Zur Lösung des Problems fordert Gewerbeobmann Toifl eine einheitliche Unternehmenssteuer.
Österreichs Gewerbe- und Handwerksbetriebe haben ein gutes Jahr 2007 hinter sich, für 2008 nimmt der Optimismus allerdings ab. Bereits im 4. Quartal 2007 haben sich die ersten Gewitterwolken am Horizont gezeigt, so der Spartenobmann für Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Georg Toifl, am Montag bei einer Pressekonferenz. Probleme bereitet den Unternehmen vor allem die Ertragslage. 40 Prozent der rund 70.000 Gewerbeunternehmen verfügen über kein Eigenkapital und machen Verlust, so der Chef der KMU Forschung Austria, Walter Bornett.
Immer mehr Belastungen
Im Schnitt werde von den
Gewerbeunternehmen ein Vorsteuergewinn von 2 bis 3 Prozent erzielt, dieser
werde von der Inflation "weggeknabbert". Belastet werden die Unternehmen
weiters von den Energie- und Treibstoffverteuerung und den gestiegenen
Kosten für Kapitalbeschaffung. Zur Entlastung der Unternehmen fordert Toifl
eine Steuerreform, die auch den kleineren Unternehmen Vorteile bringe. "Die
Steuerreform darf kein Minderheitenprogramm sein", so der Spartenobmann.
Unter anderem verlangt er eine einheitliche Unternehmenssteuer für alle
Rechtsformen. Es gehe nicht an, dass in einer Personengesellschaft bei
Gewinn bis zu 50 Prozent Einkommenssteuer fällig werde, während in einer
GmbH bei Gewinn nur maximal 25 Prozent Körperschaftssteuer fällig werden.
Gebühren und Steuern sollen gekürzt werden
Toifl
spricht sich auch für eine ersatzlose Streichung der mit Jahresende
auslaufenden Erbschafts- und Schenkungssteuer aus. Zusätzlich müssten aber
auch die bei Unternehmensübergaben anfallenden Gebühren und Steuern
entfallen. In den nächsten Jahren stehen im Gewerbe und im Handwerk rund
13.500 Unternehmensübergaben an. Dabei gehe es um mehr als 100.000
Arbeitsplätze.
Weiters fordert Toifl die Abschaffung der Bagatellsteuern (Kreditgebühr, Gesellschaftssteuer) und ein Verbleiben der Wohnbauförderung.
Keine Wunderlösung für den Facharbeitermangel
Die
Facharbeitermisere könne sicher nicht mit Beschäftigten aus Osteuropa gelöst
werden. Es sei reine "Träumerei", dass wir aus den neuen EU-Ländern
ausreichend Facharbeiter bekommen werden", sagte Toifl. Er verwies dabei auf
eine "Rückholaktion" polnischer Fachkräfte aus Großbritannien. Der
Facharbeiterbedarf müsse aus eigener Kraft gedeckt werden. Bedauerlich sei
jedoch, dass es Schulabgänger gebe, die dafür nicht geeignet seien. Von den
derzeit 125.000 Ausbildungsverhältnissen in Österreich entfallen 67.000 auf
Handwerk und Gewerbe. In vielen ehemaligen Oststaaten sei die entsprechende
schulische Facharbeiterausbildung nicht gegeben. Die beste Ausbildung gebe
es derzeit in Luxemburg, Deutschland und Österreich.
2007 war Auftragsniveau so hoch wie 2000
Die rund 90.000 Gewerbe-
und Handwerksbetriebe mit rund 600.000 Beschäftigten konnten im Vorjahr den
Auftragsbestand laut KMU Forschung um 6 Prozent steigern und liegt damit auf
dem Niveau des Jahres 2000. Dabei legten die private Nachfrage um 6,3
Prozent und die öffentlichen Aufträge um 3 Prozent zu. Insgesamt entfallen
auf öffentliche Aufträger lediglich 10 Prozent gegenüber noch 20 Prozent in
den 80er Jahren.
Metall und Bau führen
Besonders gut entwickelten sich die
Bereiche Metall/Elektro, das Baugewerbe, Holz und das Baunebengewerbe.
Probleme hatten 2007 die Kfz-Techniker. Für das 1. Quartal sind die
Unternehmen weniger zuversichtlich als noch vor einem Jahr. Die
Beschäftigung wollen aber 76 Prozent der Firmen in den kommenden Monaten
halten. Im Vorjahr hat die Gewerbebeschäftigung um 3 bis 4 Prozent oder um
rund 20.000 Mitarbeiter zugelegt.