Terrorakt vereitelt
Zehn Attentäter planten Blutbad in Düsseldorf
03.06.2016
Saleh A. hatte die Anschlagspläne der IS-Schläferzelle enthüllt.
In Deutschland ist eine mutmaßliche Zelle des "Islamischen Staates" aufgedeckt worden, die einen Anschlag mit Sprengwesten in Düsseldorf geplant haben soll. Auf Anordnung von Generalbundesanwalt Peter Frank wurden am Donnerstag deswegen drei Syrer in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg festgenommen. Zudem sei Haftbefehl gegen ihren Landsmann Saleh A. erlassen worden, der sich in Frankreich in Untersuchungshaft befinde, teilte die Bundesanwaltschaft mit.
Nun wurden weitere Details bekannt. Wie das deutsche Magazin "Der Spiegel" berichtet, sollten zehn Attentäter den Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt verüben.
IS-Mitglieder
Zwei der Beschuldigten, der 25-jährige Saleh A. und der 27-jährige Hamza C., hätten sich im Frühjahr 2014 in Syrien dem IS angeschlossen, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Von der Führungsebene der Organisation hätten sie den Auftrag erhalten, in der Düsseldorfer Altstadt einen Anschlag zu verüben. Die Männer hätten geplant, dass zwei Selbstmordattentäter auf der vielbefahrenen Heinrich-Heine-Allee jeweils eine Sprengweste zünden. Anschließend sollten weitere Attentäter möglichst viele Passanten mit Gewehren und weiteren Sprengsätzen töten.
Saleh A. und Hamza C. sollen zu diesem Zweck mit Billigung der IS-Führung im Mai 2014 in die Türkei gereist sein. Von dort seien sie im März und im Juli vergangenen Jahres getrennt voneinander über Griechenland und die Balkanroute weiter nach Deutschland gelangt. Sie hätten dann den 25-jährigen Mahood B. überzeugt, sich an dem Anschlag zu beteiligen. Saleh A. soll zudem Kontakt zu dem Syrer Abd Arahman A.K. aufgenommen haben. Der 31-Jährige befand sich im IS-Auftrag bereits in Deutschland und habe die Sprengwesten herstellen sollen.
Den Behörden gestellt
Die Tat konnte offenbar verhindert werden, weil Saleh A. im Februar in Paris gegenüber den französischen Behörden zu den Plänen aussagte. Seitdem sitzt er in Haft. Die deutsche Bundesanwaltschaft will sich nach eigenen Angaben um seine Auslieferung bemühen. Die Behörde versicherte, die Festnahmen stünden nicht im Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich, die am 10. Juni beginnt.
"Hohe Gefährdung" für Deutschland
Ein Sprecher von Innenminister Thomas de Maiziere sagte: "Deutschland befindet sich ebenso wie andere europäische Staaten im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus." Es bestehe eine "hohe Gefährdung". Justizminister Heiko Maas erklärte, der Vorfall zeige, dass die Ermittlungsbehörden mit allen Mitteln des Rechtsstaats gegen mutmaßliche Terroristen vorgingen. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger sagte, die Anschläge hätten offenbar an mehreren Punkten zeitgleich verübt werden sollen. Es habe aber noch keine konkreten Vorbereitungen für die Umsetzung gegeben.
Ein unterdessen im ostdeutschen Oderbruch gefasster mutmaßlicher IS-Terrorist ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auf der Flüchtlingsroute ins Land gekommen. Demnach gelangte der Mann über die Türkei, Griechenland und die brandenburgische Erstaufnahmestelle Eisenhüttenstadt im Spätsommer 2015 in die Region.
Er habe einen Asylantrag gestellt, über den noch nicht entschieden sei. Zwischenzeitlich sei der 27-Jährige abgetaucht, hieß es im Landratsamt. Erst am Mittwoch sei er wieder in seiner Unterkunft erschienen und habe seine Unterstützungsleistung von knapp 390 Euro abgeholt. Davor habe sich der Syrer fünf Monate lang nicht blicken lassen.