In dem Prozess gegen die Neonazi-Terrorgruppe NSU in Deutschland sind am Mittwoch Zeugen zu dem Mord an dem türkischen Imbissverkäufer Mehmet Turgut gehört worden. Die Ermordung des jungen Mannes im Februar 2004 im norddeutschen Rostock könnte auf gute Ortskenntnisse der Täter hindeuten, wie der Aussage eines Kriminalbeamten vor dem Oberlandesgericht München zu entnehmen war.
Der Kebab-Stand, in dem Turgut erschossen wurde, habe sich an einer entlegenen Stelle zwischen Wohnblöcken befunden. "Ich als Einheimischer war noch nie an diesem Ort. Der ist sowas von abgelegen", sagte der Beamte. "Wir haben uns gefragt: Was sucht jemand hier in diesem Bereich?"
Nach Einschätzung des Kommissars müssen die Täter den 25-Jährigen überwältigt und zu Boden gedrückt haben, bevor sie ihn mit Schüssen in den Nackenbereich töteten. "Die Menschen, die hier reingegangen sind, die wollten nicht rauben oder zerstören. Die wollten einfach nur töten."
Laut Anklage begingen die NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos die Tat. Dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) werden insgesamt zehn Morde, zwei Banküberfälle und zahlreiche Sprengstoffanschläge zwischen 2000 und 2007 zur Last gelegt. Acht der Mordopfer waren türkischstämmige Immigranten, einer stammte aus Griechenland, das zehnte Opfer war eine deutsche Polizistin.
Böhnhardt und Mundlos wurden im November 2011 in ihrem Wohnmobil tot aufgefunden, als die Polizei sie nach einem Banküberfall eingekreist hatte. In München steht unter anderen die Hauptangeklagte Beate Zschäpe als mutmaßliche Mittäterin an sämtlichen Anschlägen vor Gericht. Sie soll für die legale Fassade der Gruppierung gesorgt haben.