AK schlägt Alarm
Arbeitslose in 177.000 Fällen unter Armutsgrenze
11.08.2008
Bei zahllosen Österreichern ist das Arbeitslosengeld so niedrig, dass sie armutsgefährdet sind. Schuld daran ist die Inflation.
Die Arbeiterkammer NÖ fordert eine Anhebung des Arbeitslosengelds. Grund: Wegen der Inflation reicht ein durchschnittliches Einkommen nicht mehr aus, um im Fall von Arbeitslosigkeit eine Ersatzleistung über der Armutsgrenze zu erhalten. Das hat Marc Pointecker von der AK-NÖ Montagfrüh auf Ö1 erklärt. Im Durchschnitt beträgt das Arbeitslosengeld derzeit 772 Euro pro Monat. Damit liegt es unter der offiziellen Armutsgefährdungsschwelle.
Viel weniger wert
Im Vergleich zu 2000 ist das Arbeitslosengeld
laut AK heute real um vier Prozent weniger wert, die Notstandshilfe um acht
Prozent weniger. Letztere beträgt durchschnittlich 595 Euro. Die
Arbeitnehmervertreter fordern eine Anhebung der Ersatzrate: In Österreich
macht das Arbeitslosengeld 55 Prozent des Letztgehalts aus. Im
EU-Durchschnitt sind es dagegen "fast 70 Prozent", so Pointecker.
177.000 Arbeitslose arm
Insgesamt beziehen derzeit 177.000
Menschen Arbeitslosengeld unter der Armutsgrenze. Mindestens 2.149 Euro
brutto Gehalt pro Monat wären nötig, um beim Arbeitslosengeld über der
bereinigten Armutsgrenze zu bleiben. Besonders betroffen sind Frauen, weil
sie oft in Niedriglohn-Branchen oder in Teilzeit-Arbeitsverhältnissen tätig
sind: 75 Prozent der Frauen sind im Fall von Arbeitslosigkeit "von
Armut bedroht", insgesamt sind es über 60 Prozent aller Arbeitnehmer in
Österreich.
Gutes Vorbild Dänemark
Die Armutskonferenz schließt sich
den AK-Forderungen an und verweist auf das Beispiel Dänemark, wo "eine
ausreichende Existenzsicherung nicht den Anreiz für Erwerbsarbeit mindert",
sprich: trotz einer Nettoersatzrate von 90 Prozent ist die Verweildauer in
der Arbeitslosigkeit geringer als in Österreich.
Grün und Blau empört
Die Grünen werfen der
Bundesregierung Nachlässigkeit vor, sie haben immer wieder eine
Valorisierung der Sozial- bzw. Versicherungsleistungen verlangt und Anträge
eingebracht. Der geplante Ersatz, die Mindestsicherung, ist bis heute nicht
auf Schiene. Auch die FPÖ kritisiert die Koalition als säumig.