Mit Zeitunginseraten ist für den aufsehenerregenden AUA-Verkaufsprozess am Mittwoch der offizielle Startschuss gefallen.
Der AUA-Verkauf geht in die konkrete Phase: Nach dem gestern erteilten Auftrag der Bundesregierung an die staatliche Beteiligungsholding ÖIAG zum Verkauf ihrer AUA-Anteile ist heute, Mittwoch, der Verkaufsprozess mit Zeitungsinseraten auch offiziell angelaufen. Über Anzeigen in der "Financial Times" (Europaausgabe) und im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" werden offiziell Käufer für das 42,75-Prozent-Paket des Bundes gesucht.
Kleinanzeigen
In vergleichsweise kleinen Inseraten (7 x 7 cm in
der großformatigen "FT") sind noch einmal die bereits bekannten Eckpunkte
des Verkaufsvorgangs festgeschrieben: "Interessierte Investoren werden
eingeladen, ihre schriftliche Interessensbekundung an der Transaktion bis
spätestens zum 24. August 2008 an Merril Lynch zu richten", heißt es in der
Ankündigung. Die US-Investmentbank wurde als exklusiver Finanzberater mit
dem Verkaufsprozedere beauftragt. "Bis spätestens Ende 2008" soll nach den
Vorgaben der Regierung ein strategischer Airline-Partner für die AUA
gefunden sein. Die Fluggesellschaft Austrian Airlines selbst bekundet die
Bereitschaft, den Prozess zu unterstützen.
"Geeignete Investoren" erhalten nach Unterzeichnung einer Vertraulichkeitserklärung ein "Informationspaket" sowie den "Prozessbrief" mit weiteren Details zu Bedingungen und Ablauf des Verfahrens zugestellt. In der Folge prüft die ÖIAG die strategischen Konzepte der Bewerber und erstellt auf Basis der eingereichten "indikativen Angebote" eine Short List der besten Anbieter. Nach Einblick in die detaillierten Geschäftszahlen der AUA im Zug einer Due Diligence-Prüfung soll es abschließend Vertragsverhandlungen mit den verbliebenen Investoren geben.
Einigung im Ministerrat
Die Regierung hat in ihrer gestrigen
Ministerratssitzung den Auftrag für einen Verkauf der ÖIAG-Anteile gegeben.
Die ÖIAG kann sich vollständig oder teilweise von ihren AUA-Anteilen
trennen, 25 Prozent plus eine Aktie sollen allerdings in österreichischer
Hand bleiben. Mit einer solchen Sperrminorität könnten wichtige Beschlüsse
eines künftigen ausländischen Mehrheitsaktionärs verhindert werden. Noch ist
offen, ob sich genügend private Investoren für die AUA finden, oder ob die
ÖIAG selbst als Kernaktionär einen Viertelanteil an der AUA behalten wird.
Die AUA ist nach Ansicht ihres Hauptaktionärs ÖIAG alleine nicht mehr überlebensfähig. Die Airline hatte im Halbjahr einen Verlust von knapp 50 Mio. Euro eingeflogen, für das Gesamtjahr 2008 wird ein Verlust zwischen 70 und 90 Mio. Euro erwartet. Der aktuelle AUA-Chef Alfred Ötsch war unter der Prämisse angetreten, der AUA ein Überleben aus eigenständige Airline ("Stand alone-Strategie") zu ermöglichen.
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Grünes Licht für den Start des AUA-Verkaufs: Wie erwartet, beauftragte der Ministerrat gestern die Beteiligungsholding ÖIAG mit der Veräußerung des Staatsanteils (42,75 %) an der Airline. Der Verkauf soll bis Ende 2008 erfolgen. Damit gibt die Regierung der ÖIAG mehr Zeit als erwartet – zuvor war von einer Deadline Ende Oktober die Rede gewesen.
Im Privatisierungsauftrag sind einige Bedingungen festgeschrieben, u.a. der Erhalt einer österreichischen Sperrminorität an der AUA zur möglichst weitreichenden Absicherung von Arbeitsplätzen und Standortinteressen.
Zweifel am Zeitdruck
Die Partnersuche für die AUA solle
„umgehend“ beginnen, heißt es in dem gestern vom Ministerrat verabschiedeten
Papier. Es bestehe „dringender Handlungsbedarf, um die Zukunft von Austrian
Airlines abzusichern“. Sollte der Verkauf nicht schnellstmöglich gelingen,
drohe der AUA ein massives Sparprogramm mit Streckenstreichungen und
Personalabbau.
An einer derart dramatischen Lage der AUA kamen zuletzt Zweifel auf. In der deutschen WirtschaftsWoche wird ein namentlich nicht genannter AUA-Manager dahin gehend zitiert, dass es der AUA deutlich besser gehe als bisher dargestellt. Man habe dramatisieren müssen, um den Privatisierungsauftrag zu beschleunigen. Tatsache bleibt aber, dass die AUA im 1. Halbjahr 2008 knapp 50 Mio. Euro Verlust machte und für das Gesamtjahr mit bis zu 90 Mio. minus gerechnet wird.
Bieterverfahren
Für die Interessenten – als Favorit gilt die
deutsche Lufthansa – könnte die AUA jedenfalls letztlich teurer werden als
gedacht. ÖIAG-Chef Peter Michaelis kündigte ein „offenes, transparentes und
faires Bieterverfahren“ an.
Deutsche Medien spekulieren indes bereits, dass AUA-Vorstandsmitglied Andreas Bierwirth (37), der von der Lufthansa kommt, bei einer Übernahme durch die Deutschen AUA-Boss werden könnte.
Kritik der Opposition
Kritik am Beschluss übten Oppositions-
bzw. nicht im Parlament vertretene Parteien. Statt ÖIAG-Chef Michaelis
sollten Fachleute für die AUA-Privatisierung herangezogen werden, fordert
die FPÖ. Die Grünen sprechen von einer "verwaschenen
großkoalitionären Lösung". Die Regierung agiere
widersprüchlich, sie ziehe weder eine Vollprivatisierung durch noch schaffe
sie eine echte Steuerungsmöglichkeit über die ÖIAG. Das Liberale Forum (LIF)
spricht von einer "Augenauswischerei", die Entscheidung werde auf
die nächste Regierung überwälzt. Die von der Regierung fixierten Bedingungen
hätten für ernsthafte Interessenten und damit auch für das Wohl der AUA "gravierende
Nachteile". Das BZÖ fordert eine Standort- und Arbeitsplatzgarantie für
einen Käufer der AUA-Anteile.
An der Wiener Börse lag die AUA-Aktie am Nachmittag mit 4,23 Euro gegenüber dem Vortagesschlusskurs um 2,2 Prozent im Plus.