"Hängt sie"
Zeitung ruft zur Tötung Homosexueller auf
01.11.2010
In Uganda wurde eine Liste mit den 100 "Top"-Homosexuellen veröffentlicht.
Eine ugandische Zeitung hat am Montag erneut Fotos, Namen und Adressen homosexueller Männer veröffentlicht. Erst im vergangenen Monat hatte der "Rolling Stone" - das Blatt hat nichts mit dem gleichnamigen US-Musikmagazin zu tun - eine Ausgabe mit den 100 "Top"-Homosexuellen Ugandas und der Aufforderung "Hängt sie auf" herausgebracht. Eine Gruppe von Menschenrechtsaktivisten war daraufhin gerichtlich gegen die Zeitung vorgegangen.
"Wir leben in Angst"
Redaktionsleiter Giles Muhame sagte, er wolle mit der Veröffentlichung von Fotos schwuler Männer fortfahren, um ihnen "zu helfen, ein verantwortungsbewusstes Leben zu führen". Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten gab es nach Erscheinen der Ausgabe im vergangenen Monat mindestens vier Angriffe auf Homosexuelle. Die Organisation "Sexual Minorities Uganda" hatte beim Obersten Gericht eine Verfügung gegen weitere derartige Veröffentlichungen beantragt.
"Wir leben jetzt in Angst", sagt der Koordinator der Gruppe, Julian Onzeima. "Der 'Rolling Stone' hat es geschafft, dass sich die Leute gegen uns wenden." Homosexuelle in Uganda berichten, dass sie seit einem Jahr Angriffen und Schikanen ausgesetzt seien. Im Oktober 2009 hatte ein Abgeordneter im ugandischen Parlament einen Gesetzentwurf eingebracht, der für homosexuelle Handlungen lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe vorsah. Die Initiative löste international einen Sturm der Entrüstung aus und wurde auf einen diskreten Wink von Staatspräsident Yoweri Museweni hin in aller Stille auf Eis gelegt.