"Letzte Chance"
AUA fährt brutalen Sparkurs
06.10.2009
Längere Arbeitszeit, mehr Sitze und billigere Tickets sollen die AUA retten.
Die AUA (Austrian Airlines) muss nach der Übernahme durch die deutsche Lufthansa "den Gürtel noch enger schnallen". Wie die beiden Vorstände Andreas Bierwirth und Peter Malanik ankündigten, geht es nun vor allem darum, die Erlöse pro Sitzplatz zu erhöhen - konkret durch den Einsatz größerer Flugzeuge, dichterer Bestuhlung und längerer Arbeitszeit für Bordpersonal. "Da steht uns einiges bevor", sagte Malanik. Bierwirth sprach von der größten, wahrscheinlich aber auch letzten Chance der AUA, um wieder Wachstum zu schaffen.
Harter Sparkurs
Mit dem harten Sparkurs soll es gelingen, 2011
wieder ein positives operatives Ergebnis (Ebit) zu erzielen, so das
Vorstandsduo. Wie hoch die Einsparungen
tatsächlich ausfallen müssen bzw. wie groß das Minus im Gesamtjahr 2009 (1.
Halbjahr: minus 161,6 Mio. Euro) ausfallen wird, wollte das Vorstandsduo
nicht beziffern. Schätzungen 300 Millionen Ebit-Verlust seien aber
"Gottseidank" weit daneben.
Weitere Kürzungen
Sollte es also nicht gelingen, bis 2011
ein positives Ebit zu erzielen, müsste bei der Langstrecke weiter
gekürzt werden, kündigte Bierwirth an. Konkret können ein bis zwei
der derzeit 10 Langstrecken-Maschinen wegfallen, in der Folge aber auch
mehr. Das wäre "ein sehr unpopulärer Weg, den wir nicht beschreiten wollen".
Mittelstrecken
Die neue AUA soll sich künftig jedenfalls wieder
auf die wichtigen Mittelstrecken und großen Märkte in West- und Osteuropa
konzentrieren und weniger auf Nischenmärkte. "Weg von den Sekundärmärkten,
hin zu den Primärmärkten", sagte Bierwirth. Hier soll das Sitzplatzangebot
(ASK) um deutlich mehr als 10 Prozent ausgebaut werden, konkret indem statt
mit den kleinen 50- bzw. 70-sitzigen Maschinen - sie werden größtenteils aus
dem Markt genommen - mit Airbus & Co geflogen wird.
Wachstumsverbot
Im Gegenzug zieht sich die AUA massiv aus dem
Chartergeschäft zurück, um das von der EU auferlegte Wachstumsverbot (bis
zum Erreichen positiver Zahlen) zu erfüllen. Ganz aufgegeben werde es aber
nicht, derzeit gebe es aber einfach keine Kapazitäten, so Bierwirth. Das
Chartergeschäft soll wieder eine Rolle spielen, "wenn wir wieder wachsen".
Offen ist, was mit der Charter-Marke "Lauda"
passiert. Hier sei eine "endgültige Beantwortung noch nicht möglich".
Einerseits stehe die Marke für Qualität, andererseits sei sie eine
"permanente Bewerbung des Hauptkonkurrenten", sagte der Vorstand.
In Zukunft will die AUA-Führung auch den Aufstieg von Low-Cost-Carriern am Flughafen Wien - immerhin haben sie einen Anteil von rund 24 Prozent - nicht mehr kampflos hinnehmen. Bisher sei darauf "passiv" reagiert worden, sagte Bierwirth, mit dem neuen Konzept (AUA Next Generation) sollen verlorene Marktanteile wieder zurückgewonnen werden.
Billigere Tickets
Um im wachsenden Preisdruck die zusätzlichen
Sitzplätze auf der Mittelstrecke auch absetzten zu können, sollen ab
Sommerflugplan, also April 2010, die Tickets im Schnitt billiger werden,
kündigten die AUA-Vorstände an. Gleichzeitig müssten aber die
Einheitserträge, also die durchschnittlichen Einnahmen pro
Sitzplatzkilometer, steigen und "höher sein als die Kosten", sagte Malanik. Unter
anderem soll bis 2011 die Zahl der Sitzplätze - ähnlich wie bei der Swiss -
etwa im Airbus um 6 bis 10 erhöht werden. Um die Produktivität der
Mitarbeiter zu bessern, seien bereits Verhandlungen über einige "ererbte
Ecken und Kanten" im Kollektivvertrag aufgenommen worden, so Malanik. Laut
Gesetz dürfen Piloten
bis zu 900 Stunden pro Jahr eingesetzt werden. Billigfluglinien nützen
das aus, "Netzairlines" kommen hingegen auf 500 bis 800 Stunden. Auch bei
der AUA gebe es hier noch "Spielraum", sagte der Vorstand ohne Details zu
nennen. In erster Linie sollen künftig lange Stehzeiten auf Flughäfen
vermieden werden.
Abbau bei Mitarbeitern
Bekräftigt wurde am Dienstag die geplante Reduktion
der Mitarbeiterzahl von derzeit rund 7.200 auf 6.000 bis Ende 2010. Das
sei kein "walk in the Park", so Malanik. Immerhin müsste damit jeder fünfte
Mitarbeiter gehen, wenn auch mit Sozialplan. Wieviele Mitarbeiter in der
technischen Wartung betroffen sind, wollte der AUA-Vorstand noch nicht
sagen. Die tägliche Wartung der Maschinen werde aber wohl erhalten blieben,
längerfristige Arbeiten würden geprüft. Derzeit sind in der Technik 1.200
Mitarbeiter beschäftigt, 1.000 davon in Wien.