London konkrete Hinweise auf eine Bedrohung.

Angesichts des französischen Militäreinsatzes gegen Islamisten in Mali wächst die Terrorangst im nördlichen Afrika. Wegen einer konkreten Bedrohung riefen die Regierungen Deutschlands, Großbritanniens und Hollands ihre Staatsbürger am Donnerstag dazu auf, die Region um die libysche Hafenstadt Benghazi (Bengasi) umgehend zu verlassen.

Die libysche Regierung sieht indes keine Gefahr. Die Berichte über die Bedrohung westlicher Staatsbürger entbehrten jeder Grundlage, sagte ein Vertreter des Innenministeriums der staatlichen Nachrichtenagentur Lana. Er versicherte, dass die Sicherheitslage in Benghazi stabil sei.

Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle sprach hingegen bei einem Besuch in Lissabon von einer "ernsten und delikaten Lage". Die Warnung sei aufgrund von "verschiedenen Hinweisen" erfolgt. Konkreter wurde Westerwelle nicht.

Unmittelbare Bedrohung

Am Nachmittag hatte zuerst das britische Außenminister zum verlassen Benghazis und der umliegenden Küstenregion aufgerufen. "Wir sind über eine spezifische und unmittelbare Bedrohung für westliche Staatsbürger in Benghazi informiert", hieß es. Nur wenig später meldete das Auswärtige Amt im Internet eine "unmittelbare konkrete Bedrohung westlicher Staatsangehöriger in Benghazi". Zudem wurde vor Reisen in andere Städte der Küstenregion wie beispielsweise Misrata gewarnt. Air Malta strich nach der britischen Warnung einen Flug nach Benghazi.

Auch das niederländische Außenministerium rief seine Bürger auf, Benghazi umgehend zu verlassen. Eine akute Bedrohung sei nicht ausgeschlossen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Abend dem niederländischen Radio. Nach der Intervention Frankreichs in Mali sei die Gefahr von Vergeltungsschlägen auf westliche Ziele größer geworden.

Reisewarnung

Das österreichische Außenministerium hatte bereits vor dem aktuellen Hinweis eine Reisewarnung ausgesprochen. "Es kommt in allen Landesteilen, auch im ruhigeren Großraum Tripolis, häufig zu bewaffneten Auseinandersetzungen, Schusswechseln und auch Explosionen von Granaten", heißt es darin. Terroranschläge und geplante Entführungen könnten nicht ausgeschlossen werden.

In Benghazi, der mit knapp 700.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Libyens, waren bei einem Terroranschlag auf das US-Konsulat am 11. September vergangenen Jahres Botschafter Christopher Stevens und drei weitere US-Diplomaten getötet worden.

Anschläge häufen sich
Am Sonntag vor zwei Wochen entging der italienische Konsul Guido De Sanctis in Benghazi einem Anschlag. Unbekannte feuerten an einer Kreuzung auf seinen Wagen. Dank der Panzerung blieb er unverletzt.

Vor einer Woche wurden bei einem Geiseldrama im Nachbarland Algerien rund 70 Menschen getötet. Der Angriff islamistischer Kämpfer auf eine Gasförderanlage in der algerischen Wüste war eine Reaktion auf die französische Intervention im westafrikanischen Mali. Seitdem ist die ganze Region in Alarmbereitschaft.

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