Bei Luftangriff

Zehn Angehörige von Hamas-Chef Haniyeh getötet

25.06.2024

Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben zehn Mitglieder der Familie von Hamas-Chef Ismail Haniyeh getötet worden.  

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Bei dem Angriff sei das Haus der Familie in der Flüchtlingssiedlung Al-Shati im Norden des Gazastreifens getroffen worden, sagte der Sprecher des Zivilschutzes in dem von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Palästinenser-Gebiet, Mahmoud Basal, am Dienstag. Unter den zehn Toten sei auch eine Schwester Haniyehs.

Bei israelischen Angriffen auf Gaza-Stadt in der Nacht auf Dienstag wurden nach palästinensischen Angaben insgesamt mindestens 24 Menschen getötet. Die Attacken hätten zwei Schulen in Gaza-Stadt getroffen und dort mindestens 14 Todesopfer gefordert, sagten Sanitäter an Ort und Stelle. Bei dem Angriff auf das Haus im Flüchtlingslager Al-Shati seien zehn Menschen getötet worden. Darunter befänden sich eine Schwester und weitere Verwandte des in Katar lebenden Hamas-Chefs Ismail Haniyeh, wie das medizinische Personal und Angehörige erklärten. Das Haus habe der Familie Haniyehs gehört.

Als Schutzschild missbraucht

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge in der Nacht gezielt Palästinenser angegriffen, die an den Planungen des Massakers in Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen sein sollen. "Die Terroristen agierten innerhalb von Schulgeländen, die von der Hamas als Schutzschild für ihre terroristischen Aktivitäten verwendet wurden", erklärte das Militär. Rettungskräfte des Zivilschutzes hätten die Leichen ins Al-Ahli-Krankenhaus in der nahegelegenen Stadt Gaza gebracht, fügte Zivilschutzsprecher Basal hinzu. Bei dem Angriff habe es zudem mehrere Verletzte gegeben. Weitere Tote würden noch unter den Trümmern des Gebäudes vermutet, der Zivilschutz könne sie aber nicht bergen, weil er nicht die nötige Ausrüstung habe.

Terroristen hätten in Schulgebäuden Unterschlupf gesucht, hieß es in der Mitteilung der Armee zu diesen beiden Luftschlägen. Sie seien an der Planung und Ausführung von Anschlägen auf Israel beteiligt gewesen. Es seien Luftüberwachungsmaßnahmen, präzise Munition und geheimdienstliche Mittel eingesetzt worden, um die Gefahr für Zivilisten zu minimieren. Das israelische Vorgehen im Gazastreifen gegen die Hamas wird vor allem aufgrund der hohen Zahl ziviler Opfer kritisiert.

Der in Katar lebende Haniyeh ist der Chef des Politbüros der Hamas. Im April waren bei einem israelischen Angriff im Zentrum des Gazastreifens bereits drei seiner Söhne und vier Enkelkinder getötet worden. Die israelische Armee warf ihnen "terroristische Aktivitäten" vor. Haniyeh hatte damals erklärt, dass seit dem Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober schon etwa 60 Mitglieder seiner Familie getötet worden seien.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der islamistischen Palästinenserorganisation und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mindestens 37.626 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 86.000 verletzt. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten und lassen sich nicht unabhängig verifizieren.

Israel erklärte unterdessen eine weitere in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen vermutete "Geisel" für tot. Das Forum der Geiselfamilien teilte am Montagabend mit, Mohammed Al-Atrash sei bereits während des Hamas-Massakers am 7. Oktober getötet worden. Seine Leiche sei von Terroristen in den Gazastreifen gebracht worden. Der 39-Jährige hinterlasse 13 Kinder von zwei Frauen. Die israelische Armee bestätigte den Tod des Soldaten mit dem Dienstgrad eines Oberfeldwebels. Er gehörte zur Einheit der beduinischen Fährtensucher der israelischen Armee. Etwa ein Fünftel der knapp zehn Millionen Israelis sind Araber. Sie sind vom Wehrdienst befreit, können sich aber freiwillig melden.

Die Hamas weiß nach kürzlichen Angaben ihres Sprechers Osama Hamdan nicht, wie viele der rund 120 in Gaza vermuteten Geiseln noch leben. Befürchtet wird, dass ein Großteil von ihnen tot ist. Das "Wall Street Journal" berichtete zuletzt unter Berufung auf Vermittler bei den indirekten Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien sowie auf einen mit US-Geheimdienstinformationen vertrauten US-Beamten, dass die Zahl der noch lebenden Geiseln bei nur 50 liegen könnte. Diese Einschätzung stütze sich zum Teil auf israelische Geheimdienstinformationen. In der Gewalt der Hamas soll sich auch noch die österreichisch-israelische Geisel Tal Shoham befinden. Seit Monaten laufen Bemühungen, durch indirekte Verhandlungen Israel zu einer Waffenruhe und die Hamas zur Freilassung der israelischen Geiseln zu bewegen - bisher ohne Erfolg.

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