Der WikiLeaks-Gründer geht im „Time“-Interview in die Offensive.
„Wir scheuen auch vor China und Russland nicht zurück.“
TIME: Ihre Enthüllungen haben vor allem US-Außenministerin Hillary Clinton in Bedrängnis gebracht.
ASSANGE: Sie soll zurücktreten, wenn es sich nachweisen lässt, dass sie tatsächlich verantwortlich war für die Anordnung an ihre Diplomaten, Mitarbeiter in der UNO ausspionieren zu lassen. Spionage innerhalb der UNO ist ein Verstoß gegen internationales Recht, zu dem sich auch die USA bekennen.
TIME: Würden Sie Unterlagen aus Russland oder China in ähnlich großem Stil publizieren?
ASSANGE: Das haben wir vor: Gerade die geschlossensten Gesellschaften haben den größten Bedarf für Reformen, die durch die Offenlegung bestimmter Unterlagen ausgelöst werden könnten.
TIME: Wie erleben Sie das alles nach der Freigabe der 250.000 Dokumente?
ASSANGE: Die Medienbeleuchtung und die weltweiten Reaktionen sind so überwältigend, dass sie unsere Vorstellungskraft bezüglich der Konsequenzen bereits sprengen. Es passiert eine völlige Neubewertung der Weltpolitik. Viele Dinge erscheinen jetzt in völlig anderem Licht.
TIME: Was darf Ihrer Meinung nach eigentlich noch geheim bleiben?
ASSANGE: Geheim bleiben für uns Infos, durch die Informanten enttarnt werden könnten.
TIME: Es wird argumentiert, dass Sie mit der Enthüllung das Gegenteil erreichen – die Welt ein gefährlicherer Ort ist.
ASSANGE: Die Offenlegung von Daten kann zu zweierlei führen: Die bloßgestellten Betroffenen gehen Reformen an, oder sie schotten sich noch weiter ab und werden ineffizienter.