Die Absage der Weltcup-Rennen trifft Sölden auch wirtschaftlich hart: 20 Prozent der Gäste haben schon abgesagt.
"Genau beziffern lässt es sich zwar noch nicht, aber der wirtschaftliche Ausfall durch die Absage wird sicher sehr groß sein" , meinte Hansjörg Posch, der Prokurist der Bergbahnen in Sölden. " Hotels, Restaurants oder Apres-Ski-Bars haben mit diesem Wochenende disponiert."
Juli-Wetter
Zehntausende Menschen wären am Wochenende zu den Auftakt-Riesentorläufen nach Sölden gepilgert, doch die Jubiläumsrennen (zum 10. Mal Weltcup in Sölden) mussten wegen Warmwetter und Regen auf 2007 verschoben werden. Rennleiter Rainer Gstrein sprach von Verhältnissen wie im Juli in Sölden, am Donnerstag soll die Null-Grad-Grenze über 4.000 m liegen.
Keine Storno-Gebühr
Trotz der Ausfälle, in einigen Hotels und Pensionen hatten bereits am Tag danach mehr als 20 Prozent der Besucher abgesagt, zeigten sich die neun Jahre von Traum-Wetter und -Bedingungen verwöhnten Söldener als "faire Verlierer". Das Ötztaler Tourismus-Büro hat den Vermietern bemerkenswerter Weise empfohlen, im Falle von Absagen keine Storno-Gebühr zu verlangen. "Denn neun Jahre ist es gut gegangen, heuer eben nicht. Und da kann niemand etwas dafür" , so Carmen Fender vom Tourismusverband.
Wie viele Leute den geplanten Trip ins Ötztal wirklich absagen, lässt sich laut Fender noch nicht abschätzen. "Das können wir erst nach dem Wochenende genau sagen. Der gesamte Medientross, die Fanclubs und viele Teammitglieder reisen natürlich nicht an, das sind sehr viele Leute. Aber einige werden trotzdem kommen", so Fender.
Skibetreib geht trotzdem weiter
Der Skibetrieb gehe ja weiter, der Ort und seine Lokale seien offen, lediglich aufs Weltcup-Rahmen-Programm wird verzichtet. Auch die ÖSV-Teams bei Damen und Herren bleiben auf dem Söldener Gletscher und werden dort auf Grund der guten Bedingungen im oberen Streckenteil trainieren.
Posch, der im Söldener OK-Team für die Finanzen zuständig ist, spricht von einer "touristisch nicht erfreulichen Botschaft" an die Urlauber. " Das ist natürlich kein gutes Signal. Die Botschaft ist nämlich, dass zu wenig Schnee vorhanden ist." Zudem seien gerade während des Weltcup-Wochenendes traditionell "wahnsinnig viele Buchungen für die kommende Saison" eingegangen.
Imageschaden
FIS-Renndirektor Günter Hujara, der nach der " Alarmierung" durch Rennleiter Gstrein mit seinem Auto in nur vier Stunden vom Schwarzwald nach Sölden gebraust war, sah es ebenfalls als harten Schlag für Sölden. "Keine schöne Sache, denn Sölden hatte sich als der Winter-Startschuss schlechthin etabliert. Eigentlich will man mit dem Opening den Gletschern für ihre Bemühungen etwas zurückgeben. Jetzt könnte es einen gegenläufigen Effekt haben."
Verlierer Ski-Industrie
Ein großer Verlierer der Absage ist auch die Ski-Industrie, deretwegen das frühe Opening ja eigentlich stattfindet. Traditionellerweise wären in Sölden dutzende PR-Veranstaltungen von Atomic, Fischer, Head und Co. auf dem Programm gestanden, um die Neuigkeiten und Weiterentwicklungen der Firmen zu präsentieren und gleichzeitig das vorweihnachtliche Geschäft ordentlich anzukurbeln.
Die Ehre des Weltcup-Auftakt-Ortes kommt nun Levi zu, die Bühne 170 Kilometer nördlich des Polarkreises ist jedoch für die Konzerne mit jener im skiverrückten Tirol kaum vergleichbar.