Der angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia droht nach dem Scheitern des dritten Rettungsversuchs das endgültige Aus.
Der Sonderverwalter der bankrotten Airline, Augusto Fantozzi, wird am Montag den Präsidenten der zivilen Luftfahrtbehörde ENAC, Vito Riggio, treffen. Indiskretionen zufolge könnte Alitalia in zehn Tagen die Lizenz entzogen werden. Alitalita versicherte jedoch, dass in den nächsten Tagen die Flüge planmäßig starten werden.
30 Flüge gestrichen - Flug nach Wien betroffen
Trotzdem kam
es am Freitag zu ersten Probleme für die Alitalia-Passagiere. 30 Flüge
wurden am Freitag aus "technischen Gründen" gestrichen, teilte die
Fluggesellschaft mit. Betroffen ist auch der Flug AZ 198, der um 19.10 Uhr
vom Mailänder Flughafen Malpensa nach Wien Schwechat hätte starten sollen.
Von der Alitalia-Krise profitiert die italienische Staatsbahn. Viele
Passagiere auf der Strecke Rom-Mailand entschlossen sich, wegen der
Unsicherheit um die Alitalia-Flüge auf die Bahn umzusteigen. Wegen der
starken Nachfrage nach Plätzen setzten die Staatsbahnen zusätzliche
Rom-Mailand-Züge ein.
Berlusconi: "Gebe nicht auf"
Der italienische
Regierungschef Silvio Berlusconi resigniert nicht nach dem Scheitern der
Verhandlungen um die Alitalia. "Ich gebe nicht auf", sagte der
Ministerpräsident, der die Rettung der Alitalia zu einem seiner zentralen
Wahlversprechen im Wahlkampf im Frühjahr gemacht hatte. Berlusconi
telefonierte mit Roberto Colaninno, Präsident der Investorengruppe CAI, die
nach zähen Verhandlungen mit den Gewerkschaften am Donnerstag ihren
Übernahme-und Rettungsplan für die Alitalia zurückgezogen hatte. Berlusconi
versuchte Colaninno zu überzeugen, die Gespräche wieder aufzunehmen, doch
dieser lehnte ab. "Die Bedingungen sind nicht vorhanden", wurde Colaninno
zitiert.
Investorengruppe noch nicht aufgelöst
Die Regierung schöpft
jedoch noch aus der Tatsache Hoffnung, dass die Gruppe aus 16 Investoren
zwar den Rettungsplan zurückgenommen hat, sich allerdings als Gesellschaft
nicht aufgelöst hat. Der Sonderverwalter der Alitalia, Augusto Fantozzi,
betonte, dass er weiter nach Investoren suchen werde. "Aber es ist logisch,
dass es schwierig sein wird, jemanden zu finden", so Fantozzi. Aber man
werde auf jeden Fall "alles unternehmen, um Alitalia am Leben zu erhalten".
Verkehrsminister pessimistisch
Pessimistisch zeigte sich auch
Verkehrsminister Altero Matteoli. "Für Alitalia wäre die letzte Hoffnung das
Angebot einer ausländischen Fluggesellschaft. Wie könnten wir bei einem
derartigen Angebot Nein sagen?", sagte der Verkehrsminister. Lufthansa und
British Airways dementierten jedoch, Interesse an der Airline zu haben. Der
italienische Wirtschaftsminister Giulio Tremonti schloss unterdessen aus,
dass es zu einer Verstaatlichung der Alitalia kommen könnte. Dieser Schritt
würde den EU-Richtlinien in punkto Wettbewerb widersprechen. "Eine
Verstaatlichung der Alitalia wäre absurd", sagte Tremonti.
Das Scheitern der Verhandlungen spaltet die Gewerkschaften. Drei der neun Arbeitnehmerverbände, die sich an den Verhandlungen beteiligten, hatten sich bereit erklärt, dem Rettungsplan zuzustimmen. "Die Firma ist tot, manche meiner Kollegen wollten die Bestatter sein", sagte Luigi Angeletti von der Gewerkschaft UIL.