Nahe Rosenheim kam es am Dienstagmorgen zu einem schweren Zugunglück.
Das schwere Zugunglück in Bayern mit 10 Toten ist laut ersten Ermittlungen durch menschliches Versagen ausgelöst worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstagabend aus zuverlässiger Quelle. Wer genau für das Unglück im oberbayerischen Bad Aibling verantwortlich zu machen ist, war zunächst nicht bekannt. Mehr Details wurden der Deutschen Presse-Agentur nicht genannt. Zuvor hatte das RedaktionsNetzwerk Deutschland darüber berichtet, dass menschliches Versagen das Unglück ausgelöst haben könnte.
Bei dem Zugsunglück waren außerdem 80 verletzt worden. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. Die Ermittlungen würden noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Spezialisten hätten mit ihrer Ermittlungsarbeit gerade erst begonnen, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
Dem Bericht des RedaktionsNetzwerks Deutschland zufolge soll der Bahnbedienstete das automatische Signalsystem ausnahmsweise außer Kraft gesetzt haben, um einen verspäteten Triebwagen noch "quasi von Hand durchzuwinken". Der entgegenkommende Zug habe ebenfalls grünes Licht bekommen.
Unfassbarer Anblick
Als die Züge am Morgen gegen 6.45 Uhr zusammenstießen und sich die Triebwagen ineinander verkeilten, entgleiste einer der Züge und mehrere Waggons kippten zur Seite. "Der eine Zug hat sich förmlich in den anderen hineingebohrt und die Kabine des zweiten Zuges komplett auseinandergerissen", berichtete ein sichtlich betroffener Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) vor Journalisten. Es sei davon auszugehen, dass die beiden Lokführer keinen Sichtkontakt hatten und die Züge "ungebremst mit hoher Geschwindigkeit" gegeneinanderkrachten, erklärte Dobrindt.
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Strecke erst vor Kurzem auf Mängel untersucht
Die Ursache für den Unfall auf der auch Mangfalltalbahn genannten Strecke war zunächst unklar. Sie wird mit Hilfe des "Punktförmigen Zugbeeinflussungssystems" kontrolliert - "ein System, das automatisch dafür sorgen soll, dass das Aufeinandertreffen von Zügen nicht stattfindet, indem Züge zwangsgebremst werden, wenn sie unberechtigt auf einer Strecke sind, Signale überfahren oder Ähnliches", sagte Dobrindt. Auf der Unfallstrecke war das System erst in der vergangenen Woche kontrolliert worden - alles schien einwandfrei.
Die Rettungs- und Bergungsarbeiten gestalteten sich extrem schwierig, weil die Unglücksstelle in einem Waldstück an einer Hangkante neben dem Flüsschen Mangfall liegt. Rund 700 Rettungskräfte kümmerten sich um die Verletzten. Helikopter brachten die Schwerverletzten in Krankenhäuser, wo sämtliche geplanten Operationen sofort abgesagt wurden, um Kapazitäten für die Versorgung der Opfer zu schaffen. Wasserwacht und Bergwacht waren ebenfalls im Einsatz. Zum Teil zogen die überwiegend ehrenamtlichen Helfer die Opfer auch in Bergungssäcken mit Winden an den Hubschraubern hoch und flogen sie an das andere Ufer der Mangfall. Die Bevölkerung wurde zum Blutspenden aufgerufen.
#Kolbermoor; Lkr. #Rosenheim. Nach Zugunfall #Bahnlinie Rosenheim-Holzkirchen, sowie Rosenheimer Straße und Pullacher Kreisel gesperrt.
— PolizeiOberbayernSüd (@polizeiOBS) 9. Februar 2016
Polit-Spitzen berichten ihr Beileid
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich tief betroffen: "In Gedanken bin ich auch bei den zahlreichen Verletzten, die mit den Folgen des Unglücks ringen", sagte sie. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin und der französische Premierminister Manuel Valls bekundeten ihr Mitgefühl. Die beiden großen Kirchen in Deutschland erbaten "Gottes Beistand und Trost".
Aus Respekt vor den Opfern sagten die Parteien den Politischen Aschermittwoch ab. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) wollte am Mittwoch die Unglücksstelle besuchen und mit den Rettungskräften sprechen.
Bei aller Trauer war den Rettern schnell klar, dass das Unglück sogar noch schlimmer hätte ausfallen können. Denn wegen der Faschingsferien in Bayern saßen in den Zügen am Morgen weniger Pendler als sonst - und vor allen Dingen keine Schüler.
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Suche nach Ursache beginnt
Die 37 Kilometer lange Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim wurde nach dem Unglück komplett gesperrt. Wann die Strecke wieder geöffnet werden kann, blieb zunächst unklar. Die Bergung der Trümmer wird aber wohl mehrere Tage dauern, da die Stelle schwer zugänglich ist. Ermittler versuchen nun, die Ursache des Unglücks zu ermitteln. Es soll auch Thema im Bundestag werden - der Verkehrsausschuss wird sich voraussichtlich bereits in der nächsten Sitzungswoche damit beschäftigen.
Es ist das schlimmste Zugunglück in Deutschland seit Jänner 2011. Damals starben zehn Menschen, als ein Nahverkehrszug bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt mit einem Güterzug zusammenstieß. In Bayern gab es ein noch schlimmeres Unglück im Jahr 1975, als bei Warngau zwei Eilzüge frontal zusammenstießen und 41 Menschen starben. Das schwere Zugsünglück von Eschede in Niedersachsen ereignete sich im Juni 1998: Nach dem Bruch eines Radreifens prallten dort mehrere Waggons eines ICE bei Tempo 200 gegen eine Straßenbrücke. 101 Menschen starben.
"Riesenschock für uns"
"Der Unfall ist ein Riesenschock für uns", sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn (BOB), Bernd Rosenbusch. "Wir tun alles, um den Reisenden, Angehörigen und Mitarbeitern zu helfen." Die BOB betreibt die Züge auf der Unfallstrecke.
Die Züge waren in einer Kurve zwischen den Bahnhöfen Kolbermoor und Bad Aibling-Kurpark in der Nähe des Klärwerks von Bad Aibling zusammengestoßen. Prinzipiell dürfen die Züge an der Stelle bis 120 Stundenkilometer fahren, wie die Deutsche Bahn erläuterte.
Die verunglückten Züge werden von der Bayerischen Oberlandbahn GmbH unter der Marke Meridian betrieben. Die Bayerische Oberlandbahn gehört zum französischen Eisenbahnunternehmen Transdev. Die Transdev GmbH in Deutschland mit mehr als 5.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp 850 Millionen Euro bezeichnet sich als größter privater Nahverkehrsanbieter im lokalen Bahn- und Busbereich in Deutschland. Der Mutterkonzern Transdev ist mit 83.000 Mitarbeitern in 20 Ländern tätig.
Die Strecke Holzkirchen-Rosenheim gehört zur Deutschen Bahn, die auch das Stellwerk in Bad Aibling betreibt. An der Strecke gibt es eine sogenannte Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB), die einen Zug automatisch abbremst, wenn ein rotes Signal überfahren wird.