Geld für Banken
Aktion der Notenbanken angelaufen
17.12.2007
Zur Rettung der Wirtschaft vergeben die Nationalbanken EZB, Schweizer Nationalbank, Fed und Bank of England zusätzliche Kredite.
Die wichtigsten Zentralbanken auf beiden Seiten des Atlantiks haben ihre erste gemeinsame Aktion gegen die drohende Kreditklemme gestartet. Die Europäische Zentralbank (EZB) beendete am Montag ihre Auktion über zehn Milliarden Dollar (6,89 Mrd. Euro), auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) schloss die Bücher für die Vergabe von vier Milliarden Dollar. Am Abend sollte die US-Notenbank (Fed) folgen, die zusätzliche Kredite von bis zu 20 Milliarden Dollar an die Banken austeilt. Die Bank of England zieht Dienstag nach.
Geldflüsse sollen Misstrauen bekämpfen
Bei einer
erfolgreichen Auktion könnten die Zinsen am Geldmarkt nachgeben und das
Misstrauen der Geschäftsbanken untereinander weichen, hoffen Analysten. Die
Banken leihen sich aus Sorge vor milliardenschweren Abschreibungen als Folge
der US-Immobilienkrise gegenseitig kaum noch Geld, was zu einem deutlichen
Anstieg der Geldmarktzinsen führte. Die Ergebnisse der Auktionen sollen am
Mittwoch veröffentlicht werden.
Fed vergibt Kredite deutlich unter Diskontsatz
Die Fed hat das
zusätzliche Geld ab einem Zins von 4,17 Prozent bei einer Laufzeit von 28
Tagen ausgeschrieben und damit auch den Mindestbietungssatz für die anderen
Notenbanken vorgegeben. Er liegt deutlich unter dem Diskontsatz von 4,75
Prozent, zu dem sich Banken normalerweise kurzfristig bei der Fed mit Geld
eindecken können. Die US-Banken können bis zu zwei Milliarden Dollar bieten.
Die Offerten mit dem höchsten Zinssatz werden zuerst bedient. Niedrigere
Gebote werden so lange akzeptiert, bis der vorgesehene Gesamtbetrag erreicht
ist.
"Es kommt auf die Größe an"
Analyst Michael
Feroli von JPMorgan erwartet eine Zuteilung bei der Fed-Auktion ab etwa 4,6
Prozent. "Wenn es über dem Diskontsatz zugeteilt wird, wäre das wohl ein
schlechtes Zeichen", sagte Feroli. Bisher hatten Banken die Übernachtkredite
kaum in Anspruch genommen - aus Furcht, dies könne als Eingeständnis von
ernsten Problemen wegen der Hypothekenkrise gewertet werden. Ob die
gemeinsamen Geldspritzen für eine Beruhigung des Marktes reichen, ist
ungewiss. "Das Konzept ist richtig, aber es kommt auf die Größe an", sagte
Analyst Andrew Busch von BMO Capital Markets. "20 oder 40 Milliarden Dollar
werden nicht reichen." Es sei gut, das System mit Geld zu versorgen, sagte
auch Jeremy Stretch von der Rabobank: "Aber wenn die Banken dieses Geld nur
unter ihre Matratzen stecken, dann wird das Problem nicht gelöst".
Dollar-Liquidität soll erleichtert werden
Dass sich
europäische Banken an den Dollar-Transaktionen beteiligen, hat nach Angaben
der SNB auch einen technischen Aspekt. In der jüngeren Vergangenheit seien
die Dollar-Geldmarktzinsen in Europa nachmittags immer stark gestiegen und
dann wieder gesunken, wenn die Märkte in den USA eröffneten. Diesen
vorübergehenden Zinsanstieg wolle man glätten. Den in Europa tätigen Banken
wollen die Notenbanken den Zugang zu Dollar-Liquidität erleichtern.
Kampf gegen Immobilienkrise
Die Klemme am Geldmarkt war durch die
US-Immobilienkrise entstanden. Weil weniger solvente Hauskäufer ihre Kredite
nicht mehr bedienen können, müssen die Banken nach Schätzungen etwa 300
Milliarden Dollar abschreiben. Deshalb leihen sie sich nur widerwillig
gegenseitig Geld. Als Folge waren die Zinssätze für Geschäfte mit einer
Laufzeit bis ins neue Jahr hinein immer weiter gestiegen. Die Notenbanken in
den USA und Europa hatten den Markt bereits in den vergangenen Monaten immer
wieder mit Liquiditätsspritzen versorgt. Dabei konnten sie einen Anstieg der
Geldmarktzinsen aber nur kurzzeitig unterbinden.