Der Austrian-Vorstand rechnet mit dem offiziellen Closing Ende August.
Für den Verkauf der Austrian Airlines (AUA) an die Deutsche Lufthansa will man nun offenbar keine Zeit mehr verlieren. "In den letzten Tagen ist der Durchbruch gelungen", sagte am Mittwoch AUA-Vorstand Andreas Bierwirth. Er erwartet, dass es von Seiten der EU-Kommission in beiden Verfahren (Kartellverfahren, Beihilfeverfahren) noch an diesem Freitag "informelle Indikationen" und Empfehlungen zur Transaktion gibt, sagte Bierwirth.
Formal reicht das aber noch nicht, deshalb hat sich die Lufthansa zur Fristverlängerung bis 31. August entschlossen. "Gefeiert" könne erst werden, wenn der Brief da ist mit der endgültigen Entscheidung aus Brüssel. "Auch in der Nachspielzeit gibt es immer noch Fouls", gibt sich Bierwirth keinen Illusionen hin. Mitbewerber würden naturgemäß versuchen, wie bei jeder großen Fusion, bis zuletzt auch für sich selber möglichst viel herauszuholen.
Den Abschluss des Verkaufs der AUA an die Lufthansa erwartet Bierwirth mehr oder weniger binnen Monatsfrist: Das Closing werde "wahrscheinlich noch im August" sein, sagte er. Rein formal hat das "Closing" einer Übernahme zehn Börsetage nach einem formalen behördlichen Genehmigung zu erfolgen.
Die selbstständige AUA ist somit Geschichte. Die Airline wird ab September unter dem Dach der Lufthansa fliegen. Die deutsche Airline steigt gemeinsam mit der AUA zur größten europäischen Airline auf und überflügelt Air France-KLM.
Die Staatsholding ÖIAG, mit knapp 42 Prozent größter AUA-Aktionär, verschenkt ihre Anteile (der Staat zahlt der AUA sogar noch 500 Mio. Euro Mitgift), die Kleinaktionäre bekommen von der Lufthansa 4,49 Euro je Aktie. Lufthansa-Boss Wolfgang Mayrhuber, ein Österreicher, wird AUA-Aufsichtsratschef . Der aktuelle Vorsitzende des Aufsichtsrates, ÖIAG-Boss Peter Michaelis, tritt ab.
Dass die EU den Deal durchwinkt, gilt als fix. Es bedarf aber noch formeller Beschlüsse, die sich nicht mehr – wie von der deutschen Airline ursprünglich gefordert – bis Ende Juli ausgehen.
Frist bis Ende August
Die Lufthansa hatte daher am Dienstag ihr
AUA-Übernahmeangebot bis Ende August verlängert. „Da sich eine materielle
Einigung mit der EU-Kommission abzeichnet“, so die Airline in einer
Stellungnahme. Laut bisherigem Vertrag hätte sie Ende Juli aussteigen
dürfen, wenn die EU bis dahin kein grünes Licht für den Kauf der Austrian
Airlines gibt.
Konkret müssen bis Ende August (statt bis 31. Juli) zwei Punkte nicht nur informell, sondern auch amtlich abgesegnet werden: Erstens die kartellrechtliche Freigabe. Die Lufthansa hat ja bis zuletzt mit der EU-Wettbewerbskommission über die Abgabe von Flügen auf bestimmten Strecken verhandelt und Zugeständnisse gemacht. Und zweitens muss die EU dem Zuschuss der Republik Österreich an die AUA in Höhe von 500 Mio. Euro zustimmen.
DER AUA-VERKAUF IM DETAIL:
Im Gegenzug dafür, dass die AUA von der Republik Österreich 500 Mio. Euro bekommen hat, verlangt die EU Zugeständnisse. So muss sich die AUA etwa von ihrem 22,5-Prozent-Anteil an der Ukraine International Airlines, an der sie seit 1996 beteiligt ist, trennen, heißt es in EU-Kreisen. Auch weitere Beteiligungen müssen abgegeben werden.
Entscheidend bei den Verhandlungen mit der EU-Wettbewerbskommission war zudem, dass die Lufthansa einen neuen Antrag zur AUA-Übernahme eingereicht hat. Dabei gibt es neue Zugeständnisse, was Slots (Landerechte) anbelangt. Die Lufthansa will etwa Frankfurt-Slots abgeben. Einen davon bekommt NIKI, der dann dreimal (derzeit zweimal) Wien-Frankfurt fliegen kann. Auch bei anderen Strecken konnten sich Lufthansa und EU auf einen Kompromiss einigen.
Bis Dienstag Abend (30.7.) müssen die Konkurrenten das neue Lufthansa-Angebot geprüft und an die EU zurückgeschickt haben. Dann wird ebenfalls entschieden, ob die Lufthansa ihr Übernahmeangebot wie vorgesehen bis 31. August verlängern darf (ein Ja gilt als sicher).
Die EU-Kommission hat angekündigt, bis zum 31. Juli eine informelle Entscheidung zu treffen. Schon kurz darauf wird die EU eine formelle Entscheidung zum neuen Übernahmeangebot der Lufthansa treffen.
ROT-WEISS-ROTE HECKENFLOSSEN BLEIBEN:
Die AUA muss zwar
schrumpfen und Mitarbeiter abbauen, sie hat langfristig betrachtet aber auch
gute Chancen. Unter dem Dach der Lufthansa könnte die AUA etwa zu neuen
Destinationen aufbrechen, die derzeit nur von der Lufthansa angeflogen
werden.
Marke und Logo der Fluglinie bleiben erhalten. „Rein optisch wird es für die Passagiere keine Änderungen geben“, so eine AUA-Sprecherin. Dass die Marke erhalten bleibt, wurde in den Verträgen mit der Lufthansa festgeschrieben. Auch beim Check-In am Flughafen Wien werde sich nichts ändern: „Die Passagiere werden auch nach einer Übernahme durch die Lufthansa auf den Flughäfen an einem AUA-Schalter und nicht an einem Lufthansa-Schalter einchecken“, heißt es. Es kann aber sein, dass auf einigen internationalen Flughäfen AUA-Passagiere künftig bei der Lufthansa einchecken.
Do&Co kocht auf
Beim Catering werde man laut AUA die
Kooperation mit Do&Co aufrechterhalten. Die Vereinfachung der Speiseauswahl
bei Kurzstreckenflügen aus Kostengründen bestehe bereits seit Anfang Juni
und werde nicht auf Langstreckenflüge ausgeweitet, so die AUA.
Bei den Mitarbeitern wird es harte Einschnitte geben. Wobei die Maßnahmen nicht unbedingt mit der Lufthansa in Zusammenhang stehen, sondern damit, dass die AUA besonders hart unter der Luftfahrt-Krise leidet. Bereits drei Sparprogramme hat die AUA heuer bekannt gegeben. 200 Mio. Euro sollen in den nächsten 12 Monaten über den Abbau von rund 1.000 der 8.000 Mitarbeiter eingespart werden, rund 300 davon in Vertrieb und Flugplanung. Bis zu 400 Stellen entfallen auf die AUA-Tochter Austrian Arrows.
ÖSTERREICHER MAYRHUBER STEHT AN DER AUA-SPITZE:
Wolfgang
Mayrhuber (62) hat bei der Lufthansa eine steile Karriere hinter sich. Er
hat 1970 als Ingenieur in der Triebwerksinstandhaltung in Hamburg begonnen
und 2003 nach mehreren Management-Aufgaben den Airline-Chefsessel erklommen.
Jetzt übernimmt der Österreicher die AUA. Emotionen seien dabei freilich nicht im Spiel, hatte Mayrhuber bereits im Vorfeld des Deals mehrmals betont. Es gehe ausschließlich ums Geschäft. Das zeigt sich schon daran, dass die Lufthansa die AUA ohne staatlichen Zuschuss (500 Mio. Euro) niemals übernommen hätte.
Nach dem endgültigen Abschluss des Deals wird Mayrhuber AUA-Aufsichtsratspräsident. ÖIAG-Boss Peter Michaelis, der derzeit diese Funktion ausübt, wird sich zurückziehen.