Erstmals seit 1992
Arbeitslosenzahl in Deutschland unter 3 Mio
30.10.2008
Derzeit trotzt der Arbeitsmarkt noch der Konjunkturabkühlung. Manr echnet aber schon für den Dezember mit einem neuen Anstieg.
Trotz Konjunkturabkühlung und Finanzmarktkrise ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland erstmals seit 16 Jahren wieder unter drei Millionen gesunken. Verglichen mit September ging sie um 84.000 auf 2,997 Mio. zurück, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg bekanntgab. Zum Vorjahr beträgt die Abnahme 437.000. "Der Oktober hat ein von vielen Menschen erhofftes Signal für den Arbeitsmarkt erbracht", sagte Behördenchef Frank-Jürgen Weise.
Der Arbeitsmarkt sei aktuell von der Konjunktureintrübung noch nicht betroffen, sagte Weise ."Mittelfristig ist das aber zu erwarten", betonte der BA-Chef. Im kommenden Jahr sei mit einem Anstieg der Erwerbslosen zu rechnen, wenngleich dieser wegen der Arbeitsmarktreformen nicht so stark ausfallen dürfte wie bei früheren Abschwüngen. Jeder Arbeitslose werde zumindest statistisch gesehen eine Chance auf einen neuen Job haben, etwa durch Qualifizierungsmaßnahmen. "Uns wird es treffen, aber nicht in dem Maße, wie es früher war", betonte Weise.
Arbeitsmarktreformen führten zur Entspannung
Zur Entspannung
auf dem Arbeitsmarkt im Oktober haben laut Weise neben der üblichen
Herbstbelebung auch die Arbeitsmarktreformen und das rückläufige
Arbeitskräfteangebot beigetragen. Unter drei Mio. hatte die Zahl der
Menschen ohne Job zuletzt im November 1992 gelegen.
Für November geht die Bundesagentur von einem weiteren leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit aus. Erst im Dezember dürfte die Drei-Millionen-Marke wieder überschritten werden. Im kommenden Jahr sollte die Arbeitslosigkeit in der zweiten Jahreshälfte zulegen. Das der BA angeschlossene Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 2009 bei einem Wirtschaftswachstum von null Prozent um 30.000 zunehmen wird.
Viele offene Stellen
Nach wie vor hoch ist derzeit die Zahl der
offenen Stellen. Nach BA-Angaben standen im Oktober 1,026 Mio. Arbeitsplätze
zur Vermittlung zur Verfügung und damit 98.000 mehr als im Vorjahr.
Besonders gefragt waren wieder Verkäufer, Elektriker, Werbe- und
Dienstleistungskaufleute sowie Bürofachkräfte. Stellen abgebaut werden
dagegen im Bergbau, in der Baubranche, im Banken- und Versicherungsgewerbe
sowie im öffentlichen Dienst.
Insgesamt lag die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs nach BA-Hochrechnungen im August bei 27,68 Mio., ein Plus von 552.000 zum Vorjahr. Deutlich mehr als die Hälfte des Zuwachses sei auf Vollzeitstellen entfallen.
Schwarze Null
Das Finanzierungsdefizit der Bundesagentur
bezifferte Weise für die ersten zehn Monate auf minus 1,7 Mrd. Euro. Geplant
waren minus 5,4 Mrd. Euro. Weise bestätigte, dass im Gesamtjahr
voraussichtlich operativ eine schwarze Null erzielt wird. "Die BA geht als
die solideste Sozialversicherung in schwierige Zeiten", sagte Weise. Sie
habe in guten Zeiten Vorsorge getroffen und sich ein Finanzpolster angelegt.
Die zum 1. Jänner beschlossene Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung von 3,3 auf 2,8 Prozent sei indes aus Sicht der BA mit einem Risiko verbunden. Angesichts der zu erwartenden Ausgaben wäre ein höherer Beitragssatz richtig, sagte Weise. Gleichwohl sei es nachvollziehbar, dass die Politik die gute Haushaltslage der BA nutzen und die Lohnnebenkosten senken wolle.