Rennen um den Hradschin

Wird Tattoo-Mann Tschechiens Präsident?

11.01.2013

Die Wahl des Nachfolgers von Klaus dauert noch bis Samstag.

Zur Vollversion des Artikels
© APA, Vladimir Franz
Zur Vollversion des Artikels

Mit einer Live-TV-Debatte ging am Donnerstagabend der Wahlkampf vor der Wahl des tschechischen Staatspräsidenten zu Ende. Alle neun Bewerber antworteten dabei auf Fragen des Moderaters größtenteils zu "leichteren Themen" wie dem Inhalt ihrer Antrittsrede oder den Beziehungen zu den Nachbarstaaten. Zur Sprache kam dabei auch Österreich, allerdings nicht wegen der Kritik des südböhmischen Atomkraftwerkes Temelin, sondern wegen der Bestimmungen zur Wahl des Bundespräsidenten.

Mehrere Bewerber sprachen sich für die Einführung der Pflicht der Kandidaten aus, 6.000 amtlich bestätigte Unterschriften vorzulegen, wie es in Österreich der Fall ist. Sie reagierten damit darauf, dass in Tschechien 50.000 Unterschriften erforderlich sind, die jedoch nicht amtlich bestätigt sein müssen. Das hatte für Kontroversen gesorgt, weil das Innenministerium wegen Unstimmigkeiten in den Petitionslisten einige Bewerber aus der Wahl ausgeschlossen hatte.



Dienstwagen-Affäre
Thema der Debatte waren auch die Dienstwagen des tschechischen Staatspräsidenten. So versprachen die Kandidaten, dass sie in Wagen heimischer Produktion fahren würden, nicht in ausländischen wie der scheidende Staatschef Vaclav Klaus. Erörtert wurden auch „leichtere“ Fragen, etwa jene, welche Untugend jeder mögliche künftige Staatspräsident ablegen müsste. So antwortete der Außenminister Karel Schwarzenberg darauf, dass er seine Faulheit überwinden müsste, weil er keinen "Chef" hätte, der ihn "antreiben" würde. Expremier Milos Zeman blieb seinem Ruf des Bonmot-Meisters treu: „Jenen, denen ich früher sagte, dass sie dumm sind, werde ich sagen müssen, dass sie weiser werden können“, sagte Zeman.

Die TV-Debatte war für die Kandidaten die letzte Möglichkeit, die Wähler anzusprechen. Die Wahl des Nachfolgers von Klaus findet am Freitag und Samstag statt. Laut der letzten Umfrage liegt Zeman mit 25,1 Prozent an der Spitze der Wählergunst, gefolgt von Expremier Jan Fischer mit 20,1 Prozent. Die übrigen sieben Bewerber bleiben mit großem Abstand zurück.

Franz derzeit auf Platz drei
'Überraschend gehört Platz drei dem Komponisten und Hochschulpädagogen Vladimir Franz (11,4 Prozent), der fast am ganzen Körper, einschließlich Gesicht und Kopfhaut, tätowiert ist. Mit 11,0 Prozent folgt dann Schwarzenberg und der Kandidat der Sozialdemokraten (CSSD) Jiri Dienstbier mit 10,6 Prozent. Laut Meinungsforschern dürften also Zeman und Fischer in die Stichwahl kommen, die zwei Wochen später stattfinden sollte.

Die Buchmacher sehen die Chancen der einzelnen Kandidaten leicht anders als die Meinungsforscher: Als Favorit gilt aber auch hier Zeman, gefolgt von Fischer und Schwarzenberg, wobei der Unterschied des Kurses zwischen Fischer und Schwarzenberg nicht so groß ist, als ob die Wettbüros nicht ganz ausschließen wollten, dass Schwarzenberg überraschen und statt Fischer in die Stichwahl kommen könnte.

Zur Vollversion des Artikels