Die Schäden an den Häusern im Gschliefgraben in Gmunden könnten im schlimmsten Fall bis zu 30 Mio. Euro betragen.
Zu diesem Ergebnis kommt der Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung, Wolfgang Weidl. 55 Objekte gelten als gefährdet. Ein durchschnittliches Wohnhaus habe einen Wert von rund 300.000 Euro, zähle man noch einige größere Objekte und die Haushaltssummen dazu, komme man etwa auf eine Summe von 20 bis 30 Mio. Euro, rechnete er vor.
Erdrutsch abgedeckt, Mure nicht
Gmundner Hausbesitzer, die nach
Medienberichten über eine "Mure" befürchteten, einen möglichen Schaden nicht
voll abgegolten zu bekommen, beruhigte Weidl: "Wir fällen unsere
Entscheidungen nicht aufgrund von Presseartikeln." Es sei allerdings
korrekt, dass Schäden durch einen Erdrutsch zu 100 Prozent über die
Sturmversicherung gedeckt seien, Muren oder Erdbeben jedoch nicht.
Hochwasser und dergleichen werde oft nur bis zu einem gewissen Wert
versichert, "da kann auch eine Mure enthalten sein". Es gebe auch
individuell abgeschlossene All-Risc-Versicherungen, diese hätten aber meist
nur Industriebetriebe.
Experten müssen Gutachten erstellen
Sollte es im
Gschliefgraben tatsächlich zu Schäden kommen, müssten Geologen beurteilen,
um welche Art von Naturereignis es sich handle: Erdrutsche seien
Abwärtsbewegungen von Erdreich und Gestein auf einer Gleitbahn, die im
Untergrund liegt. Die Mure hingegen sei ein oberflächlicher Abgang von
Material - ähnlich einer Lawine - erläuterte Weidl den Unterschied.
Katastrophen-Versicherung in Diskussion
Angesichts des
Klimawandels und der damit verbundenen Zunahme an Naturkatastrophen wünschen
sich die österreichischen Versicherungen eine staatlich geförderte Vorsorge.
Geplant sei eine einheitliche Versicherungslösung, in der auch Hochwasser,
Muren, Lawinen, Erdbeben oder Überschwemmungen "zu vollen Summen" enthalten
sind, berichtete Weidl. Das Bündel solle an die Feuerversicherung angehängt
werden. "Das muss dann auch jeder nehmen, egal in welchem Gebiet er wohnt",
um die Finanzierbarkeit zu gewährleisten. Wann diese Katastrophenvorsorge
Realität wird, steht noch nicht fest: "Leider sind die Verhandlungen hier
ein wenig ins Stocken geraten", bedauert Weidl. "Wenn wir das Bündel schon
hätten, dann gäbe es die Diskussionen in Gmunden nicht."