Platzprobleme

90.000 Autos warten auf Käufer in Bremerhaven

12.12.2008

Europas größter Umschlagplatz für Autos ist Bremerhaven. Doch die Finanzkrise trifft die Branche hart: 90.000 Autos warten auf Käufer.

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Europas größter Autoterminal in Bremerhaven platzt aus allen Nähten. Mehr als 90.000 Fahrzeuge stehen im Hafen herum, so viele wie noch nie. Sie sind Sinnbild einer dramatischen Autokrise. "Autos, die nicht verkauft werden, können wir auch nicht umschlagen, nicht technisch bearbeiten und nicht transportieren", sagt der Chef der BLG Logistics Group, Detthold Aden mit leichter Resignation.

Größter "Parkplatz" der Küste
Ein Hafen voller Schiffe war in Bremerhaven jahrelang Zeichen für ein blühendes Umschlagsgeschäft. Doch dass derzeit neun große Auto-Frachter an den Kais liegen, lässt die Stimmung in Bremerhaven auf den Nullpunkt sinken. Denn die schwimmenden Hochgaragen bringen Autos die derzeit niemand will. Statt einen Umschlagsrekord einzufahren, entwickelt sich der Terminal zum größten Parkplatz an der Küste.

Auch Nutzfahrzeuge warten auf Käufer
Japanische "Familienkutschen", koreanische Geländewagen, deutsche Luxusschlitten, Lieferwagen, ja sogar Mähdrescher und Bagger blockieren derzeit nahezu jeden freien Platz im Hafen. Normalerweise befinden sich zwischen 60.000 und 80.000 Fahrzeuge auf den Stellflächen und in den Hochregalen - häufig nur für wenige Stunden, manchmal auch für vier Wochen. Vom "Rasieren und Haare schneiden" - dem Entwachsen und Säubern importierter Neuwagen - bis zur kompletten Aus- und Umrüstung ganzer Sonderserien reicht das Repertoire des Terminals und der beiden angrenzenden Technikzentren.

Doch jetzt ist der Automobilumschlag mit quietschenden Bremsen zum Stillstand gekommen. Was derzeit noch von Autotransporter wie "Danube Highway" oder "Morning Champion" rollt, kommt schon wenige Meter neben dem Schiff endgültig zum Stehen. Weil die Stellflächen fast voll sind, hat die BLG bereits Platz auf dem Containerterminal geräumt; weitere Fahrzeuge werden auf Eisenbahnwaggons zwischengelagert. Andere Schiffe, die Exportfahrzeuge in die USA bringen sollen, bleiben dagegen fast leer.

Die Automobilkrise hat Bremerhaven kalt erwischt
Als die Verkaufszahlen mit den zusammenbrechenden Finanzmärkten in den Keller rauschten, befanden sich die meisten jetzt eingelagerten Neuwagen bereits auf dem Schiffsweg nach Bremerhaven. "Die Situation ist immer noch schwierig", sagt Aden, "weil immer noch Import- und Exportfahrzeuge auf Bremerhaven zulaufen." Rund 100.000 Fahrzeuge finden rechnerisch im Hafen Platz; um den Jahreswechsel könnte es richtig eng werden.

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