Showdown in London
Wikileaks-Boss Assange festgenommmen
07.12.2010
Julian Assange wird in Schweden Vergewaltigung vorgeworfen.
Der Gründer der Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange , ist in Großbritannien festgenommen worden. Die britische Polizei teilte am Dienstag in London mit, Assange sei auf Basis des von Schweden ausgestellten internationalen Haftbefehls verhaftet worden. Ihm wird in Schweden Vergewaltigung vorgeworfen.
Gerichtstermin
Assange wurde um 10.30 Uhr in London festgenommen. Um 15 Uhr wurde er vor das Gericht gebracht. Nach etwa einer Stunde lehnte der Richter eine Kaution ab. Wir berichten hier LIVE - verfolgen Sie die dramatischen Entwicklungen in unserem Ticker.
22:07 Uhr: Die US-Regierung hält sich zunächst bedeckt, ob sie eine Auslieferung von Assange anstrebt. "Unsere Untersuchung läuft weiter. Darüber hinaus ist seine Festnahme zu diesem Zeitpunkt eine Angelegenheit Großbritanniens und Schwedens", sagte der Sprecher des US-Außenamts, Philip Crowley
21:43 Uhr: Einen Versprecher lieferte der zuständige Richter Howard Riddle, als er Wikileaks mit Wikipedia vertauschte: "Es geht in diesem Fall nicht um Wikipedia (sic), es geht um schwere Anschuldigungen bezüglich eines Sexualdelikts."
20:01 Uhr: Assange-Anwalt Mark Stephens ließ durchblicken, dass der Australier noch einmal einen Kautionsantrag stellen wird. Der Richter sei sehr "auf das Beweismaterial gespannt", so Stephens. Wikileaks werde jedenfalls weitermachen. Schließlich seien erst 301 Depeschen von insgesamt 250.000 veröffentlicht.
19:15 Uhr: Assange warnte seine Gegner vergangene Woche, dass Wikileaks diese digitale Bombe notfalls hochgehen lässt. "Wenn uns etwas zustößt, werden die entscheidenden Teile (der US-Diplomaten-Akten) automatisch veröffentlicht", drohte der 39-Jährige in einem Online-Interview des "Guardian" vergangene Woche. Dafür müsste nur der Schlüssel zu dem Code ins Netz gestellt werden.
18:15 Uhr: Die "Lebensversicherung" von Assange enthält die Original-Unterlagen ohne Auslassungen, darunter noch unveröffentlichte Dokumente zum US-Gefängnis Guantanamo. Auch explosive Papiere der Bank of Amerika sollen dabei sein. Die Datei ist mit einem 256-Bit-Code verschlüsselt - auch militärische Hochleistungscomputer können einen solchen Schutz nicht knacken.
Julian Assange wird in einem Bus aus dem Gericht gebracht
18:02 Uhr: Wann genau über eine Auslieferung von Assange nach Schweden entschieden werden könnte, war zunächst nicht bekannt. Er werde sich dagegen wehren, kündigte Assange laut BBC an.
17:50 Uhr: Julian Assange hat angeblich eine "Lebensversicherung" besonderer Art abgeschlossen. Mehr als 100.000 seiner Unterstützer in aller Welt haben eine verschlüsselte Datei erhalten. Laut Medienberichten ist "insurance.aes256" 1,5 Gigabyte groß und enthält die kompletten 250.000 Dokumente des US-Außenministeriums, die Wikileaks in die Hände bekam.
17:25 Uhr: In den vergangenen Tagen soll sich Assange, der aus Vorsicht stets mit mehreren Mobiltelefonen unterwegs ist, in einem Londoner Journalistenclub versteckt haben.
17:16 Uhr: Unterdessen betonte eine Wikileaks-Sprecherin, dass die Enthüllungen weitergehen werden. "Wir mach weiter wie bisher. Was mit Julian Assange geschieht, ändert unsere Pläne für weitere Veröffentlichungen nicht", wird die Sprecherin auf BBC zitiert.
17:04 Uhr: Nun stellt auch die Kreditkartenfirma Visa die Zahlungen an Wikileaks ein. Visa wolle weitere Informationen über die Tätigkeit von Wikileaks abwarten, um zu beurteilen, ob ein Verstoß gegen die Nutzungsvorgaben vorliege. "Ich glaube nicht, dass wir unter dem Eindruck irgendeines Drucks einer Regierung gehandelt haben", sagte ein Firmensprecher.
16:38 Uhr: Die Begründung des Gerichts: Es bestehe die Gefahr, dass er sich nicht selber stellen werde. Assange soll am 14. Dezember zur nächsten Anhörung vor dem Gericht erscheinen.
16:20 Uhr: Julian Assange bleibt in Haft. Das Gericht lehnt eine Kaution ab.
16:14 Uhr: Laut Medienberichten will die Milliardärin Jemima Khan die Kaution für den Wikileaks-Gründer bezahlen. Assange soll vor dem Richter eine Auslieferung nach Schweden abgelehnt haben.
15:58 Uhr: Die Polizei sperrte die Straße vor dem Gericht, als ein schwarzer Wagen mit mehreren Polizeibeamten und einem silberhaarigen Mann, der für Assange gehalten wurde, auf den Parkplatz raste.
15:41 Uhr: Assanges Anwalt Stephens äußerte sich gegenüber der Presse zu der Verhaftung seines Mandanten: ""Es ging sehr höflich zu. Sie überprüften seine Identität. Sie sind sehr zufrieden, dass er der echte Julian Assange ist, und wir sind bereit, vor Gericht zu gehen", sagte Stephens.
15:23 Uhr: Die USA streben wegen der Veröffentlichung von Geheimdokumenten durch den Wikileaks-Boss eine Auslieferung von Julian Assange an.
15:12 Uhr: Hintergrund: Assange wurde wegen Vergewaltigungsvorwürfen, die in Schweden gegen ihn erhoben wurden, international gesucht. Außerdem werden ihm Nötigung und sexuelle Belästigung nachgesagt. Diese beiden Frauen soll der Wikileaks -Boss sexuell genötigt haben:
15:01 Uhr: Das Warten hat ein Ende: Jetzt taucht Assange vor dem Gerichtsgebäude in London-Westminster auf.
14:48 Uhr: Aus den USA gibt es eine erste Reaktion auf die Verhaftung. US-Verteidigungsminister Robert Gates, derzeit in Afghanistan, wörtlich: Das klinge "nach einer guten Nachricht".
14:46 Uhr: Belagerungszustand in London: Jetzt erscheint Julian Assanges Anwalt vor dem Gerichtsgebäude. Unzählige Journalisten wollen ein Statement von Mark Stevens:
14:27 Uhr: Die britische Zeitung "The Guardian" spekuliert, Assange wolle über eine Freilassung gegen Kaution verhandeln. Die Kaution könnte demnach zwischen 100.000 und 200.000 Pfund (120.000 bis 236.000 Euro) betragen. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht.
14:22 Uhr: Vor dem Gericht in London wird es hektisch. Ein Auto fährt vor, in dem Assange vermutet wird.
14:19 Uhr: Julian Assange stellte sich den britischen Behörden. Seine Anwälte wollen nun einen Antrag auf Entlassung gegen eine Kaution einbringen. Sie hoffen, dass ihr Mandant so bald wieder auf freien Fuß kommen kann.
14:11 Uhr: Schwedische Behörden jagen den Wikileaks -Boss wegen Vergewaltigungs-Verdachts. Am Montag wurde eine neue Version des Haftbefehls ohne Formal-Fehler nach London übermittelt.
14:09 Uhr: Mit diesem internationalen Haftbefehl wurde Assange gesucht:
13:57 Uhr: Unzählige Journalisten und Fotografen warten vor dem Gericht in London, wo Assange erscheinen soll. Paparazzi jagen nach dem ersten Foto.
13:43 Uhr: Das Enthüllungsportal Wikileaks will nach eigenem Bekunden auch nach der Festnahme von Gründer Julian Assange weitere Geheimdokumente veröffentlichen. Die Gruppe wolle die Webseite von London und anderen Orten aus betreibe
13:30 Uhr: Hacker und Sympathisanten des Wikileaks-Gründers Julien Assange haben offenbar die Webseite des Finanzdienstleisters der Schweizer Post, Postfinance, angegriffen und stark verlangsamt
Hintergrund:
Der Chef der Internetplattform, die unter anderem mit der Veröffentlichung geheimer US-Dokumente für Ausehen gesorgt hatte, wird in Schweden wegen des Vorwurfs sexueller Vergehen gesucht. Er war mit einem EU-weiten Haftbefehl gesucht worden. Er vermutet hinter dem Haftbefehl eine Kampagne der US-Regierung. Der 39 Jahre alte Australier Assange hielt sich in Südengland auf
Die Vorwürfe gegen Assange im Detail:
Ungeschützter Sex Den Anlass für die weltweite Fahndung gaben im August zwei Schwedinnen: Ihren Angaben nach soll Assange (39) mehrmals ungeschützten Sex verlangt und gegen ihren Willen durchgesetzt haben. Mit geschütztem Sex wären sie nach Medienberichten einverstanden gewesen. Der Kopf der Enthüllungs-Plattform wies die Vorwürfe zurück und sprach von einer durch die USA gesteuerten Verschwörung. Es begann ein juristisches Verwirrspiel, da wechselnde Staatsanwältinnen in Schweden die Vorwürfe ganz unterschiedlich bewerteten. Einen ersten Haftbefehl hob die schwedische Justiz innerhalb von 24 Stunden wieder auf, ermittelte aber weiter.
Zweiter Haftbefehl Im November folgte ein zweiter schwedischer Haftbefehl. Zudem ließ die Staatsanwaltschaft Assange über die internationale Polizeibehörde Interpol zur Fahndung ausschreiben. Es galt als sicher, dass sich der Gesuchte in Südengland aufhielt. Ein EU-weiter Haftbefehl war zunächst an einem Formfehler gescheitert. Schweden besserte nach, die britische Polizei musste den Haftbefehl vollstecken. Nach einem Verhör kann nun Anklage gegen Assange erhoben werden.