Bernhard Felderer
100 Euro lösen laut IHS Inflations-Problem nicht
10.02.2008
Wirtschaftsexperte Felderer sieht eine Lösung nur in einer Steuererleichterungen.
Der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Bernhard Felderer, beurteilt das SPÖ-Projekt der Einmalzahlung von 100 Euro Teuerungsausgleich als nicht zweckmäßig. Er sieht eine Problemlösung vielmehr nur beim Zustandekommen einer großen Steuerreform, in deren Rahmen man etwa die Sozialversicherungsbeiträge bei geringeren Einkommen einschleift und bei ganz geringen auf Null reduziert. Ein Vorziehen der für 2010 geplanten Steuerreform hält Felderer aber nicht für sinnvoll.
Sind 100 Euro wirklich Problemlösung?
"Ich glaube nicht,
dass die vorgeschlagenen 100 Euro das Problem lösen werden", meinte der
Wirtschaftsexperte in einem Interview der Sonntag-Ausgabe der "Kärntner
Tageszeitung". Er äußerte gleichzeitig "Verständnis, dass sich Politiker
Sorge machen um eine Gruppe, die viele Stimmen repräsentiert". Mit einer
Ad-hoc-Aktion löse man aber das Problem nicht.
Reduktion des Spitzenseuersatzes bei Selbstständigen
Handlungsbedarf
ortet Felderer hinsichtlich einer Absenkung des österreichischen
Spitzensteuersatzes, und zwar von derzeit 50 auf rund 43 Prozent. Eine
solche Maßnahme würde im Jahre 2010 zwischen 700 und 800 Millionen Euro
kosten, aber man hätte eine massive Entlastung. Denkbar wäre laut Felderer
aber auch eine Reduktion des Spitzensteuersatzes nur bei den
Selbstständigen, weil davon fast nur kleinere Unternehmen betroffen seien.
Die großen seien nahezu alle Stiftungen, wo man sowieso nur 12,5 Prozent
Steuern zahle.
Eingangssteuersatz sei zu hoch
Unbedingt gesenkt werden müsste
laut Felderer aber auch der Eingangssteuersatz von 38 Prozent. Das koste
natürlich Geld, weshalb man vor der großen Steuerreform sparsam wirtschaften
müsse und "nicht das Geld für Einmal-Aktionen a la 100 Euro
Teuerungsausgleich ausgeben" sollte.
Gusenbauer: 100 Euro lediglich Überbrückungshilfe
Bundeskanzler
Alfred Gusenbauer unterstreicht im Video-Podcast (abrufbar unter www.bundeskanzleramt.at
) allerdings die seiner Meinung nach gegebene Notwendigkeit einer raschen
Hilfe für Menschen mit kleinen Einkommen, da diese besonders unter der hohen
Inflation leiden würden. Die 100 Euro seien "eine Überbrückungshilfe bis zu
dem Zeitpunkt, wo es uns gelingt, dass erstens die Teuerung sinkt und wir
zum Zweiten durch eine große Steuerreform zu einer großen Entlastung vor
allem für die kleinen und mittleren Einkommen kommen". Gusenbauer: "Ich
glaube, das ist gelebte Solidarität in einem reichen Land wie Österreich. "