Die Investoren, die die Alitalia retten sollten, ziehen sich zurück. Die Pleite rückt damit immer näher.
Bei den Bemühungen zur Rettung der italienischen Fluggesellschaft Alitalia ist es am Freitag zu einer dramatischen Wende gekommen. Das italienische Unternehmerbündnis CAI hat beschlossen, kein verbindliches Angebot für die Übernahme der bankrotten Alitalia einzureichen, berichteten italienische Medien. Der Beschluss wurde vom Aufsichtsrat getroffen, nachdem ein Teil der neun Einzelgewerkschaften der Alitalia beschlossen hatten, nicht das Arbeitsvertragsmodell für die neue Fluggesellschaft zu unterzeichnen.
Kein Angebot
Das Konsortium hätte bis Freitag um Mitternacht ein
Angebot einreichen müssen, hatte dies aber von der Unterzeichnung eines
vorläufigen Dokuments durch die Gewerkschaften abhängig gemacht. Dieses
unterzeichneten den Angaben zufolge trotz einer Einigung von Ende September
Piloten-und Flugbegleitergewerkschaften nun doch nicht.
"Der 31. Oktober ist die letzte Frist für die Rettung der Alitalia. Um Mitternacht wird Alitalia aufgelöst, wenn die Gewerkschaften das CAI-Angebot nicht unterzeichnen. Wir stehen dem Abgrund nahe. Es gibt keinen Verhandlungsspielraum mehr", hatte der italienische Staatssekretär Gianni Letta am Freitagvormittag betont.
Verhandlungen abgebrochen
Die CAI hatte am Donnerstag die
Verhandlungen mit den neun Alitalia-Einzelgewerkschaften abgebrochen. Grund
war die unnachgiebige Haltung der Gewerkschaften über das von der CAI
vorgelegte Arbeitsvertragsmodell für die Mitarbeiter der "neuen Alitalia",
berichteten italienische Medien. Der CAI-Plan sah die Streichung von über
3.250 Jobs vor. Die Regierung in Rom hatte den von der Entlassung bedrohten
Beschäftigten bereits Entschädigungszahlungen für die kommenden sieben Jahre
zugesichert.
Jetzt scheint der Bankrott der noch staatlichen Fluggesellschaft unabwendbar. Vergebens hatte der Präsident des Unternehmerbündnisses CAI, Roberto Colaninno, noch am Freitagvormittag an die Gewerkschaften appelliert, das Arbeitsvertragsmodell zu unterzeichnen. Die Liquidität der Alitalia sei in weniger als einem Monat verbraucht, warnte Colaninno. Die Ressourcen des Unternehmen würden maximal bis Ende November genügen.
Provisorische Fluglizenz bis 31.3.2009
Bis 31. März 2009 reicht
die provisorische Fluglizenz, die die italienische Luftfahrtbehörde Enac der
Alitalia angesichts ihrer schwierigen finanziellen Lage gewährt hatte. Am
kommenden Montag ist ein Treffen zwischen Enac-Präsidenten, Vito Riggio, und
dem Insolvenzverwalter der Alitalia, Augusto Fantozzi, vorgesehen, bei dem
über die Zahlung der Alitalia-Gläubiger besprochen werden soll.
Gruppen besorgter Mitarbeiter der Fluggesellschaft versammelten sich am Freitagabend auf dem römischen Flughafen Fiumicino, nachdem sich die Nachricht des CAI-Rückzug verbreitet hatte. Besorgt zeigt sich auch der italienische Industrieminister Claudio Scajola. Er warf den Gewerkschaften Verantwortungslosigkeit vor.
Täglich drei Millionen Euro Verlust
Alitalia gehört zu 49,9
Prozent dem Staat und macht täglich einen Verlust von drei Millionen Euro.
Ende August wurde die Fluggesellschaft unter Aufsicht eines
Insolvenzverwalters gestellt.