Das formale Ja der EU zur Übernahme durch die Lufthansa liegt seit Freitag vor, das Closing geht nächsten Donnerstag über die Bühne.
Die Austrian Airlines sind ab September Teil des deutschen Lufthansa-Konzerns. Für die jahrzehntelang teilstaatliche österreichische Fluggesellschaft war der Verkauf an die Deutschen überlebenswichtig. Die Lufthansa wiederum steigt mit dem Zukauf zur größten europäischen Fluggesellschaft auf.
Closing am Donnerstag
Der erste "Kaufvertrag" die AUA-Aktien der
ÖIAG betreffend (der "Kaufpreis" ist negativ, der Bund muss sogar noch eine
halbe Milliarde Mitgift geben) trägt bereits das Datum vom Dezember 2008.
Nun werden die letzten Unterschriften unter die gesellschaftsrechtlich nicht
unkomplizierte Transaktion gesetzt. Das "Closing" ist für kommenden
Donnerstag angesetzt.
Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber, der künftig dem AUA-Aufsichtsrat vorsitzt, wird sich dabei in Wien den österreichischen Vertragspartnern und den Medien stellen. In diesem Rahmen werden auch offizielle Details zu den EU-Auflagen erläutert, die die Lufthansa akzeptieren musste.
ÖIAG-Anteile, dann Streubesitz
Mit dem Closing wandern
zunächst einmal die Anteile der ÖIAG in den Einflussbereich der Deutschen,
die künftig teils direkt, teils über eine zwischengeschaltete Holding die
AUA besitzen werden. Für den Streubesitz, für den Ende Juli ebenfalls die
Annahmefristen verlängert worden waren, sind noch Nachfristen bis Mitte
September abzuwarten. Wegen anachronistischer Bestimmungen aus bilateralen
Luftverkehrsabkommen muss bei dem Deal mit Hilfe einer Stiftungs- und
Holdingkonstruktion eine "österreichische Eigentümerschaft nachgezeichnet"
werden, wie formuliert wird - ein Weg, der in der Schweiz seinerzeit ähnlich
auch für die Swissair gewählt worden war.
AUA wird gesundgeschrumpft
Die Lufthansa nimmt mit der AUA
vorerst einen weiteren Verlustbringer unter ihre Fittiche. Der
österreichischen Airline blühen weitere harte Sanierungsmaßnahmen, um
Schulden und Defizit abzubauen. Als Muster gilt die schweizerische Swiss,
die von der Lufthansa erfolgreich saniert worden ist.
Lufthansa in Kauflaune
Vor dem formellen Grünen Licht der
EU-Kommission zum AUA-Deal hatten die Deutschen in den vergangenen Monaten
auch das Okay zur Übernahme der belgischen Airline Brussels
(hervorgegangenen aus der Pleite gegangenen Sabena) und zur Aufstockung bei
bmi (British Midland) erhalten.
Die Staatsbeihilfe für die AUA und die wettbewerbsrechtlichen Fragen gehen für die Europäische Union in Ordnung. Allerdings gibt es Auflagen, die von der noch heimischen und der deutschen Fluggesellschaft erfüllt werden müssen.
Kapazität wird um 15 % verringert
Die Kapazität der
Austrian wird bis Ende 2010 im Vergleich zu Jänner 2008 um 15 Prozent
verringert. Im Anschluss daran wird die Kapazitätssteigerung auf den
Durchschnitt der Steigerungsrate, die für die Mitgliedsluftfahrtunternehmen
der Association of European Airlines ermittelt wurde, begrenzt. Diese
Obergrenze gilt bis Ende 2015 oder bis die Austrian ein ausgeglichenes
Betriebsergebnis erzielt, falls dies früher eintritt. Austrian Airlines
senkt ferner seine Beteiligung an der Schedule Coordination Austria GmbH auf
25 Prozent.
Die Transaktion umfasst drei Bestandteile:
- Lufthansa zahlt
einen Kaufpreis von 366.268,75 Euro.
- Der Staat erhält einen
Besserungsschein, aus dem ein zusätzlicher Zahlungsanspruch erwachsen kann.
-
Österreich stockt das Kapital der Austrian Airlines um 500 Mio. Euro auf, um
die hohe aufgelaufene Verschuldung auszugleichen.