Interview mit ÖSTERREICH: Ex-Finanzminister Hannes Androsch über die Finanzkrise, Erwartungen an die neue Regierung und Kritik an den Banken.
ÖSTERREICH: Die OECD sieht Österreichs Wirtschaft auf Talfahrt. Wie beurteilen Sie die Lage?
Hannes Androsch: Nachdem es zu lange eine Vogel-Strauß-Politik gab, muss jetzt einmal klar werden, dass das volle Ausmaß der Krise noch gar nicht erreicht ist. Es handelt sich um einen Großbrand. Den kann man nicht mit der Gießkanne löschen, es müssen alle Schläuche in Stellung gebracht werden. Die Rezession kann man nicht abwenden, 2009 ist ein verlorenes Jahr. Jetzt geht es darum, eine Depression zu verhindern.
ÖSTERREICH: Was soll die neue Regierung machen?
Androsch: Die ersten Schritte sind gesetzt, es muss aber viel mehr kommen. Nur um beim Beispiel Wasserkraft zu bleiben – neue Projekte müssen rasch gebaut, bürokratische Hürden beseitigt werden. Und: Die angekündigte Steuersenkung ist zu gering, es sollte möglichst rasch eine zweite Etappe kommen. Unter dem Strich müsste es eine Entlastung von fünf Milliarden geben. Zudem muss es eine Unterstützung für jene geben, die aufgrund ihres niedrigen Einkommens keine Steuern zahlen. Das könnten etwa Einmalzahlungen sein.
ÖSTERREICH: Läuft das Budget nicht aus dem Ruder?
Androsch: Natürlich muss man auf das Budget aufpassen. Die Lage erlaubt aber nicht, Sparverein zu spielen. Das wäre noch teurer. Beispielsweise belasten 100.000 Arbeitslose den Staat mit rund drei Milliarden Euro.
ÖSTERREICH: Sie haben zuletzt die Banken kritisiert . . .
Androsch: Die Banken müssen wieder Kredite vergeben. Institute, die sich Geld vom Staat holen, müssen dazu verpflichtet werden. Banken, die sich nicht daran halten, sollten mit Strafzahlungen belegt werden. Dieser Punkt ist wichtig, nicht die Höhe der Managementgehälter.