Autofahrer-Clubs fordern nach deutschem Vorbild den Verzicht auf die geplante Erhöhung von Biosprit auf 10 % mit Verweis auf Schädigung für Umwelt und Fahrzeuge.
Österreichische Autofahrerclubs fordern ein Überdenken der Biosprit-Politik in Österreich und verweisten auf Deutschland. Wie bekannt wurde, verzichtet die deutsche Regierung darauf, einen Anteil von zehn Prozent Biosprit am Benzin vorzuschreiben. Bisher werden, wie bei uns, fünf Prozent beigemischt.
VCÖ fordert Überdenken des Biosprits
Österreich möchte
heuer noch 5,75 Prozent des Benzinbedarfs mit Agrartreibstoffen abdecken und
im Jahr 2010 zehn Prozent. Auf Grund der Diskussionen in Deutschland schlägt
der VCÖ vor, das Ziel von zehn Prozent für das Jahr 2010 zu verschieben (Die
EU schreibt für das Jahr 2020 diese zehn Prozent vor", so
VCÖ-Sprecher Christian Gratzer). Eine sofortige Kehrtwende in der
österreichischen Biotreibstoff-Politik fordert auch die AK.
Bauernbund für höheren Biosprit-Anteil
Der Bauernbund
hat sich hingegen für einen höheren Beimischungsgrad ausgesprochen. Die
Landwirtschaft erhofft sich durch die Energiepflanzen ein zusätzliches
wirtschaftliches Standbein.
Bioethnol ruiniert Autos
Der deutsche Autofahrerclub ADAC
befürchtet, dass Bioethanol Dichtungen und Leitungen aus Kunststoff
beschädigt. Außerdem ist die Herstellung des Biosprits für die Umwelt
schädigend - er wird zu fast 20 Prozent aus Sojaöl gewonnen. Die dafür
verwendeten Sojabohnen würden vor allem in Südamerika angebaut, wo für neue
Plantagen riesige Urwaldgebiete gerodet würden.
Bis hin zum Motorschaden
Wie aus der Autobranche verlautete,
wäre das Benzin mit einem höheren Anteil von Sprit aus Pflanzen für 400.000
Autos in Österreich ein Problem. Den Autofahrern bliebe allenfalls noch die
Möglichkeit, dass sie auf das teurere Super plus ausweichen. Experten
befürchten, dass Bioethanol Dichtungen und Leitungen aus Kunststoff
beschädigt. Besonders problematisch ist das im Sprit enthaltene Ethanol für
unbeschichtete Treibstoffleitungen aus Aluminium: Hier können sich
Metallspäne lösen, die - sollten sie in den Motorraum gespühlt werden -
sogar einen kapitalen Motorschaden verursachen können. Auch "testweise"
sollte man bei nicht freigegebenen Automodellen keinesfalls Biosprit tanken:
Schon ein einziger Tankvorgang kann an Aluminiumteilen einen
Korosionsprozess in Gang setzen, der danach so gut wie nicht mehr zu stoppen
ist.
400.000 Autos in Österreich ungeeignet
Sollte der Anteil
von Superethanol im Benzin von derzeit rund 5 auf 10 Prozent erhöht werden,
müssten in Österreich 400.000 Autos künftig mit dem teuren Super Plus
betankt werden, rechnete der ARBÖ vor - eine so große Anzahl von Autos ist
technisch nicht für E10-Biosprit gerüstet. Schon jetzt habe die Beimischung
von biogenen Treibstoffen die Autofahrer zusätzlich 2 Cent je Liter
gekostet, so ARBÖ-Sprecherin Lydia Ninz. Dabei sei der ökologische Nutzen
mehr als fraglich. Der ARBÖ verwies unter anderem auf den Einsatz von
Gentechnik bei importierten Energiepflanzen.
Der Automobilclub fordert von der Regierung, dass ein Nachweis über die Nachhaltigkeit des Biospriteinsatzes erbracht wird. Und dass die Autoindustrie die Unbedenklichkeit von Biobenzin in Fahrzeugmotoren bescheinigt, bevor über eine Aufstockung des Anteils an biogenen Treibstoffen auf zehn Prozent entschieden werde.
Unterstützung von SPÖ
Unterstützung kam dazu heute von
der SPÖ. "Es ist längst überfällig, dass eine grundsätzliche
Diskussion über die Auswirkungen von agrarischen Treibstoffen geführt wird",
so SPÖ-Umweltsprecherin Petra Bayr. Nach der anfänglichen Euphorie über
diese Agrartreibstoffe gelangten nun immer mehr Staaten zur Einsicht, dass
diese keineswegs das angebliche Allheilmittel im Kampf gegen den Klimawandel
sind. Bayr fordert daher erneut eine Nachdenkpause und ein Moratorium für
das 10-Prozent-Ziel der EU bei Agrotreibstoffen.