Verkaufsfrist endet
380 Mio. Euro Verlust für Alitalia
29.01.2007
Die italienische Fluggesellschaft schrieb 2006 Verluste in Höhe von 380 Mio. Euro. Air France wird kein Angebot legen.
Ist die marode Fluglinie Alitalia noch zu retten? Die Bieterfrist für die Übernahme von mindestens 30,1 Prozent des 49,9-prozentigen Staatsanteils an der angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia läuft am Montag, ab. Der amerikanische Investmentfonds Texas Pacific Group und das Bieterkonsortium Management & Capitali sowie die private italienische Fluggesellschaft Air One sollen Branchenkreisen zufolge ein Angebot gelegt haben. Air France-KLM scheint hingegen nicht unter den Bietern zu sein.
2 Mrd. durch Verkauf erwartet
Die größte europäische Air
France-KLM könnte sich allerdings in einer späteren Phase des Bieterrennens
einem Konsortium anschließen. Bei der Wahl der Interessenten, die vom
italienischen Staat den mindestens 30,1-prozentigen Anteil an Alitalia
erwerben wollen, will die Regierung Prodi Eigenangaben zufolge Gruppen
bevorzugen, die die Arbeitsplätze bei der Fluggesellschaft sichern, das Logo
der Gesellschaft weiterführen, den Inlands-Flugplan unverändert lassen und
ein bestimmte Dienstleistungen bieten können. Auch die Höhe der angebotenen
Summe und der Businessplan sollen in Abstimmung mit den Alitalia-Managern
berücksichtigt werden. Als Verkaufserlös werden 1,5 bis 2 Mrd. Euro
erwartet.
1 Mio. Euro Verlust pro Tag
Alitalia hat im abgelaufenen Jahr
einem drastisch höheren Verlust eingefahren als bisher angenommen. Für 2006
werde ein Minus von etwa 380 Mio. Euro erwartet, teilte der Konzern mit.
Bisher war ein geringerer Verlust von 221 Mio. Euro erwartet worden.
Alitalia fliegt damit umgerechnet einen Verlust von 50.000 Euro pro Stunde
oder eine Mio. Euro pro Tag ein. Die Netto-Verschuldung stieg per Ende 2006
um 6,4 Prozent auf 1,03 Mrd. Euro.
Für die ersten elf Monate 2006 wurde der operative Netto-Verlust mit 197 Mio. Euro beziffert. Alitalia machte dafür rückläufige Umsätze in Folge von Streiks und der scharfen Konkurrenz von Billigairlines verantwortlich. Zudem wurde auf gestiegene Treibstoffkosten und auf den Umstand verwiesen, dass eine Reduzierung der Arbeitskosten nicht gelungen sei. Alitalia hat seit 2002 keine Gewinne mehr geschrieben.
Gewerkschaften warnen vor Kollaps
Die Gewerkschaften zeigten
sich wegen der finanziellen Schieflage des Konzerns zutiefst besorgt. "Seit
Monaten warnen wir vor dem drohenden Kollaps der Alitalia, doch niemand hat
auf uns gehört. Die Belegschaft hat Flexibilität und
Verantwortungsbewusstsein gezeigt, während das Management nur für weitere
Schulden gesorgt hat", betonte Gewerkschaftssprecher Raffaele Bonanni.
Aktien auf Talfahrt
Wegen der schlechten Ergebnisse gaben die
Alitalia-Aktien an der Mailänder Börse am Montag stark nach. Am Vormittag
notierten die Papiere bei 1,041 Euro und damit um drei Prozent im Minus.