Anschlag in Istanbul
Zwei Wiener überlebten Türkei-Terror
02.01.2017
Der Killer schrie „Allahu akbar“ und feuerte wahllos in die tanzende Menschenmenge.
800 Partygäste feierten ausgelassen Silvester, als der Killer in den berühmten Club „Reina“ am Ufer des Bosporus stürmte, sein Sturmgewehr hatte er auf Dauerfeuer gestellt. In der Menschenmenge die beiden Wiener Mergim Shabani und Tanju Köse. Sie überlebten den teuflischen Anschlag: „Wir waren relativ mittig im Club. Ein US-Freund hat einen Schuss ins Bein bekommen“, so Mergim Shabani (siehe Interview unten). Jeder habe versucht, sich irgendwie zu schützen: „Ich bin in eine andere Lounge gekrochen, wollte so unauffällig wie möglich sein.“ Sein Freund Tanju Köse über die dramatischen Minuten: „Es lief alles schnell ab. So wie ich es erlebt hab, wurde mir nachgeschossen. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens.“
Irgendwie konnten sich die Freunde aus dem Club retten. Das österreichische Konsulat in Istanbul organisierte noch Sonntagabend ihren Rückflug nach Wien.
120 bis 180 Schuss feuerte der Killer ab, bevor er seine Waffe wegwarf, die Kleidung wechselte und floh. Sieben Minuten dauerte das Gemetzel. 39 Menschen sind getötet worden, fast 70 verletzt.
Acht in Haft: Fahndung nach IS-Killer aus Kirgistan
Hinter dem teuflischen Anschlag auf die Silvesterfeier steckt die IS-Terrormiliz: „Ein heldenhafter Soldat des Kalifats hat dort zugeschlagen, wo Christen ihren abtrünnigen Feiertag begehen“, heißt es in einem Bekennerschreiben. Das „Reina“ ist der berühmteste Club der Millionenmetropole. Als der Attentäter den Club stürmte, rief er „Allahu akbar“ (Allah ist groß).
In der Türkei wurden inzwischen acht Verdächtige festgenommen. Der Attentäter selbst soll aber weiter auf der Flucht sein. Laut türkischen Medien dürfte er aus Kirgistan stammen. Er soll zu jener IS-Zelle gehören, die auch den Anschlag auf den Atatürk-Flughafen in Istanbul mit 47 Toten verübt hat.
Karl Wendl
Überlebende Wiener Im Talk: »Er schoss mir nach«
Die Wiener Mergim Shabani und Tanju Köse überlebten das Blutbad. Im ORF schilderten sie die Schock-Sekunden:
Mergim Shabani: „Ein US-amerikanischer Freund von mir hat einen Schuss ins Bein bekommen. Er hat dann auch gleich geschaut, dass er sich so gut wie möglich schützt. Das habe ich auch versucht und bin in die andere Lounge geflüchtet oder gekrochen.“
Tanju Köse: „Die schlimmste Zeit meines Lebens. Es lagen überall Leichen herum. Ich habe meinen Kumpel gesucht. Dann bin ich geflüchtet. Irgendwie habe ich das geschafft. So wie ich es erlebt habe, wurde mir nachgeschossen. Es war schrecklich.“
Shabani: „Ich habe gewusst: Wenn ich mich jetzt nach links oder rechts drehe, sehe ich Dinge, die mich mein ganzes Leben traumatisieren werden. Der Täter hat alles genau geplant “