Nach AUA-Versammlung
Aktionäre und SPÖ mit harter Kritik an AUA-Chef
05.05.2008
Während die Kleinaktionäre den Rücktritt von AUA-Chef Ötsch forderten, schoss sich nun auch die SPÖ auf ihn ein.
Auch nach der Hauptversammlung am Mittwoch ist bei der AUA noch vieles ungewiss und keiner weiß, ob die 150 Millionen Euro von Scheich Al Jaber kommen werden oder nicht. Wenngleich die Verhandlungen noch am Laufen sind, proben nun die Aktionäre, unabhängig vom Ausgang dieser Verhandlungen, den Aufstand. Im Ö1-Mittagsjournal übte deren Sprecher Wilhelm Rasinger harte Kritik an AUA-Chef Ötsch. Laut Rasinger habe Ötsch "eine sehr unglücklich Kommunikationspolitik" betrieben und im Wesentlichen nichts zu Verbesserung der Situation beigetragen. Ihm persönlich wäre ein Chef lieber, der das Interesse des Unternehmens über das eigene stellt und nicht umgekehrt, weshalb er der Rücktritt des AUA-Chefs forderte.
Attacke der SPÖ
Angesichts der Turbulenzen bei den Austrian
Airlines (AUA) hat nun auh die SPÖ eine Frontal-Attacke auf Konzernchef
Alfred Ötsch und Aufsichtsratspräsident Peter Michaelis gestartet.
SP-Rechnungshofsprecher Günther Kräuter machte die beiden Manager für das "Debakel"
der vergangenen Tage verantwortlich und forderte von Finanzminister Wilhelm
Molterer (V) Konsequenzen. Grüne, FPÖ und BZÖ wollen einen strategischen
Partner für die AUA. ÖVP-Rechnungshofsprecher Hermann Gahr verteidigte die
Fluglinie und führte ihre Probleme u.a. auf hohe Treibstoffpreise zurück.
Molterer selbst wies die orderung der Opposition nach Hereinnahme eines
strategischen Partners zurück. "Stand-Alone" sei die "anstrebenswerteste
Variante", sagte Molterer. Er sei froh darüber, dass das AUA-Management nun
gemeinsam mit der ÖIAG eine derartige "Strategieperspektive" entwickle.
Anlass der Debatte war ein im Vorjahr vorgelegter Rechnungshof-Bericht zur Situation in den Austrian Airlines. Der Rechnungshof empfiehlt darin, den 2004 nach Streiks und langwierigen Verhandlungen erzielten Kollektivvertrag für das fliegende Personal "rasch" und "grundlegend" zu überarbeiten. Für eine "nachhaltigen Kostensenkung" seien noch "weitere Maßnahmen" notwendig. Außerdem empfehlen die Kontrolleure die Überprüfung des Streckennetzes und die Wiederaufnahme der Absicherungsgeschäfte für das Flugbenzin.
Zustimmung der Aktionäre
Davor haben am Mittwoch bei der
AUA-Hauptversammlung die Aktionäre mit 99,6 Prozent der Wahl von Klaus
Edelhauser in den Aufsichtsrat der Austrian Airlines zugestimmt. Der
arabische Investor Al Jaber hatte Edelhausers Einzug in den Aufsichtsrat zur
Bedingung für seinen Einstieg gemacht.
Jaber-Einstieg wahrscheinlicher
Damit scheint der Einstieg des
Scheichs in die AUA wahrscheinlicher, er will 150 Mio. Euro investieren.
Sollte der Deal doch nicht zustande kommen, gibt es auch diesen
Personalwechsel nicht. Der 53-jährige Edelhauser soll Kika/Leiner-Chef
Herbert Koch ablösen. Der Vorstand der Generali Immobilien AG ist seit 1988
im Generali Konzern tätig.
Weitere Bedingungen des Scheichs
Zudem wurden weitere
Forderungen des arabischen Scheichs bekannt: Al Jaber fordert ein
Vorstandsmitglied, einen weiteren Aufsichtsrat und ein
Kostensenkungsprogramm - und dem Vernehmen nach auch den Kopf von AUA-Chef
Ötsch. Er selbst soll bis nächste Woche eine Bankgarantie für seine 150 Mio.
Euro vorlegen.
Kapitalerhöhung angenommen
Schließlich haben die Aktionäre
mit 99,4 Prozent ihre Zustimmung zur geplanten Kapitalerhöhung gegeben. Sie
haben sich damit also mit einem Einstieg eines Investors einverstanden
gegeben.
Ötsch mit Rücktrittsaufforderungen
Airline-Boss Alfred
Ötsch wurde in der Hauptversammlung wiederholt zum Rücktritt aufgefordert.
Davor hatte er sich für die Turbulenzen rund um den Scheich, der plötzlich
von dem Geschäft zurücktreten wollte, entschuldigt. Zudem äußerte er die
Hoffnung, dass es gelingen werde, das Vertrauen von Al Jaber wieder
herzustellen.
Gusenbauer fordert Eigenständigkeit
Auch Bundeskanzler
Alfred Gusenbauer hofft auf eine gütliche Einigung. In der "Tiroler
Tageszeitung" vom Mittwoch meinte er, es müsste alles getan werden,
damit der AUA nicht ein Schicksal wie der Swissair oder der Alitalia droht, "sondern
dass wir diese Eigenständigkeit erhalten".
Zur Hauptversammlung im Austria Center Vienna waren über 400 AUA-Aktionäre erschienen. Sie vertreten 51,17 Prozent des Kapitals.
Krisengipfel war erfolglos
Am Dienstagabend war es nach
stundenlangen Gesprächen von ÖIAG-Chef und AUA-Aufsichtsratschef Peter
Michaelis, dem Investor und ÖVP-Finanzminister Wilhelm Molterer zu keiner
Einigung gekommen.