Frage: Warum übernimmt die Lufthansa in derart schwierigen
wirtschaftlichen Zeiten die AUA? Wolfgang Mayrhuber: Wir
investieren ja nicht nur für ein Jahr, sondern wollen eine
langfristige Partnerschaft eingehen. Der österreichische Markt ist für
uns wichtig, genauso der Markt im Osten. Und: Nicht nur die Luftfahrt,
sondern die ganze Wirtschaft ist im Moment in einer Schieflage. Aber
deswegen kann man nicht aufhören, an die Zukunft zu denken. Frage:
Kritiker sind skeptischer und die Zeitung Financial Times Deutschland
meint, die Lufthansa kaufe „Ramsch“ und die „AUA sei im Kern faul“. Mayrhuber:
Sie können davon ausgehen, dass der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa
und seine Mannschaft etwas mehr von Luftfahrt verstehen als dieser
Redakteur. Wir wissen, dass das kein Heimspiel wird, aber wir wissen
auch, dass wir dafür entlohnt werden können. Frage:
Die AUA hat rund 8.000 Arbeitsplätze. Wie viele davon wird es denn in
drei Jahren noch geben? Mayrhuber: Hoffentlich mehr. Frage:
Sie wollen nichts abbauen? Als Sie die Swiss übernommen haben, hatte
sie 10.000 Arbeitsplätze, jetzt sind es unter 6.000. Mayrhuber:
Sie unterliegen da einer Fehleinschätzung. Es ist ja nur eine Frage,
wann man aufsetzt. Die Swiss musste abbauen, bevor wir sie übernommen
haben. Als wir reingekommen sind, war man also schon in der
Abbau-Phase und seither haben wir aufgebaut – im letzten Jahr 600
Arbeitsplätze. Frage: Bei der Swiss haben Sie die
Gehälter neu verhandelt und durchaus runtergefahren – bei den Piloten
fast um 30 %. Haben Sie das bei der AUA auch vor? Mayrhuber:
Natürlich ist es so, dass wir bei allen Kostenstellen dafür sorgen
müssen, dass wir wettbewerbsfähig sind. Wir können nicht Tarifverträge
zahlen, die nicht wettbewerbsfähig sind, aber wir können uns auch
nicht leisten, dass wir den Einklang zwischen Produktivität und Kosten
auch auf der Personalseite schief haben. Wir haben nicht vor, jetzt in
Tarifverhandlungen reinzugehen. Frage: Sie haben gesagt,
die wichtigen Langstrecken bleiben erhalten. Welche sind den das? Oder
anders: Welche sind denn unwichtig? Mayrhuber: Die AUA hat
selbst entschieden, Bombay aufzugeben. Und der Rest bleibt. Frage:
Sie zahlen den Privataktionären 4,44 Euro pro Aktie, da sind jetzt
viele recht unzufrieden. Ist da noch irgend eine Nachbesserung möglich? Mayrhuber:
Nein, da ist keine Nachbesserung möglich. Es ist auch nicht so, dass
die unzufrieden sein können. Kann sein, dass der eine oder andere
mehr sehen möchte, das würde ich verstehen. Aber wenn sie einen fairen
Maßstab anlegen, dann werden sie feststellen, dass die AUA-Aktie
deutlich überbewertet ist. Die AUA-Aktionäre kriegen eine Prämie und
ich gehe davon aus, dass sie das honorieren werden. Frage:
Jetzt brauchen Sie noch die Zustimmung der EU. Wenn’s da aus Brüssel
einen Einspruch gibt, scheitert da der gesamte Deal? Mayrhuber:
Nein, das glaube ich nicht, weil der Einspruch wird keine Chance
haben. Aus unsere Sich ist völlig klar, dass das Verfahren A.) sauber
war, und B.) ist völlig klar, dass dieser Überbrückungskredit bzw. der
einmalige Zuschuss genau in der Brüsseler Agenda steht: „one time,
last time“, heißt es da zu schön. Dass die Air France nicht mit dabei
ist: Sie hätte ja mit anbieten können. Frage: Wie
lange wird denn Herr Ötsch noch AUA-Chef bleiben? Mayrhuber:
Es ist für Medien immer interessant, Personalspekulationen zu
betreiben, ich halte es aber für unfair, das zu tun. Ich werde mich
auch nie daran beteiligen. Frage: Sie sind Österreicher.
Sie haben sich zu Beginn ihrer Karriere als Pilot bei der AUA
beworben. Hat dieses Geschäft neben der rationalen auch eine
emotionelle Komponente? Mayrhuber: Einen
Vorstandsvorsitzenden ohne Emotion, den gibt’s nicht, des wär’ a
Computer. Und wann Sie mich schon darauf ansprechen, ich hab mich
nicht nur bei der AUA beworben, sondern a bei der Swiss Air damals und
bei der Lufthansa auch. Die Swiss Air durfte keine Ex-Ausländer
einstellen. Und die AUA hat g’sagt, wir würden Sie gern trainieren,
aber des kost’ 245.000 Schilling. Aber i hab nur sechs Dollar g’habt.
Des hat net g’reicht. Die Lufthansa hat Ingenieure gebraucht und
deswegen bin i halt da hingegangen. G’schadt hat’s ja nix, wie man
sieht. Frage: Jetzt sind sie von allen dreien der Chef. Mayrhuber:
Ja, da hab i a nix dagegen, oder?
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