Der erste Teil der laufenden Kapitalerhöhung bei der Luftfahrtgruppe Austrian Airlines (AUA) ist vorbei.
Am Montag endete die Bezugsfrist für junge AUA-Aktien für bestehende AUA-Aktionäre, wenn sie zum Stichtag 1. März zumindest eine AUA-Aktie hielten. Wie groß die Nachfrage nach jungen AUA-Aktien zum fixen Bezugspreis von 7,10 Euro war, war vorerst nicht zu erfahren. Kleinaktionäre konnten bis zu 1.000 junge Aktie zum Sonderpreis von 4,89 Euro je Stück beziehen.
Scheich müsste sich jetzt beteiligen
Nach den bestehenden
Kleinaktionären wäre nun der saudi-arabische Geschäftsmann Mohammed Al Jaber
am Zug. Er müsste - laut unterzeichnetem Vertrag mit der AUA - so viele
Aktien zeichnen, damit er am Ende des Prozesses 20 Prozent am gesamten
AUA-Grundkapital hält. Bisher belief sich das Grundkapital der AUA auf 85,68
Mio. Aktien. Durch die Kapitalerhöhung kommen bis zu 57,12 Mio. junge Aktien
dazu. Die Zeichnungsfrist für den Scheich endet nächsten Montag, dann soll
es auch das offizielle Ergebnis geben.
Nach Abschluss der Kapitalerhöhung könnte sich das AUA-Grundkapital auf maximal insgesamt 142,8 Mio. Stück belaufen, der Scheich müsste in diesem Fall 28,56 Mio. Aktien halten, um auf 20 Prozent zu kommen. Im Mindestfall - wenn kein bestehender Aktionär neue AUA-Aktien erwirbt, müsste der Scheich 21,42 Mio. Aktien aus der Kapitalerhöhung zeichnen. Seine Investition - zum Fixpreis von 7,10 Euro - bewegt sich damit in einer Spanne zwischen 152,1 und 202,8 Mio. Euro.
AUA pocht auf gültige Verträge
Der arabischstämmige
Investor mit österreichischem Reisepass sieht das freilich anders. Er fühlt
sich bewusst über die wirtschaftliche Lage der AUA in die Irre geführt und
nicht mehr an unterzeichnete Verträge gebunden. Die AUA dagegen pocht auf
ihrer Ansicht nach gültige Verträge. Inzwischen hat sich die Causa auf die
juristische Ebene verlagert, die AUA klagt den Scheich auf Schadenersatz, Al
Jaber hat eine Klage wegen falscher Bilanzierung und des Verdachts auf
Betrug gegen AUA-Chef Alfred Ötsch persönlich angekündigt.
"Aus formalen Gründen" erforderlich
Die gesamte
laufende AUA-Kapitalerhöhung sollte nur dem geplanten Einstieg Al Jabers
dienen. Das frische Kapital sei für den laufenden Flugbetrieb nicht
notwendig, versicherte die AUA. Auch nach dem Platzen der Investition sei
diese Maßnahme "aus formalen Gründen erforderlich", damit die AUA ihren Teil
des Vertrages erfüllt - und damit zumindest Schadenersatzansprüche aufrecht
hält.
Al Jaber will sich zu dem Thema nicht mehr äußern, die Sache sei für ihn abgeschlossen, hieß es aus seinem Umfeld. Damit scheint ein Einstieg des Scheichs äußerst unwahrscheinlich. Medien hatten kürzlich doch noch mit einem möglichen Einstieg spekuliert, um beim Verkauf des Staatsanteiles von 43 Prozent einen besseren Preis herauszuholen.
Seit ihrem Tiefstand bei 2,22 Euro Mitte Juli hat die AUA-Aktie an der Wiener Börse bis vergangene Woche deutlich zugelegt und ihren Kurs mehr als verdreifacht. Nach dem Erreichen der Marke von 7,10 Euro kam es allerdings zu einem massiven Absturz, die Aktie verlor innerhalb weniger Minuten ein Fünftel ihres Wertes. Aktuell (14 Uhr MESZ) notiert die Aktie wieder um 6,50 Euro, das entspricht einem Plus von rund 6 Prozent gegenüber dem Freitag-Schluss.