Urteil

WikiLeaks-Chef darf raus

15.12.2010

Gegen 283.000 Euro Kaution. Assange trägt eine Fußfessel.

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© AP
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Jubel vor dem Londoner Gerichtssaal: Ein Richter ordnete die Freilassung von Julian Assange an. Er soll nun in eine private Luxus-Villa überstellt werden.

WikiLeaks-Gründer Julian Assange kommt wieder in Freiheit. Der Londoner Richter Howard Riddle schmetterte gestern eine Berufung aus Schweden ab – Assange kommt gegen 283.000 Euro frei.

Prominente wie Milliarden-Erbin Jemima Khan oder US-Filmemacher Michael Moore gaben ihr Geld für den 39-Jährigen.



Assange war vor einer Woche verhaftet worden, nachdem er wegen angeblicher Sexualdelikte in Schweden gesucht worden war. Die tatsächliche Freilassung des WikiLeaks-Gründers aus der Einzelzelle in der Wandsworth-Haftanstalt hatte sich in einem neuen Drama vorerst verzögert: So war nicht klar, ob er noch Donnerstag spätabends oder erst heute die Zelle verlassen darf. Assanges Anwalt Mark Stephens jubelte: „Wir sind überglücklich, Mr. Assange darf raus aus dieser Zelle, wo einst Oscar Wilde einsaß.“ Assanges Mutter: „Ich kann es nicht erwarten, ihn in meine Arme zu nehmen.“

Assanges Mutter: „Ich kann ihn bald umarmen“
Der Web-Aktivist hatte wegen der Veröffentlichung von 250.000 US-Memos den größten Diplomatenskandal aller Zeiten provoziert. Im wütenden Amerika droht ihm die Anklage wegen Verschwörung (siehe unten). Doch durch die aggressive US-Verfolgung wurde Assange für viele zum Helden, 600.000 hatten eine Web-Petition für ihn unterschrieben.

Die Zeit bis zur nächsten Verhandlung im Auslieferungsverfahren nach Schweden am 11. Jänner soll er in einem „goldenen Käfig“ verbringen: Der Gründer des Londoner Frontline Club, Vaughan Smith, lässt ihn in seinem prächtigen Anwesen Ellingham Hall in der Grafschaft Suffolk östlich von Londons wohnen. Die Prachtvilla in einer 260 Hektar großen Parklandschaft mit Teichen bietet für Assange ungekannten Luxus.

Doch die Kautionsauflagen sind strikt:

  • Er trägt eine elektronische Fußfessel.
  • Er muss sich täglich zwischen 10 und 14 Uhr und 22 und 2 Uhr in der Villa aufhalten.
  • Jeden Abend zwischen 18 und 20 Uhr muss er sich bei der Polizei melden.

Inzwischen wartet die Welt auf die erste direkte Stellungnahme von Assange.

 

Jetzt droht ihm Haft in den USA
Julian Assange ist frei – vorerst. In den USA droht ihm jetzt ein Mega-Prozess wegen Verschwörung.

Julian Assanges Mutter Christine jubelte über die Freiheit für ihren Sohn.

Die Freude könnte nur kurz währen: Hinter den Kulissen arbeitet die USA-Justiz seit Tagen auf Hochtouren. Sie prüft, ob Julian Assange wegen „Verschwörung“ vor Gericht gebracht werden kann. Der Hintergrund:

Täglich veröffentlicht WikiLeaks brisante Berichte aus den US-Botschaften. Die streng geheimen Daten stammen vom ehemaligen US-Soldaten Bradley Manning.

Anstiftung?
Die Kernfrage ist jetzt: Hat Manning die Daten auf eigene Faust von US-Computern gestohlen und dann an WikiLeaks weitergegeben – oder wurde er womöglich von Assange dazu angestiftet? Sollten US-Gerichte zweiteres befinden, droht Assange ein Monster-Prozess und danach jahrelange Haft.

Um den Enthüller hinter Gitter zu bringen, prüft die US-Justiz jetzt alle Varianten. Sogar ein Spionage-Gesetz von 1917 könnte extra dafür ausgegraben werden.

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