Preis für 60 Jahre ohne Krieg - Auszeichnung mitten in der Krise.
Damit hatte wirklich niemand gerechnet: Die EU bekommt den Friedensnobelpreis! Warum so entschieden wurde und was der Preis bedeutet.
Seit Monaten schwächelt die Gemeinschaftswährung, droht Staaten wie Griechenland und Spanien die Staatspleite, müssen immer neue Rettungspakete verabschiedet werden - und jetzt das: In der größten Krise ihrer Geschichte wird die Europäische Union nun mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet! Dem wichtigsten Preis der Welt!
"Von dieser Überraschung müssen wir und jetzt erstmal erholen", erklärte gestern EU-Parlamentssprecherin Michaela Findeis im Gespräch mit ÖSTERREICH. Der tschechische Präsident und EU-Kritiker hielt die Vergabe anfangs sogar für einen "Scherz".
Warum wird EU geehrt?
In der Begründung von Komiteechef Thorbjörn Jagland hieß es gestern: Als "erfolgreiches Friedensprojekt" hat die EU "über sechs Jahrzehnte zur Förderung von Frieden und Versöhnung beigetragen". Einzig der EU sei es zu verdanken, dass sich Europa "von einem Kontinent der Kriege zu einem des Friedens" gewandelt habe. Die Idee der EU: Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte ein Wirtschaftsbund Kriege zwischen Mitgliedern verhindern.
Viele glauben: In der aktuellen Krise könnte der Preis den Zusammenhalt zwischen Mitgliedsstaaten stärken und ein neues Wir-Gefühl schaffen.
© AP
"Das ist Ansporn und Verpflichtung zugleich - auch für mich ganz persönlich. Wir sollten auch gerade in diesen Wochen und in diesen Monaten, in denen wir für die Stärkung des Euro arbeiten, genau dies nicht vergessen."
© AP
Als "große Ehre für die Europäische Union" hat EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso die Anerkennung des diesjährigen Friedensnobelpreises an die EU bezeichnet. "Als ich heute früh aufgewacht bin, habe ich das nicht erwartet", sagte Barroso am Freitag in Brüssel. Er habe mit "großer Emotion" von der Auszeichnung erfahren. "Es ist eine große Ehre für alle 500 Millionen Bürger, für alle Mitgliedstaaten und für die EU-Institutionen", sagte Barroso.
© Reuters
"Wir sind alle sehr stolz darüber, dass die Arbeit der EU als friedensschaffende Institution anerkannt wird. Die EU hat nach Jahrzehnten des Krieges Frieden geschaffen, diese Aufgabe muss auch für die kommenden Generationen fortgesetzt werden."
© AP
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat sich "zutiefst berührt" von der Anerkennung des diesjährigen Friedensnobelpreises an die EU gezeigt. Auf Twitter schrieb Schulz am Freitag: "Versöhnung ist das, worum es geht. Es kann als Inspiration dienen." Schulz hob hervor: "Dieser Preis ist für alle EU-Bürger."
© ÖSTERREICH/ Niesner
"Der Friedensnobelpreis für die Europäische Union ist eine Mut-Injektion und ein Auftrag für die Zukunft. Dies ist die beste Antwort auf die Zweifler und Kleingeister. Die EU ist ein Friedens- und Einigungsprojekt ohne historische Parallelen. Die aktuellen Probleme in der EU sind entstanden, weil einige Länder wieder verstärkt auf Alleingänge, anstatt auf ein friedliches Bündeln der Kräfte setzen."
© EPA
"Es ist eine wunderbare Nachricht, dass die Europäische Union den Friedensnobelpreis erhalten hat. Die Gründungsväter haben die EU auf Basis der Friedensidee und Friedenswahrung geschaffen, nach zwei grausamen Weltkriegen, die Europa und die Welt erschüttert haben."
© APA/ Fohringer
"Der 12. Oktober ist ein guter Tag für Europa. Wir haben das gemeinsame Europa immer als Friedensprojekt betrachtet und die grandiose Bestätigung dieses Gedankens durch das Nobelpreiskomitee gibt uns Zuversicht und Mut, am europäischen Friedensprojekt weiterzuarbeiten."
© EPA
Für Faymann ist es "mehr als nur die Würdigung der bisherigen Leistungen der EU". Sie sei auch der "Auftrag an die EU, verstärkt für den sozialen Ausgleich zu wirken, Maßnahmen zur Sicherung der Beschäftigung zu setzen und die Menschenrechte zu sichern", so Faymann. Den Auftrag, den die Europäer sowie die europäische Demokratie mit dem Preis bekommen haben, sei die "Weiterentwicklung dieser wichtigen Anliegen", erklärte der Kanzler. Faymann betonte zudem, dass es gelte, aus der Geschichte zu lernen, dem Aufhetzen und den Nationalismen eine Absage zu erteilen. Es brauche eine "politische Antwort" und "ein soziales, ein menschenfreundliches, ein gemeinsames Europa."
© ÖSTERREICH/ Kernmayer
Spindelegger sieht neben der Würdigung der historischen Leistungen auch eine "klare Absage an Schwarzseher" in der EU. Gerade in Krisenzeiten sei es wichtig, den "herausragenden Erfolg" der Überwindung von Konflikten und Feindschaften und der Integration des Kontinentes wieder "deutlich in Erinnerung zu rufen". "Während die Welt unsere Errungenschaften bewundert, ergehen wir uns allzu oft in Selbstzweifel und Zukunftsängsten, statt mit einem gesunden Selbstvertrauen in die Zukunft zu blicken. Es gibt genug, worauf wir in Europa stolz sein können!", betonte der Vizekanzler.
© APA/ Neubauer
"In wirtschaftlich und politisch fordernden Zeiten, ist die Auszeichnung der Europäischen Union mit dem Friedensnobelpreis auch ein klares Signal: Dieses gemeinsame Europa hat ein Ziel, nämlich Frieden in Europa dauerhaft zu sichern und den Wohlstand für alle Bürgerinnen und Bürger zu mehren. Um auch den sozialen Frieden zu sichern", so Finanzstaatssekretär Andreas Schieder zur heutigen Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union. Es sei dies eine Auszeichnung für alle Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten den Traum des gemeinsamen Europas, das sich nicht immerfort selbst bekriegt, vorangetrieben und zum Leben erweckt haben.
© EPA
Für Hahn ist die Zuerkennung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union zwar "überraschend" gekommen, sie sei aber "mehr als berechtigt". Er empfinde eine "große Freude", dass "unser gemeinsames Friedensprojekt" eine derartig große Auszeichnung erfahre, erklärte Hahn. "Die EU ist ein erfolgreiches Friedensprojekt, das weltweit und in der Geschichte des Erdballs seinesgleichen sucht", meinte der EU-Kommissar. Diese Entscheidung sei aber auch eine Möglichkeit, darauf hinzuweisen, dass der Frieden in Europa auch in Krisenzeiten der "Ausgangspunkt und die zentrale Mission" der Europäischen Gemeinschaft sei, sagte Hahn.
© Fuhrich
"Die Begründung, bei der Europäischen Union handle es sich um ein erfolgreiches Friedensprojekt, ist nur eine Seite der Medaille. Die unzähligen Irrwege, die die EU in den letzten Jahren und Jahrzehnten genommen hat, werden dabei ausgeblendet."
© EPA
"Die EU hat eine wesentliche Rolle bei der Heilung der Wunden der Geschichte und bei der Förderung von Frieden, Aussöhnung und Zusammenarbeit in Europa gespielt."
Wer fährt nach Oslo?
Noch ist völlig unklar, wer am 10. Dezember um 13 Uhr im Osloer Rathaus die Auszeichnungen entgegen nehmen wird. Wahrscheinlichste Kandidaten: EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso, EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und der EU-Parlaments-Präsident Martin Schulz.
Wer erhält Preisgeld?
Und auch, was mit dem Preisgeld von 930.000 Euro passiert, weiß derzeit noch niemand. Theoretisch müsste es durch alle 500 Millionen EU-Bürger geteilt werden. Preisgeld also für jeden: Immerhin 0,00186 Euro!
Nächste Seite: Das ist der Friedensnobelpreis
Der Friedensnobelpreis gilt als bedeutendste internationale Auszeichnung im Bemühen um eine friedlichere Welt. Stifter des Preises ist der schwedische Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel (1833-1896). In seinem Testament beauftragte er das norwegische Parlament, das Storting, jährlich bis zu drei Personen oder Organisationen für ihre Verdienste auszuzeichnen.
Die Preisträger sollen "den besten oder größten Einsatz für Brüderlichkeit zwischen Staaten, für die Abschaffung oder Abrüstung von stehenden Heeren sowie für die Organisation und Förderung von Friedenskonferenzen" gezeigt haben. Mit dem Friedensnobelpreis wird seit 1960 auch der Einsatz für Menschenrechte und seit 2004 der für Umwelt geehrt.
Während andere Nobelpreise in der schwedischen Hauptstadt Stockholm vergeben werden, wird die Auszeichnung für Frieden in Oslo verliehen. Seit 1901 wählt dafür ein norwegisches Komitee aus oft mehr als 100 Vorschlägen die Geehrten aus. Heuer gab es insgesamt 231 Nominierungen, 43 davon sind Organisationen. Die fünf Komitee-Mitglieder werden für sechs Jahre vom Storting entsprechend der politischen Machtverhältnisse im norwegischen Parlament ernannt. Seit dem Jahr 2009 wird das Komitee vom früheren norwegischen Regierungschef und jetzigen Europarats-Generalsekretär Thorbjörn Jagland geführt.
Die Preisträger werden jeweils im Oktober bekanntgegeben. Bei der feierlichen Verleihung am Todestag Nobels am 10. Dezember erhalten sie in Oslo eine Medaille, eine Urkunde und ein Preisgeld in Höhe von zehn Millionen Schwedische Kronen (1,073 Mio. Euro).
© Reuters
© Reuters
© Reuters
© Getty
© AFP
© AFP
© Getty
© Getty
© Getty
© AFP
© Reuters
© AFP
© AFP
© EPA
© Reuters
© Reuters
© Reuters
© AFP
© AFP
© AFP
© Getty
© Getty
© Reuters
© Getty
© Reuters
© Getty
© Getty
© AFP
© Reuters
© Reuters
© Reuters
© AFP
© Reuters
© AFP
© Reuters
© Reuters
© AFP
© EPA
© AFP
© Getty
© EPA
© AFP
© EPA
© AFP
© Getty
© Reuters
© AFP
© Reuters
© Getty
© Reuters
© AFP
© Getty
© Getty
© AFP
© Getty
© GEPA
© EPA
© EPA
© Reuters
© Getty
© AFP
© Reuters
© Reuters
© Getty
© EPA
© AFP
© Getty
© Getty
© Getty
© Reuters
© Reuters
© AFP
© Reuters
© AFP
© Getty
© EPA
© AFP
© EPA
© Reuters
© Getty
© Reuters
© AFP
© Getty
© AFP
© AFP
© AFP
© Getty
© Reuters
© AFP
© AFP
© EPA
© AFP
© AFP
© Reuters
© EPA
© AFP
© Reuters
© Reuters
© Reuters
© Reuters
© AFP
© Getty
© Getty
© APA/ dpa
© EPA
© AFP
© Getty
© Getty
© EPA
© Reuters
© Reuters
© Reuters
© afp
© Reuters
© AFP
© AFP
© AFP
© AFP
© Reuters
© AFP
© Reuters
© Reuters
© EPA
© Reuters
© AFP
© AFP
© Reuters
© Reuters
© Reuters
© EPA
© Reuters
© EPA
© Getty
© Reuters
© Getty
© Reuters
© Reuters
© APA/ Pfarrhofer
© AFP
© Reuters
© AFP
© AFP
© EPA
© Reuters
© EPA
© Getty
© AFP
© Reuters
© PPS/ Photo Press Service, www.photopressservice.at
© EPA
© APA/ Zupanc
© Reuters
© Reuters
© Getty