ÖIAG-Bericht

AUA-Sanierung kostet die Lufthansa über 1 Mrd.

13.02.2009

Ein bisher unbekannter Bericht von Finanzministerium und ÖIAG zeigt auf, in welchem Zustand sich die Austrian mittlerweile befinden.

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Wie dramatisch die Lage bei der Austrian Airlines ist, haben die Parlamentarier nun schwarz auf weiß. Aus einem bisher unveröffentlichten Bericht von Finanzministerium und Staatsholding ÖIAG für den Rechnungshof-Unterausschuss geht hervor, auf welche Sanierungskosten und Verlustpfade sich die deutsche Lufthansa beim Kauf der Austrian Airlines einzustellen hat.

2 Mrd. Euro Schulden
Obwohl die AUA zwischen Ende 2001 und Ende September 2008 ihre Kurz- und Langfristschulden von damals 3,6 auf rund 2 Mrd. Euro reduziert habe, sei die Airline nach wie vor durch eine "sehr hohe Verschuldung" belastet. Um den Fremdfinanzierungsgrad zu reduzieren und die Lasten aus dem Schuldendienst abzubauen, habe die Lufthansa für die Übernahme der AUA von Österreich einen Zuschuss von 500 Mio. Euro gefordert.

Sanierung kostet 1 Mrd.
Aus der Rückführung der Nettoverbindlichkeiten auf Lufthansa-Niveau und weiteren Restrukturierungskosten ergeben sich, so der Bericht, Gesamtkosten der Restrukturierung in Höhe von insgesamt mehr als 1 Mrd. Euro. Der 500-Millionen-Zuschuss betrage daher weniger als 50 Prozent dieser Kosten.

Republik trägt Hälfte
Die halbe Milliarde Euro - die am Donnerstag den Finanzausschuss im Parlament in Wien passierte - wird zum Zeitpunkt des tatsächlichen Verkaufs der AUA an die Deutschen an eine neu zu gründende Gesellschaft eingezahlt und in der Folge an die Lufthansa übertragen - die sich wiederum verpflichtet, bei der AUA dafür das Kapital zu erhöhen.

Wie wichtig es für die Deutschen ist, dass die AUA mit den Schulden runterkommt, zeigen folgende Annahmen in dem Bericht:

Gewinn erst anno 2013
Mit Kosten- und Umsatz-Synergien will die Lufthansa bei der AUA bereits im Jahr 2010 ein positives operatives Ergebnis (EBIT) sehen. Weil die AUA aber eine weit überhöhte Nettoverschuldung ausweise, würden die Zinsen dazu führen, dass von 2010 bis 2012 trotz eines positiven EBIT Nettoverluste erwirtschaftet würden. Erst im Jahr 2013 würde ein geringer Gewinn erreicht.

Ab 2016 Flotte erneuern
Zudem dürfte der freie Cash Flow in den Jahren bis 2012 nicht reichen, um den Schuldendienst samt Zinsen abzudecken. Selbst langfristig zeige sich kein besseres Bild, weil nach einer kurzen Erholung zwischen 2012 und 2015 dann ab 2016 - weil dann die AUA-Flotte erneuert werden muss - mit einem "signifikant negativen" Cash Flow zu rechnen sei. Daher habe die Lufthansa den 500-Millionen-Zuschuss verlangt.

200 Mio.-Kredit unumgänglich
Um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf der AUA zu decken, wurde der Airline im Dezember ein 200-Mio-Euro-Notkredit gewährt, der auf der Annahme fußt, dass der Verkauf an die Lufthansa im zweiten Quartal 2009 passiert. Der Mittelbedarf ist primär auf die schlechte Entwicklung des Cash Flows wegen der Finanzkrise sowie "substanzielle" Rückzahlungen von Verbindlichkeiten zurückzuführen. Weil die Finanzkrise schärfer wurde - mit ihren Auswirkungen auf das Interbanken-Kreditgeschäft - seien derzeit Wertpapierbelehnungen und Flugzeug-Anschlussfinanzierungen auf absehbare Zeit nicht darstellbar.

Dieser Notkredit (besichert durch eine Bareinlage der ÖIAG bei einer Bank) ging vorerst als Kreditrahmen an eine 100-Prozent-Tochter der AUA. Am Tag des AUA-Verkaufs an die Lufthansa tritt ein Lufthansa-Unternehmen in diese Haftung ein, die Einlage der ÖIAG wird zurückgeführt.

Der "Erhebungsbericht" zur AUA seitens des Finanzministeriums ist seit Donnerstag Abend im Parlament.

75%-Quote nicht fix
Zahlreiche Ausstiegsklauseln hat sich die Lufthansa in den AUA-Kaufvertrag mit der ÖIAG hineinschreiben lassen. An widerspenstigen AUA-Kleinaktionären sollte der Deal aber offenbar nicht scheitern. Bisher hatte die Lufthansa glauben lassen, dass sie vom Kauf zurücktreten könne, wenn sie nicht 75 Prozent der Stimmrechte erwerben kann - von der ÖIAG kommen 41,6 Prozent der Anteile. Die 75-Prozent-Schwelle ist aber offenbar nicht in Stein gemeißelt: Laut ÖIAG-Bericht ist "das Übernahmeangebot Gegenstand einer 75-Prozent-Akzeptanzschwelle, die aber abgesenkt wird, wenn sich zeigt, dass sie nicht erreicht werden und die ÖIAG das Übernahmeangebot positiv unterstützt".

EU muss zustimmen
Eine weitere Bedingung für die Übernahme der AUA ist die Genehmigung des österreichischen staatlichen 500-Millionen-Zuschusses durch die EU-Kommission - "mit deren Erfüllung frühestens im zweiten Quartal 2009 gerechnet wird". Sollte der Zuschuss durch die EU-Kommission zwar genehmigt werden, in der Folge (nach Vollzug der AUA-Übernahme) durch Entscheide in Brüssel oder durch österreichische Gerichte aber eine unerlaubte Beihilfe beim Erwerb der ÖIAG-Aktien festgestellt würde, haben sich die Deutschen ebenfalls ein Rücktrittsrecht vorbehalten.

Deadline 30. Juni 2009
Sowohl die ÖIAG als auch die Lufthansa haben ein Rücktrittsrecht, falls bis 30. Juni 2009 nicht alle Vollzugsbedingungen erfüllt sind.

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