Katastrophe

Zugunglück in Spanien: Lokführer festgenommen

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Zug war viel zu schnell. Lokführer soll einvernommen werden. Opferzahl steigt weiter.

Nach der verheerenden Zugkatastrophe mit 80 Toten in Spanien wird mit Spannung die erste Vernehmung des Lokführers erwartet. Die Polizei nahm den 52-jährigen Eisenbahner noch im Krankenhausbett unter dem Vorwurf der Fahrlässigkeit fest, wie die Behörden am Freitag mitteilten. Nach bisherigen Erkenntnissen fuhr er am Mittwochabend seinen Zug in einer Tempo-80-Zone vier Kilometer vor der Einfahrt in die Station in Santiago de Compostela mit 190 Kilometer pro Stunde ins Unglück.

Der Lokführer war beim Unfall mit einer Kopfverletzung davongekommen. Er werde "einer Straftat in Zusammenhang mit dem Unglück" verdächtigt und soll bald als Beschuldigter vor dem Ermittlungsrichter aussagen. Einem Bericht der Zeitung "El Mundo" zufolge soll Francisco kurz nach dem Unglück gesagt haben: "Ich habe es vermasselt, ich möchte sterben."

Tacho-Foto auf Facebook
Der Grund für das hohe Tempo könnte Prahlerei gewesen sein. Der 52-Jährige Francisco habe bereits 2012 auf seiner Facebook-Seite das Foto eines Zug-Tachometers veröffentlicht, der 200 Stundenkilometer anzeigte. Das Bild habe er mit den Worten kommentiert: "Ich bin am Anschlag, ich kann nicht schneller fahren, sonst kriege ich eine Strafe."

Zugunglück in Spanien: Lokführer festgenommen
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Außenministerium: Kein Österreicher unter den Opfern
Wie die Regionalbehörden in Galicien mitteilten, wurden bei dem schwersten Eisenbahnunglück in Spanien seit mehr als 40 Jahren rund 170 Fahrgäste verletzt. Bei 35 Menschen war der Zustand am Donnerstagabend noch kritisch. 67 der 80 Todesopfer konnten identifiziert werden, wie die spanische Tageszeitung "El Pais" (Online-Ausgabe) berichtete. Gerichtsmediziner erklärten, die Identifizierung einiger Toten werde länger dauern. Laut ersten Aussagen des Außenministeriums befanden sich keine Österreicher unter den Opfern.

Schnellzug entgleiste
Der Schnellzug war am Mittwochabend in einer engen Kurve etwa vier Kilometer vor dem Bahnhof der Pilgerstadt Santiago de Compostela entgleist. Der Unglückszug war auf der Fahrt von Madrid zur Küstenstadt Ferrol im Nordwesten Spaniens. An Bord waren mehr als 220 Passagiere.



Zug war viel zu schnell
Nach ersten Informationen war der Zug viel zu schnell in eine Kurve eingebogen. Der Lokführer hat eingeräumt, viel zu schnell gefahren zu sein. Der Zug sei mit rund 190 Stundenkilometern unterwegs gewesen, obwohl in der Unglückskurve höchstens Tempo 80 zulässig gewesen sei, bestätigte er nach Angaben der Ermittler vom Donnerstag. Über den Grund für die überhöhte Geschwindigkeit wurde zunächst nichts bekannt.

Wie die zu hohe Geschwindigkeit zu erklären ist, mit der der Zug nach bisherigen Erkenntnissen in die Kurve vier Kilometer vor dem Bahnhof des Wallfahrtsortes einfuhr, ist weiter unklar. Die staatliche Bahngesellschaft Renfe warnte vor vorschnellen Folgerungen. Die Lokführer-Gewerkschaft Semaf nahm den Lokführer in Schutz und erklärte, das Sicherheitssystem kurz vor Santiago beim Übergang von Hochgeschwindigkeits- auf Normalstrecke sei ungeeignet. Bau- und Verkehrsministerin Ana Pastor wies dies zurück.

Santiago: Tragisches Zugsunglück in Spanien



Alle Waggons entgleisten

Das Unglück ereignete sich gegen 21.00 Uhr in städtischem Gebiet. Alle Waggons des Zugs, der sich auf dem Weg von Madrid nach El Ferrol befand, entgleisten. Ein Waggon wurde vollständig zerstört. Der an den Unglücksort geeilte Regionalpräsident von Galicien, Alberto Nunez Feijoo, sprach von einem "schockierenden" Anblick. "Das ist wie Dantes Inferno." Auch Stunden nach dem Unglück waren einige Teile des völlig zerstörten Wracks den Rettungskräften nicht zugänglich. Die ganze Nacht lang waren 200 Personen im Rettungseinsatz, berichtete die Zeitung "ABC" (Internetausgabe).

Die Zahl der Opfer, die zunächst mit zehn angegeben worden war, wurde mehrmals nach oben korrigiert. Am Donnerstag in der Früh sprach ein Regierungssprecher von 69 Toten und 143 Verletzten. 65 Leichen seien aus den Trümmern des Zuges geborgen worden, vier Menschen seien im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Insgesamt befanden sich 238 Personen im Zug.

Die Behörden gingen von einem Unfall aus. Aus dem Innenministerium verlautete, dass ein Anschlag ausgeschlossen werde. Für Spekulationen sorgten jedoch Augenzeugenberichte, wonach kurz vor dem Unglück eine Detonation zu hören war. Das Unglück weckte zudem Erinnerungen an die islamistischen Anschläge auf Regionalzüge in der Hauptstadt Madrid im Jahr 2004, bei denen 191 Menschen ums Leben kamen.

Mit 190 km/h statt der erlaubten 80 km/h unterwegs

Jetzt veröffentlichte Bilder zeigten Waggons, die auf der Seite lagen und aus denen Rauch aufstieg. Ein Waggon war in der Mitte auseinandergerissen. Einige Waggons waren gegen eine Mauer geprallt, andere verkeilten sich ineinander. Ein Wagen flog sogar über die Begrenzungsmauer hinweg. Spanische Medien veröffentlichten auch Bilder von um den Zug liegenden Leichen, die teils nur notdürftig mit Badetüchern oder Decken bedeckt waren. Die galizischen Gesundheitsbehörden riefen die Bürger auf, Blut zu spenden.

"Es passierte so schnell", sagte ein Überlebender dem Radiosender Cadena Ser. Der Zug habe sich in einer Kurve verdreht, danach hätten sich die Waggons aufgetürmt. "Eine Menge Menschen wurde zu Boden gedrückt. Wir haben versucht, ins Freie zu kommen, und bemerkten dabei, dass der Zug in Flammen stand. Ich habe Leichen gesehen."

Krisensitzung der spanischen Regierung
Die spanische Regierung trat noch am Mittwochabend zu einer Krisensitzung zusammen, nachdem zuvor Verkehrsministerin Ana Pastor an den Unglücksort geeilt war.

Papst Franziskus zeigte sich am Rande seines Brasilien-Besuchs betroffen. "Der Papst teilt den Schmerz der Familien und lädt dazu ein, zu beten und diesem tragischen Ereignis im Glauben zu begegnen", sagte Vatikan-Sprecher Federico. Lombardi. Auch Fußball-Star Cristiano Ronaldo verlieh seiner "großen Traurigkeit" über das Unglück Ausdruck und warb auf Twitter dafür, den Opfern mit Blutspenden zu helfen.

Santiago de Compostela ist die Hauptstadt der autonomen Region Galicien und ein wichtiges Pilgerzentrum, das jährlich zehntausende Menschen anzieht. Am Donnerstag sollte dort ein Fest zu Ehren des Schutzpatrons von Galicien, des Heiligen Jakobs, stattfinden. Die Behörden sagten jedoch die geplanten Feiern nach dem Unglück ab.

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