Der Heilige Vater bedankte sich bei den Pilgern. Zum Rücktritt äußerte er sich nicht.
Der Papst hat am Sonntag tausenden Pilgern gedankt, die zu seinem vorletzten Angelus-Gebet geströmt sind. "Eure Anwesenheit ist für mich ein Zeichen der Nähe und der Verbundenheit, für die ich sehr dankbar bin", sagte der Heilige Vater lächelnd. Er appellierte an die Gläubigen, in der Fastenzeit im Gebet verbunden zu bleiben. Ausdrückliche Anspielungen auf seinen geplanten Rücktritt
am 28. Februar machte der Papst nicht.
Letzte Tage im Amt: Das Rest-Papst-Programm1/7
Das Programm am 28. FebruarEine große Generalaudienz auf dem Petersplatz und ein Treffen mit Kardinälen bilden die letzten öffentlichen Termine, bevor Benedikt XVI. am 28. Februar den Hubschrauber Richtung Castel Gandolfo besteigt - und um 20.00 Uhr auf sein Amt verzichtet, wie Kathpress berichtet. Zur öffentlichen Mittwochsaudienz werden am Vortag Besucherzahlen erwartet, die an die kirchlichen Hochfeste Weihnachten und Ostern heranreichen. Es dürften 100.000 vielleicht sogar 150.000 Menschen sein, die den Papst bei seinem letzten öffentlichen Auftritt direkt erleben wollen.
Per Heli ins KlosterGegen 17.00 Uhr besteigt Benedikt XVI. in den vatikanische Gärten den Hubschrauber, der ihn und die Mitglieder seines Haushalts an den päpstlichen Sommersitz Castel Gandolfo bringt. Dort dürfte er sich bei der Ankunft kurz am Balkon seines Palazzos zeigen und seine Mitbewohner der Kleinstadt kurz begrüßen. Und dort wird man ihn vermutlich zum letzten Mal in der weißen Papstsoutane sehen. Denn diese Farbe bleibt dann seinem Nachfolger vorbehalten. Ob der emeritierte Bischof von Rom künftig den schwarzen Talar des Priesters trägt oder ein violettes Bischofs- oder roten Kardinalsgewand, steht noch nicht fest.
Letzter Staatsgast aus dem Ausland empfangen
Am Samstagmittag hat Benedikt XVI. seinen letzten ausländischen Staatsgast empfangen - sieht man von Italien ab -, den Guatemalteken Otto Fernando Perez Molina. Das seit längerem geplante Gespräch erfolgte in gleichem Stil und Rahmen wie die Begegnung mit Hunderten von Staatsgästen zuvor: Im Mittelpunkt standen aktuelle Fragen des Landes - Kampf gegen Armut, Drogenhandel, organisierte Kriminalität - und Rolle sowie Beitrag der Kirche in der Region.
Am Samstagabend stand dann eine Audienz für den amtierenden Regierungschef seines Gast- oder Nachbarlands Italien auf den Programm, Mario Monti. Genau eine Woche später kommt Staatspräsident Giorgio Napolitano. Für den Bürgermeister der Stadt Rom ist unterdessen keine eigene Audienz mehr vorgesehen. Aber Gianni Alemanno kommt zusammen mit seinem Stadtrat am Sonntagmittag zum Angelus-Gebet auf den Petersplatz.
Sonntag
Am Sonntagabend zieht sich Benedikt XVI. zu den traditionellen einwöchigen Fastenexerzitien mit der Kurie zurück. Dort hört er täglich drei Meditationen, die der vatikanische Kulturminister Kardinal Gianfranco Ravasi vorbereitet hat. Allerdings wird er auch in dieser Zeit täglich die Unterschriftenmappe mit aktuellen Vorgängen abarbeiten, die sein Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein ihm vorlegt.
Montag
Auch in seiner letzten Arbeitswoche folgt Benedikt XVI. seinem bisherigen Arbeitsschema. Für Montag, den 25. Februar sind Audienzen mit "einigen Kurienkardinälen" vorgesehen, vermutlich den Präfekten der Glaubens- und der Bischofskongregation, die ihren täglich festen Audienztermin beim Papst haben.
Bischofsernennungen Ob und welche Anweisungen oder Ernennungen der Papst bei diesen Terminen noch verfügt, ist offen. Vatikan-Kenner erinnern sich, dass in den letzten Lebenstagen von Johannes Paul II. noch eine Fülle von Bischofsernennungen verfügt wurden. Nicht nur in Österreich stehen mit Graz, Feldkirch und Salzburg Bischofsernennungen bevor, auch in der deutschen Heimat des Papstes warten die Katholiken in Erfurt wie die in Passau auf einen neuen Bischof, berichtet Kathpress weiter.
Wann startet Konklave?
Benedikt XVI. könnte demnach noch in einer Frage entscheiden, in der Beobachter im Papstwahlrecht Interpretationsspielraum erkennen: Ob im Fall einer nicht durch Papsttod entstandenen Sedisvakanz der Konklavebeginn vorgezogen werden könnte. Laut Wahlordnung muss die Papstwahl zwischen dem 15. Und 20. Tag nach Beginn der Sedisvakanz eröffnet werden, um den Teilnehmern die Anreise zu ermöglichen. Vielleicht entscheidet Benedikt XVI. noch darüber. Denn dann wäre es noch wahrscheinlicher, dass zu Ostern ein neuer Papst den Festtagssegen "Urbi et orbi" spendet.
Der Heilige Vater, der in guter Verfassung schien, grüßte die Pilger in mehreren Sprachen. "Danke, dass ihr so zahlreich erschienen seid", sagte Benedikt XVI. nach dem Gebet. Den Pilgern sagte er, sie sollten für ihn und für den nächsten Papst beten. Die Gläubigen schwenkten weißgelbe Fahnen, die Farben des Vatikans. Auf einigen Plakaten war zu lesen: "Wir lieben Dich!" und "Danke Benedikt!".
"In den entscheidenden Momenten im Leben, im Grunde genommen sogar in jedem Moment, stehen wir am Scheideweg: Wollen wir dem Ich folgen oder Gott?", sagte Benedikt in einer kurzen Ansprache. Er forderte die Gläubigen zur Erneuerung und zur entschiedenen Hinwendung zu Gott auf. Benedikt dankte den Menschen für ihre Unterstützung in diesen "besonderen Tagen für mich und für die Kirche". Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi sagte, dass sich 50.000 Menschen auf dem Petersplatz befanden.
. zu strömen. Die Behörden Roms trafen Vorkehrungen, um den Ansturm von Gläubigen, Touristen, Berichterstattern und Schaulustigen zu bewältigen: Hunderte Sicherheitskräfte waren im Einsatz. Auf dem Petersplatz befand sich der römische Bürgermeister Gianni Alemanno mit den Stadtratsmitgliedern.
Mehr als 1.000 Polizisten und 200 Freiwillige sorgten für die Sicherheit des Geschehens. Mehrere Straßen rund um den Vatikan wurden für den Verkehr gesperrt. Zudem gab es zusätzliche Busverbindungen zum Vatikan.
Mit einem starken Pilgeransturm ist auch bei der letzten Generalaudienz des Papstes am 27. Februar zu rechnen. An diesem Tag werden Persönlichkeiten aus der ganzen Welt erwartet, die sich von Benedikt verabschieden wollen.
Fastenzeit Im Vatikan begannen am Sonntagnachmittag die traditionellen Fastenexerzitien für den Papst und die römische Kurie. Eine Woche lang widmen sie sich in der Redemptoris-Mater-Kapelle des Apostolischen Palastes dem Gebet und der Meditation. Bis Samstagvormittag sind alle öffentlichen Termine des Papstes abgesagt, einschließlich der Generalaudienz am Mittwoch. Nach Abschluss der Exerzitien empfängt Benedikt XVI. am Samstagvormittag Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano in Audienz.
Kardinaldekan Angelo Sodano sprach in einem Interview mit der römischen Tageszeitung "Il Messaggero" (Sonntagsausgabe) von "dunklen Stunden für die Kirche". "Ich denke aber, dass man auch diese Momente mit Glaube und mit immenser Liebe für Christi Kirche erleben muss, die seit 2000 Jahren mit verschiedenen Formen und Menschen weitergeht", erklärte Sodano.
Benedikt
XVI. hatte am vergangenen Montag überraschend seinen Rücktritt zum 28. Februar angekündigt und den Schritt mit gesundheitlichen Beschwerden begründet. Es ist das erste Mal seit mehr als 600 Jahren, dass sich der Vatikan mit einem solchen Rücktritt konfrontiert sieht. Wegen der besonderen Umstände könnte die Wahl eines neuen Papstes daher auch früher beginnen als angenommen.
Vatikan-Sprecher Lombardi sagte am Samstag, es werde derzeit geprüft, ob die Vorschriften einen früheren Termin zuließen als den zunächst angekündigten 15. März. Die Regeln des Vatikans schreiben eigentlich vor, dass das Konklave 15 bis 20 Tage nach Amtsniederlegung des Vorgängers zusammenkommen muss, um einen Nachfolger zu bestimmen. Dies bezog sich bisher meist auf den Tod des Amtsträgers.
Die Regeln der Kirche könnten nun auch anders interpretiert werden, erklärte der Vatikan-Sprecher. Dies würde bedeuten, dass das Konklave bestehend aus knapp 120 Kardinälen unter 80 Jahren bereits vor dem 15. März in der heiligen Stadt zusammenkommen könnte, um den nächsten Papst zu bestimmen.
Papst Benedikt XVI: Seine letzte Messe BILDER GALERIE