Spektakuläre Operation vor italienischer Insel erfolgreich beendet.
Die spektakuläre Operation zur Bergung des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" ist am Dienstag in der Früh erfolgreich abgeschlossen worden. "Das Schiff ist wieder in einer aufrechten Position", sagte der Leiter des italienischen Zivilschutzes, Franco Gabrielli, um 4.00 Uhr Früh auf der Insel Giglio. Das 290 Meter lange Schiff war 19 Stunden lang mit Stahlseilen aufgerichtet worden.
"Es hätte nicht besser laufen können", sagte der Projektverantwortliche des Schiffseigners Costa, Franco Porcellacchia, am Dienstag in der Früh vor Journalisten. Der Zivilschutzchef und Vertreter der Bergungsteams umarmten sich, im Hafen von Giglio "applaudierten" Schiffssirenen.
Südafrikaner hebt die Costa1/8
Nick Sloane - Das ist der Retter der Costa ConcordiaEr rettete ein von Piraten in Brand gesetztes Schiff und kam havarierten Öltankern zur Hilfe - doch das italienische Kreuzfahrtschiff Costa Concordia sei seine bisher "größte Herausforderung", sagte der Südafrikaner Nick Sloane. Der Experte für Schiffsbergungen leitet seit dem vergangenen Jahr auf der toskanischen Insel Giglio die größte Bergungsaktion für ein Passagierschiff, die es je gegeben hat. Er steht dem 500-köpfigen internationalen Team vor, das monatelang die am Montag begonnene Aufrichtung des Schwiffswracks plante.
Nick Sloane - Das ist der Retter der Costa ConcordiaDer am 5. Juli 1961 in Sambia geborene Sloane war gerade in Neuseeland bei der Bergung des Öltankers "MV Rena" im Einsatz, als der Ruf nach Italien kam. Seitdem ist er auf Giglio damit beschäftigt, Unmögliches möglich zu machen und Katastrophen zu verhindern. Wegen der Größe des Kreuzfahrtschiffs und wegen der Position, in der es sich befand, hätten sich viele gefragt, ob die Bergung überhaupt möglich sei, sagt der 52-Jährige mit dem rotblonden Haar.
Nick Sloane - Das ist der Retter der Costa ConcordiaEinen Tiefpunkt erlitt der dreifache Vater, der seit 24 Jahren verheiratet ist, als die Aufrichtung des Schiffs wegen schwerer Herbststürme im vergangenen Jahr verschoben werden musste. Zudem erschwerte der harte Granitboden die Errichtung der Plattformen zur Stützung des Wracks. Kurz vor Beginn der Aufrichtung zeigte sich Sloane optimistisch - trotz aller Risiken. Weil die Hülle des Schiff langsam zusammengedrückt werde, habe die Aktion nicht mehr verschoben werden können.
Nick Sloane - Das ist der Retter der Costa ConcordiaSloane greift auf mehr als 30 Jahre Erfahrung zurück. Er begann seine Karriere 1980 bei der südafrikanischen Firma Safmarine. Seinen ersten größeren Job hatte er 1983 bei der Bergung des brennenden spanischen Öltankers "Castillo de Bellver" vor der Küste Südafrikas. 2011 war er an der Rettung des Tankers "Brillante Virtuose" beteiligt, der vor der Küste des Jemen von Piraten angegriffen und angezündet wurde.
Nick Sloane - Das ist der Retter der Costa ConcordiaAber auch an Land ist Sloanes Expertise gefragt. So hat er geholfen, zerstörte Ölpipelines und andere Ölanlagen in Afghanistan und im Irak zu reparieren, nachdem die USA in den Ländern einmarschiert waren.
Nick Sloane - Das ist der Retter der Costa ConcordiaSloane, der in der Öffentlichkeit eher scheu wirkt, erzählt in kleiner Runde bei einem Glas Wein in einer Hafenbar auf Giglio gern von seiner Arbeit. Auf seinem Handy zeigt er Fotos von seinen Jobs in aller Welt.
Nick Sloane - Das ist der Retter der Costa ConcordiaUmweltschützer beobachten unterdessen genau, ob bei der Aufrichtung des Wracks giftige Chemikalien ins Meer gelangen. Bergungsmeister Sloane, der mit seiner erst 2011 gegründeten Firma Sloane Maritime Ltd den Auftrag bekam, hat einen Ruf zu verlieren.
Nick Sloane - Das ist der Retter der Costa ConcordiaGolfspielen - neben dem Segeln eines seiner Hobbys - kann Sloane auf Giglio nicht. Dafür ist die Toskana die Heimat seines Lieblingsweines Chianti. Gelingt die Aufrichtung und schließlich die Bergung der "Concordia", will Sloane das Ereignis gebührend feiern: "Ich stelle mir vor, wie ich auf der Brücke der Concordia stehe und eine Zigarre anzünde, während sie weggeschleppt wird."
Es handelte sich um eine einzigartige Aktion mit dem Risiko, dass die "Costa Concordia" auseinanderbrechen würde. Der 114.500 Tonnen schwere Kreuzfahrtriese musste aus seiner eingekeilten Lage zwischen zwei Felsen befreit und um insgesamt 65 Grad gedreht werden. Dies wurde in mühevoller Kleinarbeit vollbracht: Millimeter für Millimeter wurde der Koloss mit Seilen, Flaschenzügen und Schwimmkörpern in eine aufrechte Position gebracht. Das Schiff lag seit Jänner 2012 in einer fast waagerechten Position vor der toskanischen Küste im Meer, nachdem es dort auf einen Felsen gefahren und gekentert war.
Nach der erfolgreichen Aufrichtung soll das Wrack mittels schwimmenden Containern gehoben werden, damit es in einen Hafen geschleppt werden kann. Dies soll aber erst im Frühjahr passieren, da die Winterstürme abgewartet werden sollten. Die Kosten der Bergeaktion, an der 500 Arbeiter beteiligt sind, werden mit 600 Millionen Euro beziffert.
Alle Fotos: So läuft die Bergung
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Der Rumpf konnte etwas mehr als ein Meter bereits aufgerichtet werden.
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Der Rumpf konnte etwas mehr als ein Meter bereits aufgerichtet werden.
Die Bergeaktion hatte am Montag in der Früh mit Verspätung begonnen, auch ihr Abschluss verzögerte sich mehrmals. Bei der Aktion wurde besonderer Wert darauf gelegt, eine Verschmutzung des Meeres zu vermeiden. Die Leiterin des Umweltbeobachtungszentrums der Insel Giglio, Maria Sargentini, sagte, dass die Gewässer rund um das Wrack jede Stunde untersucht wurden, um einen etwaigen Austritt umweltschädlicher Stoffe zu erkennen.
Bei dem Schiffsunglück im Jänner 2012 waren 32 Menschen ums Leben gekommen. Zwei Leichen, die im Wrack vermutet wurden, konnten auch am Montag nicht gefunden werden. Die Bergungsteams hoffen, sie nach dem Aufrichten noch ausfindig zu machen. An Bord des Urlauberschiffes waren mehr als 4000 Menschen gewesen, darunter 77 Österreicher. Kapitän Franceso Schettino muss sich wegen des chaotischen Rettungseinsatzes derzeit vor einem Gericht in Grosseto in der Toskana verantworten.