Europas größter Umschlagplatz für Autos ist Bremerhaven. Doch die Finanzkrise trifft die Branche hart: 90.000 Autos warten auf Käufer.
Europas größter Autoterminal in Bremerhaven platzt aus allen Nähten. Mehr als 90.000 Fahrzeuge stehen im Hafen herum, so viele wie noch nie. Sie sind Sinnbild einer dramatischen Autokrise. "Autos, die nicht verkauft werden, können wir auch nicht umschlagen, nicht technisch bearbeiten und nicht transportieren", sagt der Chef der BLG Logistics Group, Detthold Aden mit leichter Resignation.
Größter "Parkplatz" der Küste
Ein Hafen
voller Schiffe war in Bremerhaven jahrelang Zeichen für ein blühendes
Umschlagsgeschäft. Doch dass derzeit neun große Auto-Frachter an den Kais
liegen, lässt die Stimmung in Bremerhaven auf den Nullpunkt sinken. Denn die
schwimmenden Hochgaragen bringen Autos die derzeit niemand will. Statt einen
Umschlagsrekord einzufahren, entwickelt sich der Terminal zum größten
Parkplatz an der Küste.
Auch Nutzfahrzeuge warten auf Käufer
Japanische
"Familienkutschen", koreanische Geländewagen, deutsche Luxusschlitten,
Lieferwagen, ja sogar Mähdrescher und Bagger blockieren derzeit nahezu jeden
freien Platz im Hafen. Normalerweise befinden sich zwischen 60.000 und
80.000 Fahrzeuge auf den Stellflächen und in den Hochregalen - häufig nur
für wenige Stunden, manchmal auch für vier Wochen. Vom "Rasieren und Haare
schneiden" - dem Entwachsen und Säubern importierter Neuwagen - bis zur
kompletten Aus- und Umrüstung ganzer Sonderserien reicht das Repertoire des
Terminals und der beiden angrenzenden Technikzentren.
Doch jetzt ist der Automobilumschlag mit quietschenden Bremsen zum Stillstand gekommen. Was derzeit noch von Autotransporter wie "Danube Highway" oder "Morning Champion" rollt, kommt schon wenige Meter neben dem Schiff endgültig zum Stehen. Weil die Stellflächen fast voll sind, hat die BLG bereits Platz auf dem Containerterminal geräumt; weitere Fahrzeuge werden auf Eisenbahnwaggons zwischengelagert. Andere Schiffe, die Exportfahrzeuge in die USA bringen sollen, bleiben dagegen fast leer.
Die Automobilkrise hat Bremerhaven kalt erwischt
Als die
Verkaufszahlen mit den zusammenbrechenden Finanzmärkten in den Keller
rauschten, befanden sich die meisten jetzt eingelagerten Neuwagen bereits
auf dem Schiffsweg nach Bremerhaven. "Die Situation ist immer noch
schwierig", sagt Aden, "weil immer noch Import- und Exportfahrzeuge auf
Bremerhaven zulaufen." Rund 100.000 Fahrzeuge finden rechnerisch im Hafen
Platz; um den Jahreswechsel könnte es richtig eng werden.