Beim Protest gegen die Übergangsregierung kam es zu Straßenschlachten.
Bei Protesten gegen Tunesiens Übergangsregierung haben sich Demonstranten am Sonntag erneut Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Meist junge Demonstranten warfen in der Hauptstadt Tunis mit Steinen Fensterscheiben von Gebäuden ein und errichteten Barrikaden, wie Korrespondenten berichteten. Die Protestierenden skandierten Parolen gegen die Übergangsregierung von Regierungschef Mohammed Ghannouchi, als sie sich in Richtung Innenministerium bewegten. Die Polizei versuchte demnach vergeblich, die Demonstranten mit Tränengas und Warnschüssen auseinanderzutreiben.
Straßenschlachten
Am Samstag waren bei heftigen Straßenschlachten in Tunis nach Angaben des Innenministeriums drei Menschen getötet worden, 200 Menschen wurden verletzt. Das Ministerium machte dabei "eine Gruppe von Aufrührern" für die Zusammenstöße verantwortlich. Diese hätten sich unter die friedlichen Demonstranten gemischt und die Gewalt provoziert. Bereits am Freitag hatte es heftige Auseinandersetzungen gegeben. Für viele Tunesier verkörpert die Polizei noch immer die Unterdrückung durch den langjährigen Machthaber Zine El Abidine Ben Ali. Dieser war am 14. Jänner nach wochenlangen Protesten gestürzt worden und hatte sich ins Exil nach Saudi-Arabien abgesetzt.
Gegen Übergangsregierung
Die Demonstration hatte am Freitag begonnen und richtete sich gegen die Übergangsregierung. Sie gilt nach Ansicht vieler Tunesier mittlerweile als kompromittiert. Die Übergangsregierung unter Regierungschef Ghannouchi, der schon unter Ben Ali als Regierungschef gedient hatte, kündigte Reformen und Wahlen an. Den Demonstranten geht das aber nicht weit genug. Sie fordern eine Verbesserung ihrer sozialen Lage, die von Armut, Arbeitslosigkeit und steigenden Lebenshaltungskosten geprägt ist. Der Aufstand gegen die autoritären Führungen in der arabischen Welt hatte im Dezember in Tunesien seinen Anfang genommen.