Die Enthüllungsplattform nutzt jetzt zunehmend eine Schweizer Website.
Im Zuge der Veröffentlichung von US-Diplomaten-Depeschen ist auch eine detaillierte Liste mit Objekten in aller Welt ins Netz gestellt worden, die als wichtig für die nationale Sicherheit der USA erachtet werden. Die britische Zeitung "The Times" sprach am Montag in ihrer Onlineausgabe von einer Liste potenzieller "Terrorziele", die auf der umstrittenen Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht wurde. Genannt werden neben Hunderten Pipelines und wichtigen Datenkabeln auf der ganzen Welt auch Firmen, deren Produkte wichtig für die nationale Sicherheit der USA seien, darunter auch mehr als ein Dutzend deutsche Unternehmen.
Laut dem veröffentlichten Dokument ist beispielsweise das BASF-Stammwerk in Ludwigshafen als "weltgrößter zusammenhängender Chemie-Komplex" von Bedeutung für die nationale Sicherheit der USA. Ferner werden Firmen wie Siemens als wichtiger Hersteller von Transformatoren und Turbinen zur Stromgewinnung aus Wasserkraft, die Lübecker Drägerwerk AG (Gasmesstechnik), Junghans Feinwerktechnik im baden-württembergischen Schramberg ("entscheidend bei der Herstellung von Minenwerfern") sowie diverse pharmazeutische Unternehmen in Deutschland und auch Österreich genannt.
"Schützenswerte" Einrichtungen in Österreich
Auch in Österreich befinden sich laut der Depesche strategisch wichtige Unternehmen. "Schützenswert" seien demnach Pharmafirmen, die Impfstoffe oder Blutpräparate herstellen; für Österreich werden die Baxter AG und die Octapharma Pharmazeutika ProduktionsgesmbH aufgelistet.
Wichtig für US-Sicherheit
Nach Ansicht der BBC wird durch das Dokument erstmals deutlich, wie weitgehend die US-Regierung die Bedeutung ausländischer Objekte und Einrichtungen für die eigene Sicherheit interpretiert. Die US-Vertretungen in aller Welt seien im Februar vergangenen Jahres von Washington aufgefordert worden, Objekte aufzulisten, deren Verlust Einschränkungen für das Gesundheitswesen, die Wirtschaft und die nationale Sicherheit der USA zur Folge hätten.
Auf der Liste stehen aber auch das ostfriesische Norden und die Nordseeinsel Sylt als Anlandepunkte für die transatlantischen Unterseekabel TAT-14 und AC-1 zur Datenübertragung zwischen Europa und den USA.
Enthüllungen über Russland
Julian Assange hat zudem zahlreiche weitere Veröffentlichungen von Dokumenten über Russland angekündigt. "Wir haben tausende Dokumente, in denen es um Russland geht", sagte Assange am Sonntagabend in einem Interview mit dem russischen Fernsehsender NTV. Darin gehe es "um die Oligarchen, um den Moskauer Bürgermeister und die größten Unternehmen". "In den kommenden Monaten wird alles veröffentlicht", sagte Assange. In den jüngst von Wikileaks veröffentlichten US-Botschaftsdepeschen wurde Russland als korrupter Staat mit großen Demokratiedefiziten dargestellt.
Schweizer Website
Nachdem mehrere Webbetreiber Wikileaks abgeschaltet haben, stellt die Internetplattform ihre Informationen zunehmend über eine Schweizer Adresse ins Netz. Aus Unterstützerkreisen von Wikileaks hieß es am Sonntag zudem, der Gründer der Organisation, Julian Assange, erwäge einen Asylantrag in der Schweiz. Aber auch Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Grünen, will Assange politisches Asyl in Österreic
h anbieten.