In Österreich ist etwa eine Million armutsgefährdet. Auf der anderen Seite steigt die Zahl der Superreichen.
In Österreich leben nach wie vor etwa eine Million Menschen in Haushalten mit Einkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze. Das ergibt der zweite Armuts- und Reichtumsbericht der Österreichischen Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung. Steigend ist die Zahl derer, die trotz eines Jobs armutsgefährdet sind, die sogenannten "working poor": Sie beträgt rund 230.000 (plus zwölf Prozent gegenüber 2003).
Konstant viele an Armutsgrenze
Die Armutsgefährdungsquote liegt
seit Jahren konstant hoch zwischen zwölf und 13 Prozent, so Politikberater
Andreas Höferl. Armut betrifft vor allem Arbeitslose, kinderreiche Familien,
Alleinerzieher und Migranten. Eine Ursache für Armutsgefährdung ist auch der
Anstieg atypischer Beschäftigung. Nur noch 57 Prozent der Beschäftigten sind
ganzjährig in Vollzeitbeschäftigung. Ebenfalls erheblich sind die
Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen.
Immer mehr Super-Reiche
Während rund eine Million Österreicher
mit einem monatlichen Einkommen von 893 Euro auskommen muss, nahm
gleichzeitig aber auch der Reichtum zu. Die Schere zwischen Arm und Reich
öffnet sich immer weiter, so Höferl. Das Geldvermögen wurde in den letzten
zehn Jahren auf fast 2,155 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Davon haben
aber nur die wenigsten etwas, denn während kleine Einkommen mit neun Prozent
nur schwach gestiegen sind, wuchsen sie im obersten Einkommensdrittel um
über 40 Prozent. Die Zahl der Reichen und Super-Reichen nahm zu, 70.000
Dollar-Millionäre (plus 17 Prozent gegenüber 2003) gibt es in Österreich.
Geringste Vermögenssteuer
Einen "maßgeblichen Einfluss" auf
die Entwicklung von Armut und Reichtum hat die Steuerpolitik. Im
internationalen Vergleich zeigt sich, dass Österreich kein "Hochsteuerland"
ist. Bei der Vermögensbesteuerung weist es sogar die mit Abstand geringste
auf. Das kritisiert auch Sozialwissenschafter Emmerich Talos, der von einer
"Schieflage" im Steueraufkommen sprach: "Menschen mit weniger Einkommen,
zahlen die Umverteilung."
Mindestsicherung "unumgänglich"
Zur Bekämpfung der
Armut wären laut Talos neben Maßnahmen in der Steuerpolitik auch mehr Mittel
für den Arbeitsmarkt sowie die Einführung von Mindeststandards notwendig.
Die bedarfsorientierte Mindestsicherung wäre "unumgänglich". Die Politik
hätte aber auch für eine "Verwirklichungschance" - durch Bildung, soziale
und öffentliche Dienstleistungen - zu sorgen, so Höferl.
In Wien ist die Zahl der Sozialhilfeempfänger, die ausschließlich von der Sozialhilfe leben, seit Jahren konstant, erklärt SPÖ-Stadtrat Rudolf Schicker. Eine Steigerung wird aber ebenfalls bei jenen verzeichnet, die einem Job nachgehen, damit aber kein Auskommen finden. Im Budget 2009 sind für den Sozialbereich 1,6 Milliarden Euro vorgesehen, also zehn Prozent des Gesamtbudgets.